Verbraucherstimmung aufgehellt 2016 wird „gutes Konsumjahr“

Viele Bundesbürger setzen 2016 auf eine robuste Konjunktur und sichere Jobs. Nach einem eher durchwachsenen Jahr scheint es mit dem Konsumklima wieder aufwärtszugehen.

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So macht Geld doch glücklich
Tipp 1: Geben Sie Ihr Geld für Erlebnisse ausRichtig investieren – bei diesem Stichwort denken viele automatisch an Immobilien. Aber haben Sie sich schon einmal gefragt, wie ein neues Haus dauerhaft glücklich machen soll? Eben. Dutzende von Studien zeigen: Erlebnisse machen glücklicher. Zum einen gewöhnen wir uns schnell an Besitztümer. Zum anderen bleibt ein Erlebnis wie ein Traumurlaub länger im Gedächtnis. Und drittens verbringen Sie solche Reisen in den meisten Fällen in Gesellschaft – und andere Menschen sind eine der größten Glücksquellen.So machen Sie es richtig: Investieren Sie nicht in materielle Dinge, sondern in Ihr Leben, raten Elizabeth Dunn und Michael Norton in ihrem Buch "Happy Money: So verwandeln Sie Geld in Glück ". Und da das Leben nun einmal ein Sammelsurium kleiner, schöner Erfahrungen und Erlebnisse ist, von besonderen und weniger besonderen Tagen und Erinnerungen, geben Sie Ihr Geld auch für solche aus. Hauptsache, Sie erleben etwas. Quelle: REUTERS
Tipp 2: Gönnen Sie sich etwas BesonderesFakt ist: Die alltäglichen Dinge wissen wir meist weniger zu schätzen. Wann haben Sie das letzte Mal einen Kaffee wirklich genossen, anstatt ihn hektisch runterzukippen? Wann haben Sie das Mittagessen in Ruhe verzehrt, anstatt es zu verschlingen? "Wenn wir uns auf das beschränken, was uns am besten gefällt, kann das eine regelrechte Verjüngungskur für uns sein", sagen Dunn und Norton, "die uns dazu bringt, uns auch an kleinen Dingen wieder mehr zu erfreuen."So machen Sie es richtig: Suchen Sie das Besondere in den Dingen, auch in den ganz kleinen. Erlebnisse bedeuten meist mehr als Produkte. Wenn Sie das verstanden haben, können Sie auch kleine Anschaffungen wieder genießen. Quelle: AP
Tipp 3: Kaufen Sie Zeit Laut dem Statistischen Bundesamt der USA verbringen die Amerikaner mehr als zwei Wochen im Jahr mit Pendeln – mehr als ihre durchschnittliche Urlaubszeit. Ein amerikanischer Durchschnittshaushalt gibt fast 20 Prozent seines Einkommens fürs Autofahren aus. In Haushalten mit niedrigem Einkommen können es sogar bis zu 40 Prozent sein. Wenn man nun einen besonders langen Arbeitsweg hat, ist die Verlockung groß, noch mehr Geld für ein größeres, bequemeres Auto auszugeben. Aber ist das sinnvoll? So machen sie es richtig: "Kaufen Sie sich Zeit", raten Nortun und Dunn in "Happy Money" . Heißt: Fahren Sie lieber mit dem Zug zur Arbeit anstatt sich lange Strecken im schicken Auto zu einem weiter entfernten Arbeitsplatz zu quälen. Ihrer Kosten-Nutzen-Bilanz kommt das zugute. Sie haben zwar weniger Einnahmen und kein schickes Auto - dafür aber Zeit, die Sie mit Familie und Freunden verbringen können. Quelle: dpa
Tipp 4: Hinterfragen Sie Ihre KaufentscheidungenEin weiterer Teil des Problems ist der Unterschied zwischen Zeit und Geld. Wer diese Woche knapp bei Kasse ist, wird vermutlich annehmen, dass er es auch nächste Woche oder nächsten Monat noch ist. Zu wenig Zeit zu haben, sehen wir eher als vorübergehenden Zustand an. Die Folge: Wir lassen uns leicht von Produkten verleiten, die keinerlei Auswirkung darauf haben, wie wir unsere Zeit verbringen. So machen Sie es richtig: Ein Haus am Stadtrand mag idyllisch sein, aber Ihrer Zeitbilanz wird es vermutlich schaden - denn Sie werden Stunden im Feierabendverkehr verbringen. Fragen Sie sich also vor allem bei größeren Anschaffungen: Wie beeinflussen sie meine Zeit? Quelle: dpa
Tipp 5: Bezahlen Sie, bevor Sie konsumierenViele neigen dazu, Waren sofort zu konsumieren, aber später erst zu bezahlen. Dieses Verhalten macht aber nur kurzfristig glücklich. Zum einen besteht die Gefahr der Verschuldung, zum anderen ist die Freude über einen Kauf umso größer, je länger man darauf warten muss. Nicht umsonst sagt ein bekanntes Sprichwort: "Vorfreude ist die schönste Freude." So machen Sie es richtig: Drehen Sie das Prinzip um: Sofort bezahlen, aber erst später konsumieren. Ein Beispiel: All-Inclusive-Urlaub. Einmal am Urlaubsort angekommen, schlürfen Sie Cocktails umsonst und können sich den Bauch vollschlagen, ohne zu bezahlen. Natürlich ist nichts wirklich gratis, aber weil Sie Ihren All-inclusive-Urlaub schon Monate zuvor bezahlt hatten, schmecken Drinks und Essen so gut, als gäbe es sie umsonst Quelle: dpa
Tipp 6: Erzeugen Sie Vorfreude Hinauszögern kann die Freude am Konsum verstärken, weil es das auslöst, was Dunn und Norton den „Speichelflusseffekt“ nennen. College-Studenten sollten sich in einem Experiment zwischen zwei Pralinen entscheiden. Sie durften die Praline, die sie gewählt hatten, entweder sofort essen - oder erst eine halbe Stunde später. Und siehe da: Wer auf seine Praline gewartet hatte, genoss sie anschließend umso mehr. Der Grund: Die Verzögerung gab ihnen Zeit, sich den Geschmack der Praline vorzustellen – ihnen lief das Wasser buchstäblich im Mund zusammen.So machen Sie es richtig: Kaufen Sie sich Produkte nicht sofort, sondern warten Sie noch ein wenig. Denn der Verzögerungsgenuss schenkt Vorfreude - und macht umso glücklicher, wenn sie das Produkt letztlich besitzen. Quelle: dpa
Tipp 7: Helfen Sie anderen MenschenSelbst Warren Buffett hat es erkannt: „Geben ist seliger denn nehmen“. Denn Menschen sind soziale Wesen - deswegen macht es uns glücklich, anderen zu helfen. Auch finanziell. So machen Sie es richtig: Wenn Buffet durch Spenden glücklicher werden konnte, können Sie das auch. Überlegen Sie doch mal, wie es wäre, Ihr Geld für andere Menschen auszugeben. Das kann Sie sogar noch glücklicher machen, als sich selbst zu verwöhnen. Quelle: dpa

