Der Technologie-Konzern hat sich verschuldet, um die Aktienrückkäufe zu finanzieren.
Ein völlig absurder Vorgang. Apple hat sich 17 Milliarden US-Dollar am Markt geliehen, um seine buybacks zu tätigen. Dabei verfügt der Konzern über Barreserven in Höhe von rund 150 Milliarden Dollar. Nur: Das Geld liegt in Steueroasen. Würde Apple es in die USA zurückholen, müssten sie ordentlich Steuern zahlen. Das wollen sie nicht. Also verschulden sie sich lieber – obwohl der Technologiekonzern reich ist wie kaum ein zweites Unternehmen. Statt auf Nachhaltigkeit und auf Innovationen zu setzen, hat sich bei Apple die Wall-Street-Mentalität durchgesetzt. Und die Politik schaut zu.
Warum hören alle – vom mächtigen Apple-CEO Tim Cook bis zum US-Präsidenten Barack Obama – auf die Wall Street?
Es gibt drei Gründe: Zum einen profitiert die Elite. Die Spitzenmanager, die ja selbst große Aktienpakete ihres Unternehmens haben, verdienen gut mit. Die Politik wiederum bekommt hohe Wahlkampfspenden von der Wall Street. Selbst in diesem Wahlkampf – in dem die Finanzindustrie verbal attackiert wird – sind sechs der zehn größten Einzelspender Hedgefonds-Manager. Punkt drei: Der Glaube an die Kraft des Marktes ist so groß, dass Widerspruch unvernünftig erscheint. Und so holte sich bisher jeder US-Präsident Berater oder gar Minister ins Weiße Haus, um mit ihnen über vermeintliche Regulierungen zu sprechen. Das ist schon tragisch-komisch.
Sie schreiben in Ihrem Buch, wie ein ehemaliger Obama-Berater auf Nachfrage, wieso man bei der Ausarbeitung von Gesetzen zur Bankenregulierung auf Banker hört, irritiert reagierte.
Ich war 2013 mit ein paar Kollegen zu einem Hintergrundgespräch mit einem ehemaligen führenden Mitglied aus der Regierung eingeladen. Thema war die Bankenregulierung. Ich hatte kurz zuvor recherchiert, dass Besprechungen zu einem Gesetzesentwurf in diesem Bereich zu 93 Prozent mit Mitgliedern aus der Finanzindustrie stattgefunden haben.
Die wichtigsten Begriffe in der Kapitalismus-Debatte
Unter Geldmenge versteht man den gesamten Bestand an Geld, der in einer Volkswirtschaft zur Verfügung steht. Die Geldmenge kann durch Geldschöpfung erhöht und durch Geldvernichtung gesenkt werden. In der Volkswirtschaftslehre und von den Zentralbanken werden verschiedene Geldmengenkonzepte unterschieden, die mit einem M, gefolgt von einer Zahl bezeichnet werden. Für M1 und die folgenden Geldmengenaggregate M2 und M3 gilt stets, dass das Geldmengenaggregat mit einer höheren Zahl das mit einer niedrigeren einschließt. Eine niedrigere Zahl bedeutet mehr Nähe zur betrachteten Geldmenge und zu unmittelbaren realwirtschaftlichen Transaktionen. Die Geldbasis M0 stellt die Summe von Bargeldumlauf und Zentralbankgeldbestand der Kreditinstitute dar. Geldvolumen M-1 = Bargeldumlauf ohne Kassenbestände der Banken, aber einschließlich Sichteinlagen inländischer Nichtbanken. M-2 = Geldvolumen M-1 zuzüglich Termingelder inländischer Nichtbanken mit Laufzeiten unter vier Jahren. M-3 = Geldvolumen M-2 zuzüglich Spareinlagen inländischer Nichtbanken mit gesetzlicher Kündigungsfrist.
Die Goldparität ist der fixierte Wert einer Währungseinheit gegenüber dem Goldpreis. Sie entspricht der Menge von Gold in Gramm, die man für eine Währungseinheit erhält. Diese Menge ist im Rahmen eines Goldstandards staatlich oder durch internationale Vereinbarungen festgelegt. Über den Wert des Goldes ist damit der Wert der Währung bestimmt. Bei der Goldparität handelt sich um einen Sonderfall der Wechselkursparität. Ein mögliches Beispiel hierfür ist die Festlegung des Wertes des Dollars im Bretton-Woods-System. Die Goldparität des Dollars besteht jedoch seit Ende der 1960er nicht mehr, da sie durch Sonderziehungsrechte des Internationalen Währungsfonds ersetzt wurde.
