Starker Euro, schwacher Export? Reißt der starke Euro deutsche Unternehmen in die Krise?

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Wechselkurseffekte

Welche Branchen optimistisch in die Zukunft blicken
Branchenausblick Logistik 2014 Quelle: dpa
Branchenausblick Maschinenbau 2014 Quelle: dpa
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Branchenausblick Gesundheitswirtschaft 2014 Quelle: dpa

Längst haben solche ausländischen Produktionsstätten nicht mehr (nur) mit den niedrigeren Produktionskosten vor Ort zu tun, sondern sind die klare Strategie, möglichst nahe an den Absatzmärkten zu produzieren. Im Zweifel muss auch gar nicht die komplette Produktion verlagert werden. Oft stammen, zum Beispiel im Maschinenbau, sowieso viele Einzelteile nicht aus Deutschland und werden dann nur hier zusammengesetzt. Werden Einzelteile aus Nicht-Euro-Ländern gekauft, können die bei einem stärkeren Euro günstiger gekauft werden.

Im betriebswirtschaftlichen Jargon wird von Natural Hedging gesprochen. Dahinter verbirgt sich die Strategie, Wechselkurseffekte nicht durch komplizierte Finanzgeschäfte abzusichern, sondern durch die Aufstellung des Unternehmens: Was in Dollar verkauft wird, soll möglichst auch in Dollar produziert werden - oder andersherum. So kann nicht durch Wechselkurseffekte aus einem profitablen Geschäft plötzlich ein Verlustbringer werden.

  • Absicherung. Neben diesem Natural Hedging setzen weltweit agierende Konzerne aber natürlich auch weiter auf Finanzgeschäfte, um sich vor den Folgen von Währungskursschwankungen zu schützen. So hieß es zum Jahresende 2013 bei Daimler etwa im Geschäftsbericht: "Für das Jahr 2014 haben wir bis Mitte Februar deutlich mehr als die Hälfte der Wechselkursrisiken abgesichert." Solche Absicherungsgeschäfte geben den Konzernen Planungssicherheit. Sie sind aber kostspielig und werden bei starkem Euro tendenziell noch teurer.
  • Anpassung. Die deutsche Exportwirtschaft ist es durchaus gewohnt, dass ihre Währung sich zum Beispiel im Vergleich zu den USA verteuert. Seit 1955 war das - abgesehen von kurzen Ausnahmen wie 80 bis 85 und 95 bis 2002 - die Regel. Trotzdem ist der Export in die USA nicht eingebrochen, ganz im Gegenteil. 2013 waren die USA für Deutschland immer noch der zweitwichtigste Handelspartner (nach Frankreich) beim Export. Exportunternehmen reagieren zwar auf die Währungskursentwicklung: Sie bauen die Geschäftsbeziehungen zu anderen Ländern aus, verlagern die Produktion und sichern sich mit Finanzgeschäften ab. Vom Export abhalten lassen sie sich aber nicht. Langfristige Trends in den Wechselkursen stören sie daher auch weniger als heftige, kurz- und mittelfristige Schwankungen.

Zur Einordnung ist es auch gut zu wissen, dass der Euro derzeit noch keinesfalls auf Rekordniveau notiert. Der handelsgewichtete Euro-Kurs zu den 20 wichtigsten Handelspartnern steht derzeit knapp neun Prozent unter dem Niveau von Ende 2008. Und der Euro-Dollar-Kurs stand im Frühjahr 2008 schon mal fast 16 Prozent höher.

Fazit: Auch die deutschen Unternehmen werden in ihren Quartalsberichten von ungünstigen Wechselkurseffekten berichten. Miese Ergebnisse muss das aber noch lange nicht bedeuten.

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