Serie Frühindikatoren (II) Konsumklima: GfK-Index soll besser werden

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Der Druck ist immens

Dennoch ist die Aufmerksamkeit der Märkte für den GfK-Index eher begrenzt. Nicht immer passen die Werte des Indikators und die realen Einzelhandelsumsätze widerspruchsfrei zusammen.

Einmal im Jahr schaut das Land dennoch nach Nürnberg. Ende November, wenn Bürkl an der Pressemeldung für den Dezember feilt. Dann bangen und hoffen die deutschen Einzelhändler, denn die Hälfte ihrer Jahresumsätze machen sie direkt vor Weihnachten. Da kann die Stimmungslage schon mal über Existenzen entscheiden.

2013 sagte Bürkl, die Deutschen seien in Shoppinglaune, der Konsum werde wachsen. Umso größer der Kater, als im Januar die offiziellen Zahlen folgten: Die Deutschen hätten im Dezember weniger Geld ausgegeben als im Vorjahr, teilte das Statistische Bundesamt mit. „Zahlen aus Wiesbaden werden oft als amtliche Endergebnisse verstanden“, wendet Bürkl ein. Dabei stimme das so nicht: Weil das Amt seine Zahlen möglichst schnell veröffentlichen soll, fließen nicht alle Branchen ein. Zudem kann das Amt seine Daten nachträglich beliebig oft korrigieren. Schaut man auf die revidierten Werte, zeigt sich, dass die GfK-Prognose oft näher an der Wahrheit ist als die frühen Zahlen aus Wiesbaden.

GfK-Konsumklima in Punkten. (zum Vergrößern bitte anklicken)

Auf das Bundesamt schimpfen will Bürkl dennoch nicht. Der Druck sei immens, so früh verlässliche Zahlen zu liefern kaum möglich. Außerdem verweist er auf methodische Unterschiede: Während bei Bürkls Frage nach geplanten Anschaffungen nicht nur Autos oder Kühlschränke, sondern auch Wohnungen und Häuser Erwähnung finden, laufen Immobilienkäufe in Wiesbaden unter einer ganz anderen Kategorie.

Wie aussagekräftig sind Frühindikatoren wirklich? Wie entstehen sie - und welche bewegen die Märkte am meisten? Eine neue Serie der WirtschaftsWoche stellt die wichtigsten Konjunkturbarometer vor.

Dennoch ist Bürkl sich bewusst, dass der GfK-Indikator seine Schwächen hat. In den vergangenen Jahren wurden viele Ausschläge beim Verbraucherverhalten nicht vorhergesehen. Die GfK wird den Index daher im Sommer einer Revision unterziehen.

Fakt ist: Die deutschen Konsumenten haben sich in den vergangenen 20 Jahren verändert. „Gesamtwirtschaftliche Aspekte wie Preiserwartungen und Arbeitslosigkeit spielen eine größere Rolle“, sagt Bürkl. Zumindest eine der Größen soll in Zukunft in den Indikator einfließen. Die Sparneigung, die laut GfK an Prognosekraft verloren habe, soll dafür weichen. Mal schauen, ob Bürkls nächstes Weihnachtsfest dann entspannter wird.

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