Die alte Streitfrage, ob volkswirtschaftliche Prosperität nur bei steigenden Preisen oder auch bei sinkenden Preisen möglich ist, berührt den Kern des Problems der Preisstabilisierung. Obwohl die allgemeine Meinung dahin geht, dass eine stetige langsame Aufwärtsbewegung der Preise für die allgemeine Wohlfahrt günstiger ist als eine nach unten gerichtete Preistendenz (etwa weil bei steigenden Preisen der Beschäftigungsgrad der Wirtschaft besser ist), so ist es doch ein Vorurteil, dem ganz besonders die Inflationsenthusiasten huldigen, dass ein Gedeihen der Volkswirtschaft nur bei steigenden Preisen möglich ist.
Gewöhnlich werden sowohl die Vorteile steigender als auch die Nachteile sinkender Preise für das wirtschaftliche Ganze überschätzt. Insbesondere lässt sich nicht erweisen, dass ein Steigen der Preise im Ganzen sinkenden Preisen vorzuziehen sei, und wahrscheinlich sind die Unterschiede zwischen Zeiten steigender und sinkender Preise viel weniger bedeutungsvoll, als man gewöhnlich glaubt. Die Wirtschaftsgeschichte lehrt, dass stärkster wirtschaftlicher Verfall in Zeiten steigender Preise fällt und dass wirtschaftliche Blütezeiten gerade durch sinkende Preise charakterisiert sind.
Konjunkturindikatoren
Der vom Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) herausgegebene Index beruht auf der Befragung von 350 Analysten und Finanzmarktexperten. Sie geben dabei ihre Einschätzung über die künftige Wirtschaftsentwicklung ab. Der Index zur mittelfristigen Konjunkturentwicklung ergibt sich aus der Differenz der positiven und negativen Erwartungen über die künftige Wirtschaftsentwicklung. Er wird zur Monatsmitte erhoben.
Der international beachtete Index basiert auf einer Befragung von etwa 7000 Unternehmen aus Bau, Einzelhandel und Industrie. In einem Fragebogen beurteilen sie ihre gegenwärtige Geschäftslage sowie die Erwartungen für die Zukunft. Beide werden im Geschäftsklima zusammengefasst. Der Index ergibt sich aus dem Saldo der Antworten „gut“ und „schlecht“.
Wird von der britischen Forschergruppe Markit erhoben. Er beruht für Deutschland auf Umfragen unter Einkaufsmanagern von 500 repräsentativ ausgewählten deutschen Industrieunternehmen. Bestandteile des Index sind Auftragseingänge, Preise und Beschäftigung. Der Index hat einen relativ kurzen Vorlauf gegenüber der Produktion.
Umfasst den Bargeldumlauf und die Sichteineinlagen, wie zum Beispiel Sparbücher. Da die in M1 enthaltenen Bestandteile direkt für Transaktionen zur Verfügung stehen, deutet ein Anstieg darauf hin, dass die Kaufbereitschaft der Konsumenten und Unternehmen steigt. Der Indikator hat einen Vorlauf von zwei bis drei Quartalen.
Der BDI ist ein Preisindex für die Verschiffungskosten wichtiger Rohstoffe wie Stahl, Eisenerz, Kohle und Getreide auf Standardrouten. Er wird durch das Angebot an frei stehendem Schiffsladeraum und die Hafenkapazitäten beeinflusst. Da Rohstoffe als Vorprodukte am Anfang der Wertschöpfungskette stehen, ist der BDI ein guter Frühindikator für die Weltkonjunktur.
Der Index des Nürnberger Marktforschungsinstituts GfK prognostiziert die Veränderung der monatlichen privaten Konsumausgaben. Hierfür werden 2000 repräsentativ ausgewählte Personen nach ihren Einkommens- und Konjunkturerwartungen befragt.
Wie könnte es auch anders sein? Kommt es doch nicht auf die bloße Tatsache des Steigens und Fallens der Preise an, sondern vielmehr darauf, was dieses Steigen und Fallen der Preise repräsentiert, wovon es eine Wirkung oder ein Symptom ist. Steigen und fallen die Preise innerhalb kurzer Zeit, so kann man beinahe als sicher entnehmen, dass nicht monetäre Faktoren, sondern andere Umstände dahinterstecken. Wenn sinkende oder stark sinkende Preise durch technische Fortschritte, durch Erhöhung des Produktivitätsgrades der Volkswirtschaft, bewirkt sind, so sind sinkende Preise vorteilhaft und erwünscht.
Wenn andererseits das Steigen der Preise die Folge einer vorangehenden Kreditinflation ist, so sind steigende Preise ein höchst problematischer Gewinn. Vieles spricht sogar dafür, dass die größten Fortschritte nicht bei steigenden, sondern bei sinkenden Preisen gemacht werden – aus dem einfachen Grund, weil sinkende Preise in aller Regel eine bessere Unternehmerauslese bewirken. Bei hohem Preisniveau erfolgreicher Unternehmer zu sein ist keine Kunst, aber erst wenn die Preise weichen und stürzen, kann der Unternehmer seine schöpferischen Qualitäten bewähren.
Dauernd steigende Preise verhindern geradezu, dass die Spreu vom Weizen sich scheidet. Zu dieser Auslese der leitenden Persönlichkeiten der Wirtschaft können auch die Verwalter des nationalen Leihkapitals, die Banken, mit beitragen, und vielleicht ist das sogar eine ihrer volkswirtschaftlichen Hauptaufgaben, in dem sie bei sinkenden Preisen in der Gewährung von Darlehen vorsichtiger und sorgfältiger sein werden als bei steigenden Preisen. Die künstliche Kreditschöpfung und die dadurch ermöglichte Verfügung über Kapital bietet noch keine Gewähr, dass in der Produktionssphäre wirklich reales Kapital gebildet wird, und noch viel unsicherer ist es, ob die Kapitalverfügung an den besten und nicht vielmehr gerade an einen schlechten Wirt gelangt und dadurch Fehlleistung und volkswirtschaftlichen Verlust bedeutet. Denn diese durch zusätzliche Kredite geschaffene Kapitalbildung geschieht nicht nach rationalen Gesichtspunkten, nicht nach den Gesetzen der Kapitalverwertung, sondern ist weitgehend willkürlich.
Als weiterer Vorteil sinkender Preise wäre anzuführen, dass sie eine gerechtere Verteilung des gesellschaftlichen Einkommens sichern, dadurch dass sie im Allgemeinen eine Erhöhung der Realeinkommen der ärmeren Klassen bedeuten. Insofern das geschieht, ohne dass die Gesamtproduktivität der Volkswirtschaft sich vermindert, bedeuten sinkende Preise auch in dieser Hinsicht keinen Verlust, sondern einen Gewinn für ein Land. Und schließlich werden bei sinkenden Preisen alle gesellschaftlichen Klassen, insbesondere aber die Arbeiter, zu einer vorsichtigeren und klügeren Einkommensverwendung gezwungen als dann, wenn sie bei steigenden Preisen und Löhnen der Geldschleier dazu verführt, ihr Realeinkommen und die Gunst ihrer Lage zu überschätzen.
Das Programm der Preisstabilisierung durch Eingriff in die Geld- und Kreditverfassung scheint mir nicht nur eine diktatorische Kontrolle und Umwälzung der bestehenden Geld- und Kreditverfassung zu fordern, sondern auch eine Kontrolle des technischen Fortschrittes überhaupt.