Neulich.... beim Zahnarzt Lückenfüller aus dem Osten

Die Globalisierung macht auch vor der Mundhöhle nicht halt: Zähne und Zahnersatz aus Polen, Ungarn oder China werden immer beliebter.

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Neulich... die Kolumne zu Bildung und Gesundheit Quelle: Torsten Wolber

Kinderspielzeug kommt aus China, woher auch sonst? Unsere Jeans werden in Bangladesch oder einem anderen asiatischen Land zusammengenäht, klar. Und während im Garten unserer Großeltern die Bohnen und Erbsen gerade reifen, verkochen wir das Grünzeug aus Kenia, weil es im Supermarkt in der Gemüsetheke liegt.

Das nennt sich Globalisierung, Und die macht inzwischen auch nicht mehr vor unserer Mundhöhle halt. Eine neue repräsentative Studie des Instituts der Deutschen Zahnärzte (IDZ, Köln) belegt, dass Zahnersatz aus dem Ausland hierzulande immer beliebter wird. Jede zehnte Krone, Brücke oder Prothese kommt inzwischen aus dem Ausland. Über zwölf Prozent der Zahnärzte verwenden „häufig“ Zahnersatz, der nicht aus Deutschland stammt, über 15 Prozent tun diese gelegentlich.

Urlaub plus Zahnersatz

Die Lückenfüller stammen meist aus China, den Philippinen oder der Türkei. Denn sie sind viel preiswerter als in Deutschland gefertigter Zahnersatz. Der ist seit Einführung der befundbezogenen Festzuschüsse für viele kaum noch erschwinglich: Bei drei Einzelkronen für 800 Euro fallen für gesetzlich Versicherten etwa 400 Euro Eigenanteil an, bei einem Schneidezahn-Implantat kommen schnell 1300 Euro zusammen.

Manch Betroffener reist gar gleich ganz ins Ausland, um sich dort auf eigene Rechnung das Gebiss rundum erneuern zu lassen. Laut aktueller Umfrag tut dies immerhin schon einer von hundert Bundesbürgern. Gerade in Grenzregionen blüht der Zahnarztourismus. So reiht sich etwa im ungarischen Sopron Praxis an Praxis. Bei aufwendigeren Behandlungen gibt es Komplettangebote – mehrere Übernachtungen im chicen Hotel, Wellness und Ausflüge nach Wien, Bratislava oder Budapest inklusive. So lässt sich die Zeit überbrücken, bis „ihre wunderschönen Zahnersätze im zahntechnischen Labor angefertigt werden“, so werben die Praxen auf ihrer Homepage.

Erste Kassen reagieren bereits auf das zunehmende Kostenbewusstsein deutscher Versicherter. Die AOK Brandenburg etwa schloss mit der polnischen Tochter eines Münchner Anbieters einen Vertrag über Behandlungen in Praxen jenseits der Grenze. Für Geringverdiener ohne Zuzahlungsbefreiung würde der Zahlersatz wieder erschwinglich, heißt es dort.

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