Weltwirtschaft So entwickeln sich die wichtigsten Volkswirtschaften

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Japan

Japans Konjunkturparty dürfte 2014 mit einem Wachstum von knapp zwei Prozent weitergehen. Allerdings wird die Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal relativ stark schrumpfen, da die Mehrwertsteuer ab Anfang April um drei Punkte auf acht Prozent steigt. Daher haben viele Konsumenten große Anschaffungen wie Autos, Möbel und Häuser vorgezogen. „Dies trübt die Zukunftsaussichten leicht ein“, warnt Nord/LB-Analyst Stefan Große. Jedoch sollte ein Konjunkturpaket von 39 Milliarden Euro den negativen Konsumeffekt der Steuererhöhung abfedern.

Daher dürfte Japan neben den USA 2014 zu den globalen Konjunkturlokomotiven zählen. Zum einen sollten japanische Exporteure von der global anziehenden Nachfrage, insbesondere auch auf ihrem wichtigsten Absatzmarkt USA, profitieren. Zum anderen setzt die Regierung ihre Wirtschaftsstrategie der Abenomics fort – eine Mixtur aus extrem lockerer Geldpolitik und höheren Staatsausgaben. Das Wachstum stimulierende Reformen sollen diesen Kurs absichern.

Japan-Stratege Nathan Gibbs vom britischen Fondsmanager Schroders hält dagegen die Überwindung der Deflation für den wichtigsten Faktor. Die Bank of Japan wird wohl spätestens in der zweiten Jahreshälfte die Geldschleusen noch weiter öffnen, um ihr Inflationsziel von zwei Prozent bis 2015 zu erreichen. In der Folge sollte der Yen weiter abwerten und den Exportfirmen steigende Gewinne bescheren.

Japan

Dazu passt, dass Japans Arbeitgeber und Gewerkschaften im Frühjahr über die ersten Lohnerhöhungen seit der Finanzkrise verhandeln wollen. Einige Konzerne wie Hitachi und Toyota wollen die Basislöhne als Inflationsausgleich um ein Prozent anheben.

An der Reformfront dagegen sind keine spektakulären Durchbrüche zu erwarten. Der erwartete Abschluss der Verhandlungen über das Freihandelsabkommen der Pazifik-Anrainerstaaten wird Japans Wirtschaft mittelfristig am meisten stärken. In mehreren Sonderwirtschaftszonen will die Regierung zudem die Deregulierung erproben. Doch in der Ministerialbürokratie sitzen viele Bremser.

Das größte Risiko 2014 ist eine Eskalation des Inselstreits mit China. Die japanische Wirtschaft ist inzwischen so eng mit dem einstigen Erzfeind verzahnt, dass erneute Unruhen in China die Konjunktur ziemlich beschädigen dürften.

Martin Fritz

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