Wettbewerbsfähigkeit "Deutschland droht in die Falle zu tappen"

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Asien lässt nach, Osteuropa holt auf

Die deutsche Bevölkerung altert. Wird die Demografie zu einer Wachstumsbremse?

Deutschland steht mit seinen demografischen Problemen nicht allein da. In nahezu allen Industrieländern altert die Bevölkerung. Das muss das Wachstum nicht unbedingt bremsen. Entscheidend ist, wie sich die Produktivität entwickelt. Diese ist abhängig von den Fähigkeiten und dem Know-how der Menschen, die wiederum weniger altersabhängig sind als gemeinhin angenommen. Ältere Menschen können durchaus sehr produktiv sein. Ein größeres Problem sehe ich darin, dass die Digitalisierung der Wirtschaft Jobs bedroht, die derzeit noch von gut ausgebildeten Arbeitskräften besetzt werden.
Die Konjunktur in Deutschland stützt sich derzeit vornehmlich auf den privaten Konsum und die Bauwirtschaft. Dagegen neigen die Exporte zur Schwäche. Es scheint als nähere sich das Geschäftsmodell Deutschlands dem der südeuropäischen Länder an. Ist Deutschland auf dem Weg, ein zweites Spanien zu werden?

Top-Performer Rang 1-5. Quelle: The IMD World Competitiveness Center, Switzerland, www.imd.org/wcc


Wenn man allein auf die Konjunkturdaten schaut, mag sich in der Tat dieser Eindruck einstellen. Doch ein Blick auf die Struktur der deutschen Wirtschaft relativiert das Bild. Deutschlands traditionelle Exportstärke verschwindet nicht einfach von heute auf morgen, denn das ihr zugrunde liegende unternehmerische Fundament ist nach wie vor intakt. Die deutschen Betriebe bieten Produkte und Dienstleistungen an, die weltweit gefragt sind. Zudem besitzt Deutschland eine sehr gute Infrastruktur. Auch das unterscheidet das Land von Südeuropa.
Werfen wir einen Blick auf die Absatzmärkte Deutschlands. Außerhalb von Hongkong und Singapur hat Asien im neuen IMD-Ranking an Wettbewerbsfähigkeit verloren. Was steckt dahinter?
Viele Länder der Region, zum Beispiel Malaysia und Indonesien, sind Rohstoffexporteure. Sie leiden unter der Baisse an den Rohstoff- und Ölmärkten. Dazu kommt, dass die nachlassende wirtschaftliche Dynamik in China negativ auf die gesamte Region ausstrahlt, deren Außenhandel stark mit China verwoben ist.

Top-Performer Rang 6-7. Quelle: The IMD World Competitiveness Center, Switzerland, www.imd.org/wcc


Auch Lateinamerika befindet sich - mit Ausnahme Chiles - auf den hinteren Rängen.
Den meisten Ländern der Region mangelt es an strukturellen Reformen. Das betrifft die Infrastruktur, das Gesundheits- und das Bildungswesen. Bis Reformen in diesen Bereichen wirken, dauert es sehr lange. Lateinamerika dürfte daher auch in den nächsten Jahren bei der Wettbewerbsfähigkeit dem Rest der Welt hinterherhinken.

Top-Performer Rang 13,16, 20, 25. Quelle: The IMD World Competitiveness Center, Switzerland, www.imd.org/wcc


Wie sieht es in Osteuropa aus?
Die Regierungen dort haben in den vergangenen Jahren wirtschaftsfreundliche Rahmenbedingungen geschaffen. Zudem verfügen die Länder über eine vergleichsweise gut ausgebildete Bevölkerung und eine leistungsfähige Infrastruktur. Die Länder Osteuropas haben es geschafft, sich auf ihre komparativen Vorteile zu konzentrieren. Sie haben eigene Geschäftsmodelle entwickelt, mit denen sie sehr erfolgreich sind. Das gilt vor allem für die Bereiche neue Technologien, IT-Industrie und Dienstleistungen.

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