Städteranking Die Autostädte Ingolstadt und Wolfsburg wachsen am schnellsten

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Glückliches Ingolstadt

Diese Städte holen auf
Platz 10: OldenburgIm Dynamikranking zeigt sich, welche Städte sich in den vergangenen fünf Jahren am besten entwickelt haben. Die niedersächsische Stadt Oldenburg gehört dazu. Die Aufklärungsquote der Straftaten veränderte sich um 6,3 Prozentpunkte, Rang 6. Auch bei der Kinderbetreuung hat sich in Oldenburg viel getan. Die Betreuungsquote der U3-Jährigen stieg im Untersuchungszeitraum um 21 Prozentpunkte. Keine andere Stadt kommt auf einen ähnlich guten Wert. Im Durchschnitt konnten die Städte die Quote „nur“ um 11,8 Prozentpunkte steigern. Und: Die Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Oldenburg veränderte sich zwischen den Jahren 2007 und 2012 um 15,5 Prozent (Bundesdurchcshnitt: 9,8 Prozent). Oldenburg erreicht damit Platz 6. Verschlechtert hat sich hingegen die Produktivität (BIP je Erwerbstätigen). Diese Kennziffer veränderte sich von 2007 bis 2011 um -1,3 Prozent (Rang 56). Insgesamt kommt Oldenburg im Niveauranking (jene Tabelle, die den Ist-Zustand bewertet) auf Rang 33. Eine detaillierte Auflistung der Stärken und Schwächen Oldenburgs finden Sie in unserer Infografik. Quelle: dpa Picture-Alliance
Platz 9: KasselDie documenta-Stadt setzt ihren Aufwärtstrend weiter fort. Nachdem Kassel bereits Platz 1 im Dynamikranking 2011 und Platz 3 im Dynamikranking 2012 belegte, erreicht die Stadt auch in diesem Jahr wieder eine Platzierung in den Top 10. In diesem Jahr fiel positiv auf, dass die Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten zwischen den Jahren 2007 und 2012 um 16,6 Prozent gesteigert werden konnte (Platz zwei). Im Mittel verzeichneten die Städte „nur“ einen Beschäftigungszuwachs von 9,8 Prozent. Gleichzeitig ging in Kassel der Anteil der ALG-II-Empfänger an der Bevölkerung zurück (3,2 Prozentpunkte, Rang zwei) – und auch die Zahl der Straftaten ging spürbar zurück (-17,6 Prozent, Rang 3). Die guten Nachrichten haben sich deutschlandweit offenbar noch nicht rumgesprochen: Die Zahl der Gästeübernachtungen ging gegen den Trend zurück (-0,3 Prozent, Rang 69). Eine detaillierte Auflistung der Stärken und Schwächen Kassels finden Sie in unserer Infografik. Quelle: dpa/dpaweb
Platz 8: BerlinDie Hauptstadt holt auf. Während es im Niveauranking weiterhin nur für einen durchschnittlichen 45. Rang reicht, stimmt wenigstens der Trend. Im Dynamikranking belegt Berlin in diesem Jahr den achten Rang. Durch die positive konjunkturelle Entwicklung in Deutschland war auch die Zahl der überschuldeten Erwachsenen in den deutschen Großstädten im Mittel rückläufig. In Berlin aber  veränderte sich der Anteil überdurchschnittlich gut. Um 2,1 Prozentpunkte ging der Anteil der Schuldner zurück, Platz 10. Auch besser als der Durchschnitt entwickelte sich der Anteil der Beschäftigten mit einem Hochschul- oder Fachhochschulabschluss. Er stieg zwischen 2007 und 2013 in allen Vergleichsstädten um durchschnittlich 3,1 Prozentpunkte. Berlin erreicht einen Wert von 4,7, was Rang 7 bedeutet. Negativ fällt ins Gewicht: Die Aufklärungsquote der Straftaten veränderte sich um -5,7 Prozentpunkte. Im Vergleich der Großstädte bedeutet das Rang 66. Eine detaillierte Auflistung der Stärken und Schwächen Berlins finden Sie in unserer Infografik. Quelle: dpa
Platz 7: BraunschweigDie Kinderbetreuungsquote der unter 3-Jährigen stieg in Braunschweig im Untersuchungszeitraum um 16,4 Prozentpunkte, das reicht für Rang 7. Die untersuchten Städte verbesserten sich bei der Betreuungsquote insgesamt um 11,8 Prozentpunkte. Auch gut: Die Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Braunschweig veränderte sich zwischen den Jahren 2007 und 2012 um 16,5 Prozent. Im Mittel verzeichneten die Städte einen Beschäftigungszuwachs von 9,8 Prozent. Braunschweig erreicht damit Platz 3. Dadurch stieg auch die Steuerkraft (Grundsteuer, Gewerbesteuer und die Anteile der Gemeinde an der Einkommen- und Umsatzsteuer) um 122 Euro je Einwohner, was Rang 5 im Deutschland-Vergleich bedeutet. Eine detaillierte Auflistung der Stärken und Schwächen Braunschweigs finden Sie in unserer Infografik. Quelle: dpa
