Yuan-Abwertung China riskiert Streit mit USA

Die USA beobachten das Vorgehen der chinesischen Notenbank mit Argwohn. Eine erneute Abwertung der Währung könnte der Volksrepublik nun neue Vorteile verschaffen. Ein Streit mit Washington wäre Peking dann aber sicher.

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Mit einer erneuten Abwertung könnte sich der Exportweltmeister China Vorteile im internationalen Handel verschaffen, da seine Produkte im Ausland dann billiger werden. Quelle: AFP

Peking/Shanghai Angesichts der Marktturbulenzen nach dem Brexit-Votum ist China zu einer Abwertung seiner Währung bereit und riskiert damit einen Streit mit den USA. Der Kurs könne wie schon im vorigen Jahr um 4,5 Prozent fallen auf dann 6,80 Yuan je Dollar, erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters am Donnerstag von Insidern. „Das Brexit-Votum war ein großer Schock. Die Marktschwankungen dürften noch einige Zeit anhalten“, sagte ein Regierungsökonom, der anonym bleiben wollte.

Der Strategie-Schwenk der Notenbank, die sich nicht offiziell dazu äußern wollte, lässt aufhorchen: Denn China hatte mit einer überraschenden Abwertung der Währung im August 2015 ein Börsenbeben ausgelöst, dessen Erschütterungen bis nach Europa spürbar waren. Dahinter steckte die Furcht vor einer harten Landung der Wirtschaft im Reich der Mitte, die sich vom Turbo-Wachstum früherer Jahre verabschiedet hat. Sie legte 2015 mit 6,9 Prozent so langsam zu wie seit einem Vierteljahrhundert nicht mehr.

Mit einer erneuten Abwertung könnte sich der Exportweltmeister China nun Vorteile im internationalen Handel verschaffen, da seine Produkte im Ausland dann billiger werden. Die USA beobachten das Vorgehen der Volksrepublik bereits seit Jahren mit Argwohn. Der republikanische Präsidentschaftsbewerber Donald Trump will nach einem Einzug ins Weiße Haus sogar dafür sorgen, dass das Land als „Währungsmanipulator“ an den Pranger gestellt wird.

Auch treibt Peking die Sorge um, dass es zu einer Kapitalflucht kommen könnte. Der Yuan-Kurs war am Donnerstag mit knapp 6,64 je Dollar so niedrig wie seit annähernd fünfeinhalb Jahren nicht mehr. Händler berichteten, staatliche Banken hätten offenbar Dollar gekauft, um den als Reaktion auf den Reuters-Bericht gefallenen Yuan-Kurs zu stützen. In diesem Jahr ist er bereits um etwa 2,3 Prozent gefallen.

In Erwartung einer Abwertung haben chinesische Firmen ihre Verbindlichkeiten im Ausland im ersten Quartal bereits abgebaut: Sie sanken um 51,7 Milliarden auf 1,36 Billionen Dollar. Ministerpräsident Li Keqiang hat mehrfach betont, dass sich sein Land nicht über Wechselkurse Wettbewerbsvorteile verschaffen wolle. Doch in Peking ist man darauf gefasst, in Washington anzuecken, falls die Währung deutlich an Wert verlieren sollte: „Der Druck aus den Vereinigten Staaten könnte steigen, wenn China eine kräftige Abwertung erlaubt“, sagte ein Regierungsvertreter.

Voriges Jahr hatte die US-Notenbank Fed nach dem Börsenbeben sogar eine fest ins Auge gefasste Zinserhöhung verschieben müssen. Nach dem Votum für einen britischen EU-Austritt vergangene Woche und den dadurch ausgelösten Marktturbulenzen muss sie nun ihre Pläne für eine baldige Straffung der Geldpolitik wohl erneut auf Eis legen, wie viele Experten erwarten. Dass es in China bei einer merklichen Abwertung des Yuan zu Turbulenzen wie im vorigen Jahr kommt, ist nach Ansicht des Ökonomen Julian Evans-Pritchard vom Finanzhaus Capital Economics jedoch unwahrscheinlich: Die Notenbank werde bei Bedarf stabilisierend am Devisenmarkt eingreifen, bevor es zu einer neuen „Panik“ komme.

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