SNB führt Negativzins ein Schweizer Notenbank macht Ernst

Die Franken sollen zirkulieren, nicht bei Banken einlagern – so greift nun auch die Schweizer Nationalbank zum Instrument des Negativzinses. Indem sie große Guthaben belastet, will die Bank ihre Devisenziele durchsetzen.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Er sieht sich zu drastischen Maßnahmen gezwungen, um den Währungskurs zu drücken: SNB-Präsident Thomas Jordan. Quelle: Reuters

Zürich Der drohende Kollaps der russischen Wirtschaft, der Ölpreisverfall und die unsichere politische Lage in Griechenland zwingen die Schweizer Währungshüter zum Handeln. Weil verunsicherte Anleger ihr Geld massenhaft in den „sichern Hafen“ Franken tragen und die von der Schweizerischen Nationalbank (SNB) festgelegte Euro-Kursuntergrenze von 1,20 Franken unter Druck kam, führt die Notenbank Negativzinsen ein. Große Guthaben auf Girokonten der Notenbank werden künftig mit einem Abschlag von 0,25 Prozent belastet, teilte die Schweizerische Nationalbank (SNB) am Donnerstag mit. Die SNB strebt damit an, dass ihr Referenzzins Dreimonats-Libor in den negativen Bereich fällt. Das Zielband für den Dreimonats-Libor wird deshalb auf minus 0,75 bis plus 0,25 Prozent ausgedehnt. Der Negativzins wird auf Guthaben erhoben, die einen Freibetrag von zehn Millionen Franken pro Kontoinhaber übersteigen.

Dem Franken droht indes weiterer Aufwertungsdruck. Die Europäische Zentralbank (EZB) dürfte im Kampf gegen die Wirtschaftsflaute und eine Deflation in der Euro-Zone im kommenden Jahr zum Kauf von Staatsanleihen schreiten - im Fachjargon Quantitative Easing (QE) genannt.

„In den letzten Tagen haben verschiedene Faktoren zu einer stärkeren Nachfrage nach sicheren Anlagen geführt“, erklärte die SNB. „Die Einführung von Negativzinsen macht das Halten von Frankenanlagen weniger attraktiv und unterstützt damit den Mindestkurs.“ Die Notenbank bekräftigte, den vor mehr als drei Jahren eingeführten Euro-Mindestkurs von 1,20 Franken weiterhin mit aller Konsequenz durchsetzen zu wollen. Die Gemeinschaftswährung wurde zuletzt höher zu Kursen um 1,2070 Franken gehandelt.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%