Steigende Inflation Draghi droht noch mehr Ärger in Deutschland

Die Bundesbank rechnet damit, dass die Inflation in Deutschland im Januar auf gut zwei Prozent steigt. Das dürfte die Kritik an der Niedrigzinspolitik der EZB weiter anfachen.

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EZB-Chef Mario Draghi: Der Druck auf ihn dürfte zunehmen, die Geldpolitik zu straffen. Quelle: AP

Frankfurt Für Mario Draghi, den Präsidenten der Europäischen Zentralbank (EZB), könnte es in den kommenden Wochen noch ein bisschen schwerer werden, die ultralockere Geldpolitik der Notenbank zu rechtfertigen – zumindest in Deutschland. Denn dort werden nach Schätzungen der Bundesbank die Preise weiter steigen. Im Januar könnte „die Rate gut zwei Prozent erreichen“, schreibt die Notenbank in ihrem am Montag veröffentlichten Monatsbericht. Damit würde die Preisentwicklung sogar leicht über dem von der EZB angestrebten Stabilitätsniveau von unter, aber nahe zwei Prozent liegen.

Bereits im Dezember waren die Verbraucherpreise in Deutschland um 1,7 Prozent gestiegen. In der gesamten Euro-Zone lag die Inflation dagegen nur bei 1,1 Prozent. Dabei gab es deutliche Unterschiede: In Italien und Griechenland etwa stagnierten die Preise nahezu. Viele Ökonomen gehen davon aus, dass dieser Trend anhält.

„Die Preisentwicklung wird sich in Deutschland wohl für die nächsten fünf Jahre stärker entwickeln als in anderen Ländern der Euro-Zone,“ sagt der Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher. Er hält dies auch für wünschenswert, da die Lohnentwicklung in Deutschland in den vergangenen zehn Jahren zu gering gewesen sei. Die Löhne in Deutschland sollten stärker steigen in den kommenden Jahren als in der Euro-Zone und dadurch auch die Preise.“

Allerdings ist in Deutschland auch die Abneigung gegen steigende Preise besonders groß. Daher nimmt die Kritik an der Geldpolitik der EZB zu. „Die Nullzinspolitik bei steigender Inflation ist verheerend für den deutschen Sparer“, sagte Bayerns Finanzminister Markus Söder kürzlich. EZB-Chef Mario Draghi verteidigte hingegen den Kurs der Notenbank. „Niedrige Zinsen sind jetzt erforderlich, um in der Zukunft höhere zu haben.“ Die Erholung der gesamten Euro-Zone liege im Interesse aller, auch von Deutschland.

Den erwarteten Inflationsanstieg im Januar führt die Bundesbank vor allem auf den höheren Ölpreis zurück. Das Ölkartell Opec und andere Förderländer hatten sich im Herbst auf eine Produktionskürzung geeinigt. Seit November ist deshalb der Ölpreis um rund 15 Prozent gestiegen. Im Vergleich zum Vorjahr macht sich außerdem der sogenannte Basiseffekt bemerkbar. Zu Jahresbeginn 2016 war der Ölpreis unter 30 Dollar pro Barrel gerutscht – inzwischen notiert er bei rund 55 US-Dollar. Da der Ölpreis zu Jahresbeginn 2016 so niedrig war, steigen die Preise im Vergleich dazu stärker.

Die gesamte wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland schätzt die Bundesbank positiv ein. Das Wachstum im Schlussquartal 2016 habe „deutlich an Fahrt gewonnen.“ Dazu hätten sowohl binnen- als auch außenwirtschaftliche Faktoren beigetragen. So habe es dank kräftig anziehender Exporte und eines starken Auftragseingangs ein deutliches Plus bei der Industrieproduktion gegeben. Außerdem seien vom privaten Verbrauch weiterhin positive Impulse gekommen. 2016 wuchs die deutsche Wirtschaft so stark wie seit fünf Jahren nicht mehr.

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes um 1,9 Prozent zu. Zum Jahresende gewann das Wachstum noch einmal an Tempo: Nach einer ersten Schätzung der Statistiker wuchs die Wirtschaftsleistung im Schlussquartal im Vergleich zum Vorquartal um ungefähr ein halbes Prozent.

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