Gute Wirtschaftsaussichten und die Hoffnung auf weiter steigende Einkommen mildern bei den Bundesbürgern die Verunsicherung durch die Flüchtlingskrise und mögliche Terrorgefahr. Die Verbraucherstimmung in Deutschland hat sich zum Jahreswechsel wieder spürbar aufgehellt, wie die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) in ihrer am Dienstag veröffentlichten Konsumklimastudie berichtet. Nachdem die Konsumlaune im Herbst verhalten war, blicken die Verbraucher zuversichtlich ins neue Jahr. Für Januar 2016 prognostiziert die GfK einen Gesamtindikator von 9,4 Punkten - nach 9,3 Zählern im Dezember 2015.

„Damit beendet das Konsumklima im neuen Jahr seinen seit vier Monaten andauernden Abwärtstrend“, kommentierte GfK-Konsumforscher Rolf Bürkl die Zahlen. Er zeigte sich zuversichtlich, „dass auch 2016 ein gutes Konsumjahr werden kann“. Die Binnennachfrage werde eine wichtige Stütze der Konjunktur in Deutschland bleiben.

Wer von der Mini-Inflation profitiert - und wer nicht

Nach der GfK-Umfrage rechnen die Bundesbürger mit steigenden Einkommen, viele sehen die Konjunktur wieder in besserer Verfassung als in den Vormonaten. „Die Talfahrt der Konjunkturerwartung ist gestoppt“, stellte die GfK fest. Mit 2,9 Punkten lag der entsprechende Indikator im Dezember wieder im positiven Bereich, nachdem er noch im November bei minus 5,3 Punkten gelegen hatte.

Inzwischen scheine weder die zuletzt gestiegene Terrorgefahr noch der anhaltende Zustrom von Flüchtlingen die Verbraucher nennenswert zu beeindrucken, meinte Bürkl. Vielmehr rückten wieder die verbesserten Wirtschaftsaussichten in den Blickpunkt. Hinzu komme die günstige Preisentwicklung. Insbesondere der niedrige Ölpreis drücke die Verbraucherpreise. Da Konjunkturforscher auch von einer weiter wachsenden Beschäftigung im Jahr 2016 ausgehen, dürfte die Sorge vor einem Jobverlust niedrig bleiben.

Die anhaltend Jobsicherheit sei auch ein wichtiger Grund für die seit Monate hohe Bereitschaft der Verbraucher zu größeren Anschaffungen, wie Autos, Möbel oder die Buchung teurer Urlaubsreisen. Die sogenannte Anschaffungsneigung verharrte laut GfK-Umfrage im Dezember weiter auf hohem Niveau. Der entsprechende Indikator legt zum Jahresschluss um 0,1 Punkt auf 49 Zähler zu. Gerade zu Weihnachten lassen sich die Bundesbürger ihre Konsumlaune nicht verderben.

Keinen Einfluss auf Konsumstimmung und Sparneigung erwartet Bürkl von der Entscheidung der US-Notenbankbank in der Vorwoche, sich von der Politik des billigen Geldes zu verabschieden. „Das wird das Konsumklima und Europa nicht beeinflussen“, ist er überzeugt. „Dazu müssten erst weitere Zinsschritte folgen, die dann den Dollarkurs und damit auch den Ölpreis in die Höhe treiben.“ Anders gelagert sei der Fall in Sachen Flüchtlingszustrom. Sollte er weiter anhalten und zu steigenden finanziellen Belastungen der Verbraucher führen, würde man das auch bei der Konsumstimmung merken“, ist Bürkl überzeugt.

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