US-Geldpolitik Die Fed lädt nach

Mit einem milliardenschweren Programm zum Ankauf von Staatsanleihen will die US-Notenbank die Konjunktur in Gang bringen und die Arbeitslosigkeit senken. Auch eine steigende Inflation nimmt die Fed dafür in Kauf.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
US-Notenbankchef Ben Bernanke will die Konjunktur ankurbeln. Quelle: dpa

Fed-Chef Ben Bernanke schießt frisches Geld in den Markt. Die amerikanische Notenbank hat angesichts der schwachen US-Konjunktur weitere geldpolitische Lockerungen beschlossen. Die Fed will vom nächsten Jahr an langfristige Staatsanleihen in Höhe von monatlich etwa 45 Milliarden Dollar (34,8 Mrd Euro) aufkaufen, teilten die Zentralbanker zum Abschluss ihrer zweitägigen Zinssitzung am Mittwoch mit.

Der Ankauf langfristiger Anleihen ersetze die sogenannte Operation Twist, die zum Jahresende ausläuft. In der 2011 aufgelegten Aktion kauft die Fed kurzfristig fällige Anleihen auf und tauscht sie gegen langlaufende Papiere um, um auf diese Weise langfristig Zinsen zu drücken.

Die faktische Nullzinspolitik der US-Notenbank soll beibehalten werden, bis die Arbeitslosenquote unter 6,5 Prozent fällt. Derzeit liegt die Rate bei 7,7 Prozent. Der im September beschlossene Ankauf von Hypothekenpapieren in Höhe von 40 Milliarden Dollar (rund 31 Mrd Euro) monatlich soll ebenfalls fortgesetzt werden, wie die Fed weiter bekanntgab.
Die weiteren geldpolitischen Lockerungen waren allgemein erwartet worden: Fed-Chef Ben Bernanke deutete in den vergangenen Wochen mehrfach weitere Schritte an, um der Konjunktur auf die Sprünge zu helfen. Ziel ist es, zusätzliches Geld in die Wirtschaft zu pumpen, langfristige Zinsen niedrig zu halten und so Investitionen anzukurbeln. Bereits vor der offiziellen Ankündigung gab der Dollar nach, an den europäischen Märkten zog der Euro an.

Zugleich bekräftigte die Fed ihre anhaltende Sorge um die konjunkturelle Entwicklung in der weltgrößten Volkswirtschaft. Ohne weitere politischen Hilfen „dürfte das Wirtschaftswachstum nicht stark genug sein, um anhaltende Verbesserungen der Arbeitsmarktbedingungen zu erreichen“. Offenbar mit Blick auf die Eurokrise sprach die Fed von „erheblichen Risiken“ durch Turbulenzen auf den internationalen Finanzmärkten.

Zudem dürfte Bernanke bei einer Pressekonferenz (20.15 Uhr MEZ) erneut eindringlich vor den Gefahren der „Fiskalklippe“ in den USA warnen. Finden Regierung und Opposition bis Ende des Jahres keine Einigung, treten massive Steuererhöhungen und Einsparungen in Kraft. Experten fürchten in diesem Fall einen Rückfall der USA in die Rezession.

Kritiker stellen Geldpolitik infrage

Erst im September hatte die Fed mit einer dritten geldpolitischen Lockerung innerhalb von knapp vier Jahren Dampf gemacht. Der Ankauf von 40 Milliarden Dollar monatlich in Hypothekenpapieren solle so lange andauern, bis sich der Jobmarkt erholt, hieß es damals zur zeitlichen Begrenzung.

Insgesamt habe sich das Portfolio der Notenbank durch die verschiedenen Ankäufe auf derzeit 2,9 Billionen Dollar (2,2 Billionen Euro) erhöht, berichteten US-Medien. Es sei damit rund dreimal so groß wie vor Ausbruch der Finanzkrise 2008.

Allerdings stellen Kritiker die Effektivität der erneuten geldpolitische Lockerung infrage. Es sei ungewiss, ob die Maßnahmen tatsächlich den gewünschten Erfolg der Konjunkturankurbelung haben. Zudem bestehe die Gefahr, dass langfristig die Inflation angeheizt werde.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%