USA US-Aufsichtsbehörde will Öl-Spekulanten ausbremsen

„Regulation Nation“ – so spotten in den USA Kritiker über die akute Regulierungsorgie, die die Obama-Administration feiert. Jetzt will eine Aufsichtsbehörde die Spekulanten an den Terminbörsen an die Kette legen. Denen wird die Verantwortung für die extremen Preisanstiege etwa beim Öl und eine Mitschuld für die Finanzkrise vorgeworfen.

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Der neue Chef der US Commodity Quelle: AP

Gary Gensler dürfte auf vielen Trading-Floors an der Wall Street zurzeit einer der am meisten gefürchteten und wahrscheinlich bald gehassten Männer sein. Der neue Chef der Commodities and Futures Trading Commission (CFTC), der US-Aufsichtsbehörde in Washington, die gemeinsam mit der Securities and Exchange Commission (SEC) die Derivatemärkte kontrollieren soll, hat für die kommenden Wochen Anhörungen angekündigt, in denen Vertreter von Konsumentengruppen, Farmer und Geschäftsleute über ihre Erfahrungen mit den Terminbörsen berichten können. Auch die eigentlichen Spieler an diesen Derivatemärkten, die mit teils komplexen Terminkontrakten jonglieren und Risiken hedgen, sollen zu Wort kommen – die Händler von Banken und Hedge Fonds.

Doch es handelt sich keineswegs um eine ergebnisoffene Analyse möglicher Probleme auf dem undurchsichtigen Markt der Derivate. Der spielt sich bisher zu weiten Teilen völlig unbeaufsichtigt und unkontrolliert ab, in so genannten OTC-Kontrakten - Over the Counter -, die die Beteiligten ohne Abwicklung über eine Börse oder einen anderen offenen Handelsplatz unmittelbar untereinander abschließen und abwickeln. Im vergangenen Jahr, als die Preise für viele Grundnahrungsmittel in kurzer Zeit in einer Spekulationswelle nach oben schossen und der Ölpreis auf 147 Dollar geklettert war, wurden von vielen Seiten Spekulanten dafür verantwortlich gemacht.

Der neue Mann an der Spitze soll alles ändern

Zwar teilte die CFTC selbst vor einigen Monaten in einem Papier noch mit, es gebe keine klaren Belege dafür, dass die Preisanstiege auf das Konto der Händler gehen würden, die nicht an der physischen Auslieferung von Gütern interessiert sind, sondern sich nur mit immer größeren Summen an den Derivatemärkten engagierten. Doch das war unter der alten CFTC-Führung. Die galt vielen Kritikern als zahnlose Behörde, die dem munteren Treiben tatenlos zusah.

Mit dem neuen Mann an der Spitze soll sich das ändern. Die CFTC soll wieder beißen. Die Stossrichtung hat Gensler im Einvernehmen mit dem neuen Präsidenten Barack Obama dabei eindeutig vorgegeben: Den Spekulanten sollen die Flügel gestutzt werden. Den in den vergangenen Jahren zu beobachtenden Exzessen mit Derivaten wie etwa den berüchtigten Credit-Default-Swaps, die den Versicherungsgiganten AIG zu Fall brachten, wird schließlich eine große Mitschuld an der Finanzkrise angelastet.

Finanzjongleure an der Kette

Bereits eine Woche nachdem Gensler Ende Mai für sein neues Amt eingeschworen worden war, ließ er in einer Aussage vor dem Komitee für Agrarwirtschaft, Ernährung und Forstwirtschaft am 4. Juni keine Zweifel an seinen Absichten aufkommen. „In den vergangenen Jahren hat es Preisspitzen und noch nie gesehene Preisschwankungen auf den Rohstoffmärkten gegeben, die Farmer, Konsumenten und Unternehmen geschadet haben,“ sagte Gensler. Er werde sicher stellen, dass die Öffentlichkeit in Zukunft „vor Betrug, Manipulationen und anderen Missbräuchen“ geschützt werde. Die Behörde werde alles dafür tun „exzessive Spekulation zu verhindern“.

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