Wirtschaft im Weitwinkel

Zentralbanken suchen nach Alternativstrategien

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Kurs halten mit anderen Mitteln

Das muss nicht das Helikopter-Geld sein, dessen Konzept und Wirkung doch eher theoretisch erscheinen. Praktikable Alternativen zu dieser Theorie sind aber möglicherweise umsetzbar, wenn die Notenbanken den Weg durch den Kreditkanal der Banken weiter als verstopft ansehen. Beispielsweise könnte eine Notenbank direkt Fiskalmaßnahmen, Steuersenkungen und reformbedingte Haushaltslücken finanzieren oder Anleihen, die speziellen Wachstumsmaßnahmen gewidmet sind, im Rahmen ihres QE-Programms am Sekundärmarkt kaufen. Hierbei muss sichergestellt werden, dass die Maßnahmen im Einklang mit geltendem Recht stehen und die Verschuldungsquoten beachtet werden. Institutionelle Hürden dürften jedoch keine wirklichen Hindernisse sein. Die letzten Jahre haben gezeigt, dass die Phantasie und Bereitschaft der Notenbank sehr groß ist.

Geldpolitik der EZB: Entlastungen durch Niedrigzinsen

In den kommenden Monaten wird sich voraussichtlich die Notenbankpolitik insgesamt verändern. Das Instrument der Zinssenkungen wird zunehmend in den Hintergrund rücken und vielleicht mittelfristig sogar auf dem Prüfstand gestellt werden, denn die negativen Folgen der Niedrigzinspolitik sind zu offensichtlich. Stattdessen könnten außergewöhnliche Maßnahmen deutlich ausgeweitet werden. Für die Notenbanken ist sehr wichtig, dass sie den Nimbus der Fähigkeit nicht verlieren, die sich ihnen stellenden Probleme anzupacken und zu lösen. Angesichts der sinkenden Wirksamkeit der aktuell angewandten Maßnahmen und des schwindenden Vertrauens darin, werden unweigerlich neue Instrumente folgen.

Somit setzt sich der monetäre Lockerungskurs weiter fort, wenn auch mit anderen Mitteln. Ein grundsätzliches Problem bleibt aber: Die Notenbankpolitik kann fundamentale Ursachen der weltweiten Konjunkturschwäche wie ein Verlangsamen oder sogar Abstoppen des Globalisierungstrends nicht beeinflussen. Die Verwerfungen, Ungleichgewichte und Bewertungsverzerrungen, die sich mit der Geldpolitik zurzeit aufbauen, werden uns zweifellos noch einige Zeit beschäftigen. Denn die alte Börsenweisheit „Es gibt keinen free lunch“ dürfte auch hier gelten.

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