Preisentwicklung Inflation im Einkaufswagen

Inflation bei Aldi und Lidl: Nahrungsmittel sind dort bis zu 43 Prozent teurer als im Vorjahr. So lang die Preissteigerung im Discounter bleibt, kein Problem. Aber welche Branchen reagieren wie auf Inflationsprognosen?

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Perfekte Pommes von

Kaffee ist mehr als 30 Prozent teurer als im Vorjahr, Butter kostet fast ein Viertel mehr, Tiefkühl-Pommes sind bis zu 43 Prozent teurer. Die Inflation ist beim Discounter angekommen. Die hat der Fachinformationsdienst Preiszeiger im Mai unter die Lupe genommen und festgestellt: Die Mehrheit der Lebensmittel in den Billig-Supermärkten ist teurer geworden. Wo 250 Gramm Butter vorher 85 Cent gekostet haben, kostet das halbe Pfund jetzt 1,15 Euro. Auch Kartoffeln und Weißkohl sind fast ein drittel teurer als im Vorjahreszeitraum. Grundlage der Berechnungen waren die Preise eines typischen Warenkorbes mit 49 verschiedenen Produkten. Außerhalb von Aldi und Lidl sind die Lebensmittelpreise in Deutschland im letzten Jahr um durchschnittlich sieben Prozent gestiegen.

Lebensmittel sind allerdings nicht nur sichtbar teurer werden. Oftmals ist auch einfach weniger in der Packung drin – zum gleichen Preis. Verbraucherschützer kritisieren zwar solcherlei Mogelpackungen – bislang aber mit nur mäßigem Erfolg. Die Hersteller wollen und müssen Profit machen – das werfen ihnen auch die Verbraucherschützer nicht vor. Preissteigerungen zu verschleiern, stößt ihnen dagegen übel auf.

Mit Mogelpackungen die Preise erhöhen

Dass die Preise für Lebensmittel steigen und mitunter auch die Packungen schrumpfen, ist kein Wunder: Die Rohstoffpreisen klettern munter weiter nach oben und verteuern nicht nur Benzin, sondern auch Zucker, Kakao, Kaffee und Weizen. Zwar wächst die deutsche Wirtschaft gerade gewaltig, mit ihr aber auch die Inflation: Im April stieg sie auf 2,4 Prozent – prognostiziert hatten die Ökonomen von Internationalem Währungsfonds (IWF) und Europäischer Zentralbank (EZB) 1,9 Prozent. Die tatsächlich eingetretenen 2,4 Prozent sind laut Statistischem Bundesamt die höchste Teuerung seit Oktober 2008.

Preiskampf bei den Discountern

Für die Ermittlung der offiziellen Teuerungsrate lagen jedoch nicht nur Butter, Saft und Pommes frites vom Discounter im Einkaufswagen: Die Statistiker erfassen die Preise von circa 700 Gütern, inklusive Versicherungen und Wohnungspreise pro Quadratmeter. Die Preise steigen nicht erst seit April: Zwei Jahre lang lag die Inflationsrate relativ niedrig. Seit Januar 2011 steigen nun Produkte aus dem alltäglichen Leben stetig im Preis. Der Handel hatte schon zu Beginn des Jahres angekündigt, die hohen Preise an die Kunden weitergeben zu müssen. Discounter wie Lidl oder Aldi zögern einen solchen Schritt möglichst weit hinaus, um den Preiskampf gegen die Konkurrenz nicht zu verlieren. Andere Lebensmittelläden und Supermärkte sind da meist schneller.

Grundsätzlich reagieren nicht alle Branchen gleich schnell auf die Inflation. Während der Preis für Lebensmittel deutlich steigt, können die Hersteller von Unterhaltungselektronik seit Jahren immer billiger produzieren und somit auch verkaufen. Auch werden Autos nicht deshalb teurer, weil die Spritpreise durch die Decke gehen.

Mit dem Benzinpreis soll es im Übrigen weiter bergauf gehen, auch wenn der Preis kurzfristig gesunken ist. Durch eine stetig weiter steigende Nachfrage aus Asien soll der Rohölpreis laut Experten noch einige Zeit auf hohem Niveau bleiben. Das betrifft sowohl die Benzin- als auch die Heizölpreise.

Teuerung trifft vor allem Niedriglöhner

Die EZB geht davon aus, dass auf die 17 Euro-Länder in 2011 eine Teuerungsrate von 2,5 Prozent zukommt. Beim IWF rechnen die Analysten damit, dass es noch weiter aufwärts geht: Sie erwarten in Europa eine Inflation von 3,8 Prozent. Eine solche Entwicklung beträfe vor allem Geringverdiener. Diese geben Studien zufolge einen Großteil ihres Gehaltes für Konsum aus.

Weitere Zinserhöhungen in 2011

 Für das kommende Jahr sagt die EZB wieder eine Inflationrate von insgesamt 1,9 Prozent voraus – das wäre eine Rückkehr zur Preisstabilität nach der Definition der Europäischen Zentralbank. Dass dann der Leitzins nach der jüngsten Anhebung wieder auf ein Prozent gesenkt wird, ist allerdings höchst unwahrscheinlich. Experten rechnen mit zwei weiteren Zinserhöhungen in 2011.

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