Die wirtschaftlich erfolgreichste Stadt ist nicht unbedingt auch die Stadt, in der sich Familien das beste Umfeld bietet. Das zeigt das Ranking „familienfreundliche Stadt“, dass sich aus einigen Indikatoren des Wiwo-Städterankings zusammensetzt. Städte wie München, sind zwar wegen der ausgezeichneten Arbeitsmarktchancen attraktiv für Zuwanderer, zugleich machen es die hohen Mietpreise jedoch für Familien fast unmöglich, angemessen große Wohnungen zu bezahlbaren Preisen zu finden. Und so findet sich der Sieger in Sachen Familienfreundlichkeit auch jenseits der großen Zentren: Darmstadt. Auf den Plätzen folgen Jena, Erlangen, Heidelberg und Potsdam. Allesamt eher kleine Großstädte, die über ein starkes akademischen Umfeld verfügen.
Für das Ranking „familienfreundliche Stadt“ wurden die 71 kreisfreien Großstädte in Bezug auf sechs Faktoren verglichen. Zum einen flossen die Bildungschancen in die Bewertung ein, dafür wurden die Städte nach dem Anteil von Schulabbrechern ohne Abschluss und der Verfügbarkeit von Ausbildungsplätzen verglichen. Zudem flossen die Betreuungsmöglichkeiten für Kleinkinder in die Bewertung mit ein, dafür wurde die Anzahl von Kita-Plätzen verglichen. Außerdem wurde das städtische Umfeld auf seine Familienfreundlichkeit beurteilt. Dafür wurden die Anzahl der Straftaten und der Anteil naturnaher Flächen am Stadtgebiet untersucht. Zuletzt fließt eine Komponente ein, die abbildet, inwiefern das Verhalten der Bewohner der Städte selbst das familienfreundliche Klima spiegelt: Dafür wurde die Anzahl der Geburten pro Frau im entsprechenden Alter (Fertilität) verglichen.
Am Ende der Skala jedoch gleicht das Bild dem im gesamten Ranking. Denn hier tummeln sich die Städte aus dem Westen des Landes. Nur wenig besser schneiden Mönchengladbach (Platz 70), Gelsenkirchen (Platz 68), Bochum (Platz 67) und Oberhausen (Platz 66) ab. Dabei fällt vor allem negativ ins Gewicht, dass es in vielen dieser Städte zu wenige Ausbildungsplätze gibt, auch die Anteile naturnaher Flächen sind verhältnismäßig gering, die Zahl der Straftaten gemessen an den Einwohnern ist deutlich zu hoch. Anders als im Hauptranking gibt es in Sachen Familienfreundlichkeit jedoch auch Lichtblicke im Westen. So landet Remscheid auf einem hervorragenden sechsten Platz. Die Stadt glänzt vor allem mit einer geringen Anzahl von Straftaten (Platz 11) und Schulabbrechern (Platz 13), vor allem aber gibt es hier besonders viele junge Familien, die für Nachwuchs sorgen (Platz 3). Auch die benachbarten Städte Hagen (Platz 8) und Solingen (Platz 13), bieten Familien ein ausgezeichnetes Lebensumfeld.
Viele Städte haben Schwächen - besonders der Norden
Insgesamt eher schwach schneiden bei der Familienfreundlichkeit auch viele Städte aus dem Norden der Republik ab. Mit Oldenburg, Kiel, Osnabrück, Hamburg und Bremen stammen gleich fünf der schwächsten elf Städte aus dieser Region. Viele dieser Städte haben ihre Schwächen vor allem im Lebensumfeld für Familien: Der Anteil naturnaher Flächen ist hier besonders gering, auch die Anzahl der Straftaten verhältnismäßig gering. All das schlägt sich dann in einer deutlich unterdurchschnittlichen Geburtenrate nieder. Positive Ausnahmen bilden in diesen Wertungen die beiden Städte Wolfsburg (Platz 11) und Salzgitter (Platz 12), die vor allem da glänzen, wo ihre Nachbarn besonders schwach abschneiden: Sie gehören zu den Städten mit den bundesweit niedrigsten Verbrechensraten.
Achtbar schlagen sich auch die beiden Ranking-Champions aus Bayern: München und Ingolstadt belegen in Sachen Familienfreundlichkeit die Plätze 12 und 14. Eine bessere Bewertung scheitert vor allem am geringen Anteil naturnaher Flächen in der Stadt (Plätze 65 und 52). In München ist zudem die Fertilität extrem gering (Platz 52), in Ingolstadt kommt der Kita-Ausbau nur unterdurchschnittlich voran (Platz 48).
Im Vergleich der deutschen Metropolen ergibt sich in Fragen der Familienfreundlichkeit ein leicht differenziertes Bild. Am besten schneiden die auch wirtschaftlich starken Städte München (Platz 13) und Stuttgart (Platz 15) ab, mit einigem Abstand folgt Frankfurt (Platz 25). Eher schwach schneiden die beiden Millionenstädte Köln (49) und Berlin (56) ab, die jedoch auch in wirtschaftlichen Fragen nie ganz oben rangieren. Überraschend ist daher das ebenfalls schwache Abschneiden von Düsseldorf (Platz 46) und vor allem Hamburg (Platz 65), beides wirtschaftlich sehr leistungsstarke Städte. In beiden Städten ist die Kriminalität jedoch unterdurchschnittlich hoch, auch die Geburtenrate ist zu gering. Hamburg gehört zudem bei der Zahl der Schulabbrecher und der Anzahl der Ausbildungsplätze zu den Schlusslichtern.