Städteranking Gute Orte für Geschäfte

Deutschlandkarte aus Sicht der Unternehmer: Ein Hoch im Norden, akute Unwettergefahr im Westen.

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Das Ruhrgebiet leidet besonders unter dem Abwanderungswillen - 7 seiner Städte landen auf den hinteren 10 Rängen. Quelle: gms

Wenn sie könnten, wie sie wollten, würde es unter deutschen Unternehmern eine größere Völkerwanderung geben. Denn viele von Ihnen sind offenbar keineswegs so zufrieden mit ihrem Standort wie, es öffentliche Bekenntnisse bei Preisverleihungen und Standortmessen in den meisten Fällen vermuten lassen. In einer Befragung der WirtschaftsWoche und des Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln (IW) gaben nur zwei Drittel aller Unternehmen an, dass sie sich im Zweifel erneut für den gleichen Standort entscheiden würden.  Mit anderen Worten: 30 Prozent aller deutschen Unternehmen spielen mit Abwanderungsgedanken.

Befragt wurden je 80 Unternehmen aus den 50 größten deutschen Städten, also insgesamt Vertreter von 4000 Betrieben. Neben der allgemeinen Zufriedenheit mit dem Standort wurde die Einschätzung der Stadtverwaltung, des Images, der öffentlichen Sicherheit sowie der Infrastruktur in den Bereichen Verkehr, Kultur und Bildung erhoben.

Die besten Städte für Unternehmen
Rang 10, Düsseldorf: Die Arbeitskosten sind in der Rheinmetropole überdurchschnittlich hoch (40.149 Euro, Rang 42), doch gleichzeitig punktet Düsseldorf mit der höchsten Produktivität Deutschlands. Jeder erwerbstätige Düsseldorfer erwirtschaftet ein Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Höhe von 89.412 Euro. Die Arbeitgeber vor Ort bescheinigen zudem auch der Stadt ein gutes Wirtschaften. 52,5 Prozent der Unternehmen finden, dass die Stadtverwaltung sparsam und wirtschaftlich arbeitet (Rang 4). Daraus folgt: Düsseldorf ist die zehntbeste Stadt für Unternehmen. Quelle: dpa
Rang 9, Oldenburg: Die „Stadt der Wissenschaft 2009“ belegt in keiner Kategorie einen Spitzenplatz, liegt aber in den meisten Punkten über dem Durchschnitt. So ist die Mehrheit der Unternehmen mit der Kostenbelastung in Oldenburg zufrieden (52,0 Prozent, Rang 13); die Sparsamkeit der Stadtverwaltung wird von 44,3 Prozent der Arbeitgeber gelobt (Rang 8). Quelle: PR Stadt Oldenburg (Oldb)
Rang 8, Freiburg: Der Gewerbesteuerhebesatz liegt in Freiburg bei 400 Prozent. Das ist der zweitniedrigste Wert im Bundesvergleich. 61,3 Prozent der Unternehmen sind zudem mit dem wirtschaftlichen Handeln und der Sparsamkeit der Stadtverwaltung zufrieden, ebenfalls Rang 2 im Städteranking 2011. Da die Produktivität aber unterdurchschnittlich ist, landet Freiburg im Unternehmens-Ranking nur auf Rang 8. Quelle: APN
Rang 7, Magdeburg: Die Hauptstadt Sachsen-Anhalts punktet mit den niedrigsten Arbeitskosten unter den deutschen Großstädten. Für Lohn- und Gehaltskosten, Lohnnebenkosten und Sozialleistungen zahlen die Unternehmen in Magdeburg durchschnittlich 29.021 Euro je Beschäftigtem. Zudem wird der Stadtverwaltung ein positives Zeugnis ausgestellt: 41,8 Prozent der Arbeitgeber sind mit deren Wirtschaftskompetenz zufrieden (Rang 13). Insgesamt landet Magdeburg damit auf Rang 7. Quelle: dpa
Rang 6, Hamm: Die Ruhrgebietsstadt galt einst als Hochburg des Bergbaus. Heute ist Hamm vor allem als Logistikstandort populär. Die Autobahnen 1 und 2 sowie drei internationale Flughäfen liegen schließlich in unmittelbarer Umgebung. Die Kostenbelastung für Unternehmen in Hamm ist überdurchschnittlich gering. 54,1 Prozent der Arbeitgeber halten die Kosten für Ver- und Entsorgung sowie die Grund- und Gewerbesteuer für zufriedenstellend, Rang 6. Auch die durchschnittlichen Arbeitskosten sind mit 33.346 Euro je Arbeitnehmer vergleichsweise gering (Rang 9). Quelle: dapd
Rang 5, Chemnitz: Die drittgrößte Stadt Sachsens ist die in Mitteldeutschland am stärksten industrialisierte Region. Neben den Kernbranchen Automobilindustrie und Maschinenbau sorgen zahlreiche Zulieferungsbetriebe in der Umgebung für Jobs. Die Arbeitskosten für Unternehmen sind sehr gering (29.458 Euro je Arbeitnehmer, Rang 2). Die Mehrheit der Arbeitgeber lobt zudem die Kostendisziplin der Stadtverwaltung (50,6 Prozent, Rang 6). Quelle: dpa
Rang 4, Osnabrück: Die Arbeitgeber in Osnabrück loben die Kostenbelastung für Unternehmen vor Ort. 61,5 Prozent der Arbeitgeber halten die Kosten für Ver- und Entsorgung sowie die Grund- und Gewerbesteuer für zufriedenstellend, Rang 2. Die Arbeitskosten liegen im oberen Mittelfeld (34.053 Euro je Beschäftigter, Rang 14), ebenso die Zustimmung der Unternehmen zu der Arbeitsweise der Stadtverwaltung (Anteil der Positivantworten: 41,6 Prozent, Rang 14). Quelle: PR Stadt Osnabrück