Bezeichnung für eine Inflation, bei der die Preise langsam, nahezu unmerklich steigen. Meist wird von schleichender Inflation bei relativ geringen jährlichen Preissteigerungsraten von unter 5 Prozent gesprochen.
In verschiedenen Bedeutungen verwendeter Begriff. Wird häufig den Begriffen Geld oder Vermögen gleichgesetzt. Volkswirtschaftlich einer der drei Produktionsfaktoren neben Arbeit und Boden. Gesamtwert aller Güter, mit denen die Unternehmung arbeitet (Aktivseite der Bilanz). Buchhalterisch die Posten des Gesamtvermögens, die auf der Passivseite der Bilanz ausgewiesen werden. Auch: für Investitionen zur Verfügung stehendes Geld (Geldkapital).
Der Markt ist ein ökonomischer Ort des Tausches, an dem sich durch ein Zusammentreffen von Angebot und Nachfrage Preise bilden.
Beziffert, welchen Anteil des BIP der Staat und die Sozialversicherungen ausgeben.
Steuern sind Zwangsabgaben, die ein öffentlich-rechtliches Gemeinwesen (der Staat) von Personen oder Unternehmen verlangt, um seinen Finanzbedarf zu decken und seine Aufgaben erfüllen zu können. Steuern sind die Haupteinnahmequelle von Bund, Ländern und Gemeinden. Ein Anspruch auf eine konkrete Gegenleistung besteht nicht. Rechtliche Grundlage für alle Steuern in Deutschland ist die Abgabenordnung (AO). Über Steuern hat der Staat die Möglichkeit, das Verhalten seiner Bürger zu lenken, z.B. kann die Erhöhung der Tabaksteuer oder der Stromsteuer zu einem verminderten Konsum führen. Wenn die persönlichen Verhältnisse von Steuerpflichtigen berücksichtigt werden, handelt es sich um Personen-Steuern, ansonsten um Objekt-Steuern. Artikel 106 im Grundgesetz teilt die Steuern in vier Kategorien ein: Gemeinschaftssteuern (Verbundsteuern), Bundessteuern, Ländersteuern und Gemeindesteuern.
Welch ein Irrsinn. Das kommentierte der Obama-Berater mit der Rückfrage: „Mit wem hätten wir denn sonst sprechen sollen?“ Es kam der Regierung offenbar gar nicht in den Sinn, Ökonomen, Verbraucherschützer oder Think Tanks zu konsultieren. In dem Moment wusste ich, dass ich das Buch „Makers & Takers“ schreiben musste.
Inzwischen bezeichnen sich nur noch 19 Prozent der US-Amerikaner zwischen 14 und 29 Jahren als Kapitalisten. Nur 42 Prozent von ihnen halten den Kapitalismus, jenes System, das die USA zum reichsten Land der Welt machten, für eine gute Idee. Dennoch spielen sie nach deren Regeln.
Leider haben wir in den USA – anders als etwa in Europa – über Jahrzehnte den Schein aufgebaut, dass Schulden völlig normal und per se nichts Schlechtes sind. Dass Verbindlichkeiten für Aufbruch stehen, für Investitionen in die Zukunft. Das mag bis zu einem gewissen Grad richtig sein, etwa wenn kleine und mittelständischen Unternehmen in ihre Fabriken investieren oder Privatpersonen Eigentum erwerben und etwa ein Haus kaufen. Leider neigen wir in den USA zu Extremen …
… und so sieht man an den Universitäten Studenten sitzen, die die teuersten Computer und Smartphones haben; so sind die Cafés und Restaurants in New York trotz immenser Preise immer voll und so feiert die Autoindustrie einen Absatzrekord nach dem anderen, obwohl die Löhne stagnieren. Wie machen die US-Konsumenten das?
Die Ausgaben sind zu 99 Prozent kreditfinanziert. Unsere Studenten sind maximal verschuldet, da hat sich eine riesige Blase gebildet. Die US-Amerikaner hantieren mit fünf oder sechs Kreditkarten, immer im Glauben, dass sie die Rechnungen eines Tages schon bezahlen können. Das neue Auto wird mit der zweiten oder dritten Hypothek auf das Haus finanziert. Und zum Autokauf lässt man sich noch 2000 oder 3000 Dollar Cash auszahlen.