Obwohl die deutsche Wirtschaft seit 2005 um mehr als zehn Prozent gewachsen ist, hat der Großteil der deutschen Arbeitnehmer seither sinkende Reallöhne hinnehmen müssen. Einzig die Gruppe der Führungskräfte konnte deutliche Gehaltserhöhungen verzeichnen. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie, die das Beratungsunternehmen „Personalmarkt“ gemeinsam mit dem Mannheimer Ökonomen Tom Krebs erarbeitet hat und die dem "Handelsblatt" exklusiv vorliegt. Die Forscher nutzten dafür über 1,6 Millionen Gehaltsdaten aus der deutschen Wirtschaft.
Laut Studie sind die Gehälter von leitenden Mitarbeitern mit Führungsverantwortung zwischen 2005 und 2011 um rund 14 Prozent gestiegen. Nach Abzug der Inflation bedeutet das einen realen Zuwachs von etwa vier Prozent.
In 2012 dürfte ein noch größeres Plus folgen, schätzen die Autoren der Studie: Im Vergleich zu 2011 werden es noch einmal fünf Prozent sein. „Der Arbeitsmarkt für Führungskräfte ist internationaler geworden“, sagt Studien-Autor Krebs. Deutsche Unternehmen müssten sich bei der Bezahlung inzwischen an internationalen Gehaltsstandards orientieren.
Einkommensunterschiede
Das durchschnittliche Einstiegsgehalt der Akademikerinnen liegt mit 2.966 Euro rund 713 Euro unter dem der Männer.
Rund 34 Prozent der Akademiker mit bis zu einem Jahr Berufserfahrung sind befristet angestellt. Ihr monatliches Durchschnittseinkommen beträgt 2.941 Euro -19 Prozent weniger als das von unbefristet beschäftigten Berufseinsteigern mit 3.640 Euro.
Während Hochschulabsolventen mit bis zu einem Jahr Berufserfahrung in Westdeutschland durchschnittlich 3.537 Euro erhalten, bekommen sie in Ostdeutschland nur 2.861 Euro - rund 19 Prozent weniger.
Rund 48 Prozent der Absolventen geben an, dass der Betrieb, in dem sie arbeiten, an einen Tarifvertrag gebunden ist. Während Akademiker mit bis zu einem Jahr Berufserfahrung in einem Betrieb mit Tarifbindung durchschnittlich 3.757 Euro verdienen, sind es bei denjenigen in Betrieben ohne Tarifbindung nur rund 3.116 Euro - ein Einkommensnachteil 17,1 Prozent.
Rund 58 Prozent der befragten Akademiker mit bis zu drei Jahren Berufserfahrung arbeiten mehr als vertraglich vereinbart. Bei den Nicht-Akademikern mit ähnlicher Berufserfahrung sind es 49 Prozent.
Auf einer Skala von 1 (überhaupt nicht zufrieden) bis 5 (in jeder Hinsicht zufrieden) geben die Befragten im Durchschnitt 3,69 an - mehr als die Nicht-Akademiker (3,47). Der Wert für die Zufriedenheit mit der Bezahlung liegt mit 2,95 noch deutlicher über dem Wert der Nicht-Akademiker (2,46).
Die Gehälter von Fachkräften mit Hochschulabschluss sowie von Facharbeitern und Sachbearbeitern sind dagegen zwischen 2005 und 2011 nur um sechs Prozent gestiegen. Inflationsbereinigt ist das ein Minus von vier Prozent, an dem sich auch 2012 wenig ändern dürfte.
Die Gründe für die sinkende Kaufkraft sehen Ökonomen in einem Mix aus Arbeitsmarktreformen, zahmen Gewerkschaften und der zunehmenden Verlagerung von Jobs in den schlechter bezahlenden Dienstleistungssektor.