Neuer Parteichef Piratenpartei stellt sich für Bundestagswahl auf

Mit einer neuen Führung will die Piratenpartei bei der kommenden Bundestagswahl die Fünf-Prozent-Hürde knacken. Mit rund 56 Prozent der Stimmen wählte der Bundesparteitag am Samstag in Hamburg den bisherigen Parteivize Jens Seipenbusch zum neuen Vorsitzenden. Der Einzug in den Bundestag bleibt allerdings ein unrealistisches Ziel, wie die Partei selbst zugibt.

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Der fraktionslose Bundestagsabgeordnete Jörg Tauss saß auf dem Hamburger Parteitag der Piraten in der ersten Reihe. Quelle: dpa Quelle: handelsblatt.com

HB HAMBURG. Mit neuer Führung geht die Piratenpartei ihrer ersten Teilnahme an der Bundestagswahl entgegen. Mit rund 56 Prozent der Stimmen wählte der Bundesparteitag am Samstag in Hamburg den bisherigen Parteivize Jens Seipenbusch zum neuen Vorsitzenden. Der Physiker aus Münster setzte sich gegen zwei Gegenkandidaten durch. Mit ihm an der Spitze wollen die Piraten bei der Wahl am 27. September über die Fünf-Prozent-Hürde kommen und in den Bundestag einziehen. Bei der Europawahl im Juni hatten sie bundesweit 0,9 Prozent der Stimmen erreicht.

Die Piratenpartei, die auch Ableger in anderen Ländern der Europäischen Union hat, tritt für informationelle Selbstbestimmung und freien Zugang zu Wissen und Kultur im Internet ein. Sie ist basisdemokratisch organisiert und erlaubt jedem Mitglied - aktuell sind es den Angaben zufolge rund 3300 - die Teilnahme am Bundesparteitag. "Einzug ins Parlament nicht unmöglich"

Der Einzug ins Parlament sei zwar unrealistisch, aber auch nicht unmöglich, sagte Seipenbusch der Deutschen Presse-Agentur dpa. Die Piraten in Schweden, die bei der Europawahl aus dem Stand auf 7,1 Prozent gekommen waren, hätten dies gezeigt. "Deswegen setzen wir uns das als ambitioniertes Ziel." Der bisherige Vorsitzende Dirk Hillbrecht hatte nicht mehr für diesen Posten kandidiert. Er will sich auf die Kandidatur für den Bundestag konzentrieren.

Begeisterten Jubel und stehenden Applaus musste der neue Parteichef, der sich wegen seiner bisherigen Vorstandsarbeit auch viel Kritik anhören musste, einem anderen überlassen: Der Bundestagsabgeordnete Jörg Tauss, der den Piraten mit seinem Austritt aus der SPD - zumindest vorübergehend - den ersten Parlamentssitz beschert hat, warf den etablierten Parteien Ignoranz in Sachen Internet-Politik vor. "Da ist Potenzial für fünf Prozent", sagte Tauss zu den Aussichten der Partei. Er betonte, Mitglied der Piraten bleiben zu wollen, jedoch kein Amt und auch keinen Listenplatz für die Bundestagswahl anzustreben.

Langwierige Debatten über Abstimmungsregeln, Satzungsänderungen und die Geschäftsordnung der noch jungen Partei hatten immer wieder für Verzögerungen und Unterbrechungen des Treffens gesorgt. Zudem verweigerten die Mitglieder ihrem bisherigen Vorstand in finanziellen Fragen die Entlastung, weil keine vollständige Buchführung vorlag. Die Entscheidung wurde vertagt. Inhaltliche Absprachen für das Wahlprogramm wurden ebenfalls nicht getroffen. Die Beratung des Entwurfs war für Sonntag geplant. ÄParteitagÜ: Mengestr.

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