Platz 6: WürzburgDie bayerische Stadt konnte sich auf gutem Niveau weiter verbessern. Die Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Würzburg veränderte sich zwischen den Jahren 2007 und 2012 um 15,2 Prozent. Im Mittel verzeichneten die Städte einen Beschäftigungszuwachs von 9,8 Prozent. Würzburg erreicht damit Platz 9. Auch immer mehr Frauen gehen einer Tätigkeit nach. Die Frauenbeschäftigungsquote stieg zwischen 2007 und 2012 um 6,0 Prozentpunkte (Rang 6). Und: Die Arbeitsplatzversorgung stieg zwischen 2007 und 2012 in allen Vergleichsstädten im Mittel um 4,1 Prozentpunkte. Würzburg erreicht einen Wert von 7,1, was Rang 2 bedeutet. Allerdings: Während die deutschen Städte im Vergleichszeitraum um durchschnittlich 0,9 Prozent wuchsen, sank die Einwohnerzahl von Würzburg um 1,0 Prozent (Rang 55 im Dynamikranking). Eine detaillierte Auflistung der Stärken und Schwächen Würzburgs finden Sie in unserer Infografik. Quelle: dpa
Platz 5: LeipzigZwei Mal Flop, drei Mal Top und oft überdurchschnittlich: Leipzig liegt im Dynamikranking 2013 auf Rang fünf – und dass, obwohl die Anzahl der Straftaten gegen den Deutschlandtrend (-3,2 Prozent) um 1,4 Prozent stiegen. Auch die Zahl der Schulabgänger, die ohne Hauptschulabschluss die Schule verlassen, stieg weiter und zwar um 2,7 Prozent (Rang 69). Im Mittel aller Großstädte konnte die Quote um 1,7 Prozent gesenkt werden. Dennoch überwiegen die positiven Meldungen: Die Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Leipzig veränderte sich zwischen den Jahren 2007 und 2012 um 20,0 Prozent. Keine Stadt in Deutschland hat einen höheren Beschäftigungszuwachs. Die Arbeitslosenquote der Jugendlichen sank zwischen 2008 und 2012 um 4,7 Prozentpunkte (Rang 2) und bei der Arbeitsplatzversorgung legte Leipzig um 5,3 Prozent zu (Rang 2). Dennoch bleibt viel zu tun. Im Niveauranking liegt die Ostmetropole nur auf Rang 50. Eine detaillierte Auflistung der Stärken und Schwächen Leipzigs finden Sie in unserer Infografik. Quelle: dpa
Platz 4: RegensburgSiebter im Niveauranking, Vierter im Dynamikranking: Regensburg überzeugt in allen Belangen. So stieg die Steuerkraft der Stadt (Grundsteuer, Gewerbesteuer und die Anteile der Gemeinde an der Einkommen- und Umsatzsteuer) um 97 Euro je Einwohner (Rang 7).  Auch die Jobsituation verbesserte sich. Die Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Regensburg veränderte sich zwischen den Jahren 2007 und 2012 um 16,4 Prozent. Im Mittel verzeichneten die Städte einen Beschäftigungszuwachs von 9,8 Prozent. Regensburg erreicht damit Platz 4. Die Arbeitsplatzversorgung stieg im gleichen Zeitraum um 6,3 Prozentpunkte, was Rang 3 bedeutet. Trotz der positiven Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt gibt es in Regensburg – gegen den Trend – einen Anstieg der überschuldeten Erwachsenen (0,6 Prozentpunkte, Platz 67). Eine detaillierte Auflistung der Stärken und Schwächen Regensburgs finden Sie in unserer Infografik. Quelle: dpa/dpaweb

Das zeigt sich auch bei den Steuereinnahmen. Derzeit wissen die Stadtoberen nicht wohin mit all dem Geld, das auf sie niederregnet. 2012 kassierte die Stadt über 442 Millionen Euro an Gewerbesteuer – ein Zuwachs von 273 Prozent gegenüber 2008. Wolfsburg ist seit 2012 schuldenfrei und kann in den kommenden Jahren mal eben 200 Millionen Euro in die Modernisierung seiner Schulen investieren, speziell in die naturwissenschaftliche Ausstattung.

