Weltwirtschaft Großbritannien verharrt in Depression

Seite 2/2

Großbritanniens Wirtschaft lahmt

Auch die Geldpolitik scheint fast machtlos zu sein. Gerade erst hat die Bank of England (BoE) weitere Maßnahmen zur Ankurbelung der Konjunktur angekündigt und die Liquiditätszufuhr für die Banken um 25 Milliarden auf 200 Milliarden Pfund ausgeweitet. Im Rahmen des „Quantitative Easing“, bei dem die Notenbank durch ein Aufkaufprogramm für Wertpapiere de facto die Notenpresse anwirft – hat die BoE nun bereits 175 Milliarden Pfund in die Wirtschaft gepumpt. Zwar sieht BoE-Chef Mervyn King erste Anzeichen für eine schwache Erholung im vierten Quartal. 2010 könne die Wirtschaft seiner Meinung nach gar um 2,1 Prozent wachsen (die EU-Kommission sagt nur 0,9 Prozent voraus). Doch insgesamt stehe Großbritannien vor einem „langen harten Weg“. Die Wirtschaftsleistung werde „noch lange unter dem Vorkrisenniveau bleiben“.

Kein Geld für Konjunkturpakete

Zumal die Mittel für weitere Konjunkturprogramme ausgeschöpft sind. Beobachter gehen davon aus, dass Großbritannien 2010 ein striktes Konsolidierungsprogramm starten muss, egal, wer nach den Wahlen im Sommer die Regierung bildet. Drastische Ausgabenkürzungen und eine Erhöhung der Mehrwertsteuer gelten als sicher. Das könnte konjunkturelle Rückschläge bewirken. Zudem gerät im Sog der Haushalts- und Wirtschaftskrise die britische Währung unter Druck. Das Pfund hat seit Beginn der Krise gegenüber den meisten anderen Währungen rund ein Viertel seines Wertes eingebüßt – die größte Abwertung seit 1931.

Von Mervyn King stammt der Begriff der „nice decade“ – nice steht hier für „non-inflationary-constant-expansion“, für eine Zeit, in der die Wirtschaft ohne Inflation kontinuierlich wuchs. Im Rückblick muss diese Epoche den Briten paradiesisch erscheinen. Wiederkehren wird sie vorerst nicht mehr, außer vielleicht für eine Branche: Während die Realwirtschaft am Boden liegt, boomen die Geschäfte der Investmentbanken in der City, die die Krise überlebt haben, wieder kräftig.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%