Schweiz SNB wappnet sich für neue Marktturbulenzen

Die Schweizer Währungshüter sind nervös. Denn in unruhigen Zeiten flüchten Anleger traditionell in den sicheren Franken. Die hoch bewertete Landeswährung schwächt jedoch den Export der eigenen Wirtschaft.

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Die SNB will die aus ihrer Sicht überbewertete Landeswährung schwächen und damit die exportorientierte heimische Wirtschaft stützen. Quelle: dpa

Bern Die Schweizerische Nationalbank (SNB) stellt sich auf ein turbulentes neues Jahr ein – womöglich mit weiteren Schwierigkeiten durch einen steigenden Franken. Probleme durch die hohe Verschuldung einiger Länder und im internationalen Finanzsystem, der unabsehbare Kurs des künftigen US-Präsidenten Donald Trump sowie die Wahlen in Deutschland und Frankreich könnten nach SNB-Einschätzung zu Verwerfungen an den Devisenmärkten führen. Das macht die Währungshüter nervös: Denn in unsicheren Zeiten flüchten Anleger gerne in den sicheren Hafen Franken. Die SNB will die aus ihrer Sicht überbewertete Landeswährung jedoch schwächen und damit die exportorientierte heimische Wirtschaft stützen. Deshalb hält sie anders als die US-Notenbank (Fed) an ihrer expansiven Geldpolitik fest. SNB-Präsident Thomas Jordan und seine beiden Direktoriumsmitglieder sind bereit, weiter am Devisenmarkt zu intervenieren. Auch eine weitere Zinssenkung wird nicht ausgeschlossen.

„Es sind sehr viele Unsicherheiten, die wir im Moment haben“, sagte Jordan. „Beide Elemente - Negativzins und Interventionsbereitschaft sind sehr wichtig.“ Bei den Zinsen sei die SNB bereits weit gegangen. Die SNB beließ das Zielband für ihren Referenzzins Dreimonats-Libor unverändert bei minus 1,25 bis minus 0,25 Prozent. Die Banken müssen für ihre Sichteinlagen bei der Notenbank ab einem gewissen Freibetrag weiterhin Strafzinsen von 0,75 Prozent zahlen. Mit den Negativzinsen will die Notenbank den Franken für Investoren unattraktiv machen. Sie sind jedoch eine starke Belastung für Banken, die wegen der Strafzinsen Milliardenbeträge bezahlen und diese Kosten zunehmend an vermögende Kunden weitergeben.

Die SNB setzt daher in erster Linie auf Interventionen am Devisenmarkt, um die heimische Währung zu schwächen. Sie kauft mit selbst gedruckten Franken Fremdwährungen wie Euro oder Dollar. Zu den Profiteuren zählen unter anderem Schweizer Luxusgüterkonzerne wie Swatch und Richemont sowie Chemiefirmen und Maschinenbauer. Denn ihre Waren sind bei einem starken Franken im Ausland deutlich teurer und somit weniger konkurrenzfähig.

Aber auch die Interventionen sind nicht ohne Nebenwirkungen, denn mit den milliardenschweren Eingriffen wächst die Bilanz der Notenbank. Sie war mit über 700 Milliarden Franken zuletzt bereits größer als die Wirtschaftsleistung des Landes. Dennoch will die SNB ihre Politik weiterführen. „Es gibt grundsätzlich keine Limite bei der Ausdehnung der Bilanz“, sagte Jordan. Allerdings müssten Vor- und Nachteile gründlich abgewogen werden.

Im Blick hatten die Währungshüter dabei zuletzt vor allem die Entwicklung des Franken zur wichtigsten Exportwährung Euro. Nun betonten sie jedoch ausdrücklich, die gesamte Währungssituation zu berücksichtigen. Analysten werteten das als Hinweis darauf, dass die SNB künftig einen etwas stärkeren Franken zulassen könnte. „Weil die Schweizer Konjunktur ansprechend läuft und weil der Dollar zum Franken deutlich aufgewertet hat“, erläuterte Cornelia Luchsinger Jaggi von der Zürcher Kantonalbank.

Grund dafür ist die Aussicht auf steigende Zinsen in den USA. Seit Trumps Wahlsieg Anfang November hat der Dollar zum Franken deutlich an Wert gewonnen, während der Euro jüngst an Boden verlor. Entsprechend erfreut zeigte sich Jordan über die Entscheidung der Fed, die am Mittwoch die Zinsen anhob. „Das ist ein sehr gutes Zeichen“ sagte er.

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