US-Wirtschaft Trump erbt schwächstes Wirtschaftswachstum seit Jahren

Kein guter Start: Der US-Präsident sorgte mit seinen Ankündigungen für einigen Wirbel in der Wirtschaft. Nun erbt er das schwächste Wachstum seit Jahren. Doch viele Investoren hoffen auf Trump.

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Um die Wirtschaft wieder etwas anzukurbeln, muss der neue Präsident einiges leisten. Quelle: AFP

Washington US-Präsident Donald Trump startet mit der Hypothek des schwächsten Wirtschaftswachstums seit Jahren ins Amt. Es lag 2016, unter seinem Vorgänger Barack Obama, bei 1,6 Prozent - das niedrigste Plus seit 2011. Vor allem der starke Dollar, gegen den Trump beständig wettert, bremste die Exporteure zum Jahresende aus, wie das Handelsministerium am Freitag mitteilte. Viele Investoren setzen darauf, dass der im Januar ins Amt eingeführte neue Präsident mit billionenschweren Investitionen in die Verkehrswege und radikalen Steuersenkungen die Wirtschaft befeuert. Experten warnen mit Blick auf die protektionistischen Töne Trumps jedoch vor allzu rosigen Zukunftsszenarien: „Das größte Prognoserisiko bleibt ein ausgewachsener Handelskrieg“, sagte Commerzbank-Chefökonom Jörg Krämer.

Trump hatte vor seiner Amtseinführung im Januar betont, die Stärke des Dollar gegenüber der chinesischen Währung Yuan „bringt uns um“. Der chinesische Staatschef Xi Jinping warnte seinerseits den US-Präsidenten, aus einem Handelskrieg werde niemand als Sieger hervorgehen. Gebremst vom starken Dollar legte das amerikanische BIP von Oktober bis Dezember auf das Jahr hochgerechnet nur um 1,9 Prozent zu, nachdem es im Sommer noch 3,5 Prozent waren.

Insbesondere die Ausfuhren bremsten im Schlussquartal das Wachstum. Sie gingen um 4,3 Prozent zurück - das stärkste Minus seit Anfang 2015. Sojabohnen hatten sich nach Missernten in Südamerika im Sommer als US-Exportschlager erwiesen, wurden zum Jahresende hin jedoch nicht mehr so stark nachgefragt. „Trotz dieses Sondereffekts bei Agrargütern dürfte sich Präsident Trump in seiner Meinung bestätigt fühlen, dass unfaire Handelspraktiken anderer Länder die USA Wachstum und Arbeitsplätze kosten und daher Gegenmaßnahmen der US-Regierung erfordern“, meinte Commerzbank-Chefökonom Krämer.

Doch für die Einzelhändler, die auf ein gutes Weihnachtsgeschäft zurückblicken, stehen die Zeichen auf Wachstum: Das Barometer der Universität Michigan zum Verbrauchervertrauen stieg im Januar mit 98,5 Punkten auf den höchsten Wert seit Anfang 2004. Auch im Schlussquartal 2016 hatten die Konsumenten ihre Ausgaben gesteigert - mit 2,5 Prozent fiel das Plus aber nicht mehr ganz so hoch aus wie im Sommer. Die Entwicklung der US-Wirtschaft hängt stark von den Verbrauchern und deren Kauflaune ab. So macht der Einzelhandel etwa 30 Prozent des privaten Konsums aus. Dieser steht für rund 70 Prozent der Wirtschaftsleistung.

Viele Investoren setzen nun darauf, dass die Wirtschaft dank der ausgabefreudigen Politik Trumps neue Impulse erhält und die Notenbank Federal Reserve die Zinsen schrittweise erhöht. Angesichts von Vollbeschäftigung und anziehender Preise hat sie den Schlüsselsatz zur Versorgung der Banken zuletzt im Dezember angehoben. Er liegt seither in einer Spanne zwischen 0,5 und 0,75 Prozent.

Die Notenbank, die kommende Woche zu ihrer nächsten Sitzung zusammenkommt, hat drei Schritte nach oben für 2017 signalisiert. Ökonom Bernd Krampen von der NordLB erwartet vorerst noch keine Erhöhung: „Im Falle sehr starker Konjunkturdaten ist eine Anhebung im März jedoch nicht ausgeschlossen, auch wenn dafür eher der Juni in Frage kommt." Schließlich müsse die Fed behutsam vorgehen, um keine Rezession zu verursachen: "Zudem gilt es, die etwas unorthodoxen Maßnahmen Donald Trumps genau zu beobachten.“

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