Das Spiegelbild zu Wolfsburg liegt 526 Kilometer südlich. Im bayrischen Ingolstadt arbeiten rund um das zentrale Werk von Audi gut 50.000 Menschen, das Werksgelände ist doppelt so groß wie die historische Altstadt. Jobs gibt es hier en masse. In Ingolstadt liegt die Arbeitslosenquote bei 2,1 Prozent, das ist die niedrigste Quote aller deutschen Großstädte. Das Problem ist eher, überhaupt noch Fachkräfte zu finden. An dem kleinen Außenposten, den die Bundesagentur für Arbeit noch in Ingolstadt unterhält, baumelt ein Werbeplakat mit der Frage: „Sie suchen qualifizierte Arbeitskräfte?“ Ob es Arbeitsplätze gibt, muss hier keiner fragen. Im Dynamikranking liegt Ingolstadt hinter Wolfsburg auf Rang 2, im Niveauranking hinter Platzhirsch München ebenfalls auf Rang 2.



Städteranking 2013

In Ingolstadt zeigt sich im Guten, welche Folgen eine übermächtige Branche haben kann. An der Ausfallstraße Richtung Manching, zwischen Saunaclub und Matratzen-Outlet, hat der Familienbetrieb Büchl seinen Sitz. Auf den ersten Blick ein mittelständiger Entsorgungsbetrieb, wie es ihn in den Industriegebieten dieses Landes hundertfach gibt. Doch Büchl ist anders. 400 Mitarbeiter, Standorte in Ungarn und Mexiko. Die Erklärung für die Expansion ist einfach: Überall wo Audi hingeht, geht Büchl mit. Denn vom gewöhnlichen Müllentsorger ist das Unternehmen nach und nach zum Spezialdienstleister für Autofabriken geworden. Alles begann mit einem kleinen Auftrag aus dem Ingolstädter Audi-Werk, als der Konzern 1993 eine neue Fertigung in Ungarn eröffnete, übernahm Büchl gleich die komplette Werksentsorgung. Heute arbeiten fast 200 Mitarbeiter für Büchl in Györ.

Regionale Unterschiede

Der Städtetest zeigt zudem, wie groß auch im allgemeinen Aufschwung die regionalen Unterschiede ausfallen. Auffällig gut schneidet etwa die Rhein-Main-Region ab. Berlin erfreut sich einer regen Gründerszene, hat aber bezogen auf die Einwohnerzahl nach Bremerhaven und Gelsenkirchen die meisten Hartz-IV-Empfänger. In Köln gibt es mehr Jobs und mehr Einwohner, aber eine miserable Aufklärungsquote bei Straftaten. Stuttgart darf sich über Platz 5 im Niveauranking, die höchsten Patentzahlen und den fünfthöchsten Anteil Hochqualifizierter freuen.

Viele Strukturdaten haben sich aber verschlechtert, sodass es im Dynamikranking nur zu Platz 42 reicht. In Ostdeutschland zeichnet sich derweil eine Art Marktbereinigung unter den Städten ab. Während die Bevölkerung insgesamt schrumpft, profitieren einige Städte von internen Wanderungen. Rostock ist eine der Wachstumsgeschichten im Osten und punktet mit einem dynamischen Arbeitsmarkt (Platz 15) und hoher Lebensqualität. Ähnlich stark: Leipzig und Dresden. Nirgendwo stieg die Zahl der Beschäftigten schneller als in Leipzig (plus 20 Prozent seit 2007), nirgends sank die Jugendarbeitslosigkeit schneller als in Dresden (minus 5,7 Prozentpunkte). Wegen ihrer hübschen Altstädte müssen sich die Oststädte zudem um eines keine Sorgen machen: das Besucher lieber den Hinterausgang nehmen.

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