US-Notenbank Die Fed wird immer vorsichtiger

Die Zinsen bleiben unverändert, doch die Erwartungen einiger Geldpolitiker haben sich geändert. Fed-Chefin Janet Yellen sprach überraschend deutliche Worte. Der mögliche Brexit wirkt auf die US-Geldpolitik zurück.

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Der Ökonom Michael Feroli von JP Morgan vermutet, dass Fed-Chefin Janet Yellen zu der Gruppe gehört, die nur noch eine Zinsanhebung 2016 erwarten. Quelle: AFP

New York Auf den ersten Blick hat sich nicht viel geändert mit der Juni-Sitzung der US-Notenbank (Fed). Die Zinsen bleiben unverändert, die Fed will nach wie vor abhängig von den wirtschaftlichen Daten die Zinsen weiter anheben, und die Mehrheit unter den sieben Gouverneuren und zwölf regionalen Präsidenten erwartet für 2016 nach wie vor zwei Zinsschritte.

Der zweite Blick sieht anders aus. Die Zahl der entscheidenden Geldpolitiker, die nur noch eine Zinsanhebung 2016 erwarten, ist seit den letzten Prognosen im März von einem auf sechs angewachsen.

Der Ökonom Michael Feroli von JP Morgan vermutet, dass Fed-Chefin Janet Yellen zu dieser Gruppe gehört, was eine deutliche Verschiebung der Aussichten bedeuten würde. Die Fed veröffentlicht aber nicht, wer welche Prognose abgegeben hat. Außerdem wurden die Prognosen für 2017 und 2018 im Schnitt (genauer gesagt ist der Median gemeint) von je vier auf je drei Zinsschritte abgesenkt.

Noch klarer aber waren die sehr vorsichtigen Worte von Yellen in der Pressekonferenz. Überraschend deutlich räumte sie ein, dass ein möglicher Brexit, ein Ausstieg Großbritanniens aus der Euro-Zone, eine wichtige Rolle bei der Diskussion gespielt hat und, falls er eintritt, voraussichtlich deutlich negative Rückwirkungen auf die US-Wirtschaft haben dürfte. Bisher haben US-Geldpolitiker zumindest nach außen hin dieses Thema eher auf die leichte Schulter genommen.

Sehr ausführlich ist Yellen zudem auf das Thema des so genannten realen neutralen Zinssatzes eingegangen. Das ist der Leitzins, abzüglich der Inflation, bis zu dem die Fed erhöhen kann, ohne die Wirtschaft zu bremsen.

Laut Yellen spricht viel dafür, dass er bei null liegt. Selbst wenn die Fed ihre gewünschten zwei Prozent Inflation erhöht, könnte sie damit die Zinsen nur auf zwei Prozent erhöhen, wenn sie nicht bremsen will. Bisher liegen die Prognosen für 2017 noch bei rund 2,4 Prozent und für 2018 bei 3,0 Prozent.

Auffällig war, wie ausführlich Yellen darauf einging, dass dieser Zinssatz möglicherweise, bedingt durch eine schwache Entwicklung der Produktivität und die demographische Entwicklung, noch lange Zeit niedrig bleiben könnte. Alles in allem scheint die Fed sich daher dem Lager der Ökonomen zu nähern, die auf lange Sicht niedriges Wachstum und niedrige Zinsen für den Normalzustand halten. Die meisten Investoren haben diese Perspektive ohnehin schon.

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