Deutschlands Verbraucher sind mit unverändert guter Konsumlaune ins neue Jahr gestartet. Auch Terrorgefahr und Flüchtlingskrise hätten die Verbraucherstimmung im Januar nicht sonderlich trüben können, berichtet das Nürnberger Marktforschungsunternehmen GfK am Mittwoch in seiner neuesten Konsumklimastudie. Solange die Konjunktur stabil und die Arbeitsplätze sicher sind, dürfte sich das vorerst auch kaum ändern, sagte der GfK-Konsumforscher Rolf Bürkl der Deutschen Presse-Agentur.
Konjunkturindikatoren
Der vom Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) herausgegebene Index beruht auf der Befragung von 350 Analysten und Finanzmarktexperten. Sie geben dabei ihre Einschätzung über die künftige Wirtschaftsentwicklung ab. Der Index zur mittelfristigen Konjunkturentwicklung ergibt sich aus der Differenz der positiven und negativen Erwartungen über die künftige Wirtschaftsentwicklung. Er wird zur Monatsmitte erhoben.
Der international beachtete Index basiert auf einer Befragung von etwa 7000 Unternehmen aus Bau, Einzelhandel und Industrie. In einem Fragebogen beurteilen sie ihre gegenwärtige Geschäftslage sowie die Erwartungen für die Zukunft. Beide werden im Geschäftsklima zusammengefasst. Der Index ergibt sich aus dem Saldo der Antworten „gut“ und „schlecht“.
Wird von der britischen Forschergruppe Markit erhoben. Er beruht für Deutschland auf Umfragen unter Einkaufsmanagern von 500 repräsentativ ausgewählten deutschen Industrieunternehmen. Bestandteile des Index sind Auftragseingänge, Preise und Beschäftigung. Der Index hat einen relativ kurzen Vorlauf gegenüber der Produktion.
Umfasst den Bargeldumlauf und die Sichteineinlagen, wie zum Beispiel Sparbücher. Da die in M1 enthaltenen Bestandteile direkt für Transaktionen zur Verfügung stehen, deutet ein Anstieg darauf hin, dass die Kaufbereitschaft der Konsumenten und Unternehmen steigt. Der Indikator hat einen Vorlauf von zwei bis drei Quartalen.
Der BDI ist ein Preisindex für die Verschiffungskosten wichtiger Rohstoffe wie Stahl, Eisenerz, Kohle und Getreide auf Standardrouten. Er wird durch das Angebot an frei stehendem Schiffsladeraum und die Hafenkapazitäten beeinflusst. Da Rohstoffe als Vorprodukte am Anfang der Wertschöpfungskette stehen, ist der BDI ein guter Frühindikator für die Weltkonjunktur.
Der Index des Nürnberger Marktforschungsinstituts GfK prognostiziert die Veränderung der monatlichen privaten Konsumausgaben. Hierfür werden 2000 repräsentativ ausgewählte Personen nach ihren Einkommens- und Konjunkturerwartungen befragt.
Zwar rechnen nach GfK-Feststellungen viele Verbraucher in den kommenden Monaten mit leicht sinkenden Einkommen; das führe aber nicht dazu, dass sie größere Anschaffungen verschieben, berichtet Bürkl. Auch in Bezug auf die Konjunktur seien die Deutschen wieder etwas optimistischer. Dadurch rechnet die GfK für den Februar mit einem unveränderten Konsumklimaindex von 9,4 Punkten. Das Konsumklima bleibe weiter stabil, ist Bürkl überzeugt.
Zuversichtlich stimmt den Konsumforscher das wieder gewachsene Vertrauen der Bundesbürger in die Konjunktur. Der bei Umfragen unter rund 2000 Verbrauchern ermittelte Indikator für die Konjunkturerwartung liegt mit einem Wert von 4,2 wieder deutlich im Plus; im Dezember hatte er lediglich bei 2,9 gelegen, in der Boomphase vor einem Jahr allerdings bei 22,5 Zählern. „Allen Risiken zum Trotz gehen die Konsumenten derzeit davon aus, dass die deutsche Wirtschaft weiter moderat wachsen wird“, betonte Bürkl.
Dass die Börsen-Turbulenzen zum Jahresbeginn die Verbraucher weitgehend unberührt gelassen hat, überrascht Bürkl nicht: „Die Verbraucher reagieren darauf gelassen. Den die wenigsten sind in Aktien investiert“. Viele Verbraucher übersähen allerdings, dass die schwache Weltkonjunktur und der niedrige Ölpreis, die die Kursrückgänge ausgelöst hatten, mittelfristig auch auf die deutsche Konjunktur durchschlagen könnten. Für Viele zähle vorrangig die aktuell gute Arbeitsmarktlage und das anhaltende Wirtschaftswachstum.
Trotzdem sollten die aktuellen Risiken für das Konsumklima nicht unterschätzt werden, warnte Bürkl. Ein Terroranschlag in Deutschland oder auch das wachsende Gefühl der Verbraucher, von dem anhaltenden Flüchtlingsstrom finanziell überfordert zu sein, könnte die gute Verbraucherstimmung in Deutschland rasch kippen, sagte der Konsumforscher. „Das könnte die Menschen verunsichern. Und Verunsicherung ist Gift für das Konsumklima. Dann halten die Verbraucher rasch ihr Geld zusammen statt es in den Konsum zu stecken.“