Wachstumschancen IWF fordert mehr deutsche Investitionen

Der Internationale Währungsfonds hat die Wachstumsprognose für Deutschland leicht erhöht. Es gebe Raum für jährlich 14 Milliarden Euro mehr Investitionen. Anders sieht das die Bundesbank: Sie erwartet Stagnation.

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Der Internationale Währungsfonds bescheinigt Deutschland gute Wachstumschancen und sieht Raum für Investitionen. Quelle: dpa

Washington/Berlin Der Internationale Währungsfonds hält trotz besserer Wachstumsaussichten in Deutschland erheblich mehr staatliche Investitionen für nötig. Der Fonds teilte in seinem am Montag veröffentlichten Länderbericht mit, dieses Jahr mit einem Anstieg der Wirtschaftskraft von 1,9 Prozent zu rechnen. 2015 dürfte es dann 1,7 Prozent nach oben gehen. Bisher waren die Experten von 1,7 Prozent für 2014 und 1,6 Prozent für 2015 ausgegangen. Der IWF lobte Deutschland ausdrücklich für seine Finanz- und Wirtschaftspolitik. Angesichts der mittelfristig allerdings relativ bescheidenen Wachstumsperspektiven rät er zu mehr Investitionen. Ohne Vereinbarungen zu verletzten, könnte der Staat dafür jährlich zusätzlich ein halbes Prozent der Wirtschaftsleistung - also rund 14 Milliarden Euro - ausgeben.

Finanzpolitisch stehe Deutschland stark da, die Arbeitslosigkeit sei niedrig und auch der Bankensektor habe sich Schritt für Schritt stabilisiert, so der IWF. „Deutschland könnte aber mehr tun, um sein Wachstum zu fördern und seine Rolle als Zugpferd im Euro-Raum auszubauen.”

Die Bundesbank geht davon aus, dass die deutsche Wirtschaft im Frühjahr eine Wachstumspause eingelegt hat. Sie sieht das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im zweiten Vierteljahr lediglich auf dem Niveau des Vorquartals, wie ihre Volkswirte im neuen Monatsbericht schrieben. Von Reuters befragte Ökonomen hatten sich zuletzt zuversichtlicher geäußert und rechnen mit einem Zuwachs von 0,2 Prozent. Im Zeitraum von Januar bis März war dank des milden Winters mit 0,8 Prozent das stärkste Plus seit drei Jahren erzielt worden.

Die IWF-Experten sehen Handlungsbedarf auf mehreren Ebenen. So fordern sie, angesichts der anhaltend niedrigen Zinsen die Entwicklungen am Immobilienmarkt und bei den Lebensversicherern wachsam zu verfolgen. Für den Immobilienmarkt sieht zum Beispiel Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble, wie er gerade wieder in einem Handelsblatt-Interview sagte, die Gefahr von spekulativen Preisblasen. Und für die Lebensversicherer haben Bundestag und Bundesrat gerade ein Maßnahmenpaket beschlossen, um diese zu stabilisieren. Ihnen fällt es immer schwerer, die den Kunden versprochenen Renditen am Kapitalmarkt zu erzielen.

Auf Deutschland kommen laut IWF gleich mehrere Probleme zu - die Demografie sowie womöglich auch stark steigende Energiepreise. Dadurch seien die Wachstumsaussichten mittelfristig bescheiden. Der IWF rät zu höheren Investitionen des Staates, etwa in den Ausbau von Straßen sowie Bildung und Forschung. Deutschland sollte den Spielraum nutzen, den es hierfür habe.

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