Große Metropolen sichern sich Spitzenplätze

Besonders ausgeprägt ist der Abwanderungswille im Ruhrgebiet.  In Herne, Hagen, Wuppertal oder Gelsenkirchen ist es nur gut die Hälfte aller Unternehmen, die sich erneut für den gewählten Standort entscheiden würden. Insgesamt landen sieben  Städte aus dem einstigen industriellen Herzen der Republik auf den hinteren zehn Rängen. Dies ist besonders bedenklich, wenn man ans andere Ende der Skala schaut, wo Zustimmungsquoten von beinahe 90 Prozent erreicht werden. Besonders beliebt sind demnach die großen Metropolen des Landes: Hamburg, Frankfurt, München und Stuttgart teilen sich die ersten fünf Plätze, unterbrochen nur von Freiburg. Auch Düsseldorf (Platz 10) und Nürnberg (11) schlagen sich noch recht beachtlich, während Berlin (Platz 23) abfällt.

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Unzufriedenheit im Ruhrgebiet

Kultur hui, Verwaltung pfui. Dass nur wenige Kölner Unternehmen an einen Standortwechsel denken, liegt vor allem an der kulturellen Attraktivität des Standorts - mit der Verwaltung ist man unzufrieden. Quelle: dpa/dpaweb

Auffallend ist, dass viele Unternehmer aus dem Ruhrgebiet ihre Unzufriedenheit offenbar nicht mit allgemeinen Standortfaktoren, sondern  vor allem dem Zustand der öffentlichen Verwaltung verbinden. Sowohl beim Kostenbewusstsein der ohnehin schon klammen Kommunen als auch bei der Wirtschaftsfreundlichkeit und der Modernität der Abläufe in der Öffentlichen Verwaltung landen viele Ruhrgebietsstädte ganz hinten.  Letztere Kategorie erfasst Fragen zur Geschwindigkeit von Verwaltungsverfahren und  zur Serviceorientierung der Beamten.

Welche Stadt macht die größten Fortschritte? Wo lebt es sich am sichersten? - Die Stärken und Schwächen der 50 besten deutschen Städte im Vergleich.

Vor allem Duisburg, Oberhausen, Hagen und Mülheim finden sich hier häufig auf den letzten Plätzen. Es wäre jedoch falsch, angesichts dieser Ballung die gesamte Region in die Kritik miteinzubeziehen.  So attestieren 60 Prozent aller Unternehmen der Stadtverwaltung von Hamm hohes Kostenbewusstsein (Platz 3), auch Gelsenkirchen landet in dieser Kategorie immerhin auf dem siebten Platz.  Hamm erzielt zudem  in den Kategorien Wirtschaftsfreundlichkeit (13) und Modernität (6) einen vorderen Platz. Bochum und Dortmund erzielen zwar in keiner der Kategorien hervorragende Ergebnisse, halten aber zumindest stets den Abstand zum unteren Drittel.

Imagepflege durch gutes Verwaltungsmanagement

Erstaunlich an den Ergebnissen ist, wie es einigen Kommunen gelingt über ein gutes Management ihrer Verwaltung ihr gesamtes Bild positiv zu gestalten.  Beispiele sind hier Braunschweig und Chemnitz, beides keine Städte die aufgrund touristischer Attraktivität oder kultureller Highlights auf eine besondere Anziehungskraft zurückgreifen können. Braunschweig belegt jedoch bei allen Fragen nach der öffentlichen Verwaltung einen der ersten drei Plätze, Chemnitz kommt zumindest in zwei der drei Kategorien unter die ersten fünf Städte. Sehr gute Platzierungen bei den Fragen nach der öffentlichen Verwaltung sorgen so dafür, dass deutlich weniger Unternehmen als in vergleichbaren Städten hier ihre Standortwahl infrage stellen.

Bei einigen Großstädten zeigt sich das umgekehrte Bild. In Berlin und  Köln stellt zwar nur eine moderate Zahl der Unternehmen  ihre Standortwahl grundsätzlich infrage, dies liegt jedoch allein an der generellen Attraktivität des Standorts in Bezug auf Kultur oder Image.  Denn mit der Verwaltung sind die Unternehmen mehr als unzufrieden: Sowohl Berlin als auch Köln landen bei Kostenbewusstsein und Modernität auf den hintersten Plätzen, auch bei der Wirtschaftsfreundlichkeit (Platz 34 und 38) sieht es nur unwesentlich besser aus.

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