Porträt des Wirtschaftsministers Was will Karl-Theodor zu Guttenberg?

Was wissen wir über Karl-Theodor zu Guttenberg? Er ist aus gutem Hause, trägt viele Vornamen und hat sich bislang im Thema Außenpolitik hervorgetan. Aber wer ist der neue Wirtschaftsminister und was will er?

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Der neue Wirtschaftsminister Quelle: dpa

Selten hat ein Politiker eine so steile Karriere gemacht wie Karl-Theodor zu Guttenberg. Noch vor Kurzem war er Außenpolitiker der CSU im Bundestag; ein Posten, in dem man dem SPD-Außenminister Einfluss abringen muss. Im politischen Berlin wurde er längst als Nachwuchshoffnung gefeiert, bis er im Herbst vom bayrischen Ministerpräsidenten und CSU-Vorsitzenden Horst Seehofer zum Generalsekretär der Partei ernannt wurde. 100 Tage lang blieb er auf diesem Posten. Guttenberg ist seit Dienstag vergangener Woche Bundesminister für Wirtschaft und Technologie. Mit 37 Jahren ist der Spross einer alten Adelsfamilie aus Oberfranken jüngster Bundeswirtschaftsminister aller Zeiten. Dass Seehofers Wahl auf Guttenberg fiel, hat mehrere Gründe: Der Mann ist, wie Vorgänger Michael Glos, Franke – das wahrt den innerbayrischen Proporz. Der Mann ist jung – das passt zu Seehofers Absicht, die CSU „jung und frisch“ zu machen. Er hält brillante Reden, auch auf Englisch, und bewegt sich sicher auf internationalem Parkett – das steht dem Vertreter einer Exportnation gut an. Seine Berufung hat in der CSU Kritik an Seehofer laut werden lassen: Die Führung habe es versäumt, rechtzeitig Nachwuchspolitiker „medial aufzubauen“. Guttenberg ist kein erfahrener Wirtschaftspolitiker – dafür aber auch keiner jener simplen Klientel-Bediener, die es zu häufig in der CSU gibt.

Seine Freunde & Gegner

Der neue Minister besitzt in Bayern keine große Hausmacht. Dafür aber ist Guttenberg in Berlin vernetzt. Im Bundestag gehört er dem „Zugspitzkreis“ an, einem Zusammenschluss junger CSU-Abgeordneter, die 2002 neu in den Bundestag kamen. Dazu gehören auch Alexander Dobrindt, der Guttenberg als Generalsekretär im Amt folgt, und Dorothee Bär, demnächst Dobrindts Stellvertreterin. Die Abgeordneten Daniela Raab, Andreas Scheuer und Stephan Mayer, alle höchstens Mitte 30, sind ebenfalls dabei. Zu den Gegnern Guttenbergs dagegen gehört Peter Ramsauer, Chef der CSU-Landesgruppe in Berlin. Er muss zurzeit erleiden, dass der junge Oberfranke an ihm vorbeizieht. Nicht gerade herzlich ist auch das Verhältnis zum Parlamentarischen Geschäftsführer der CSU-Landesgruppe, Hartmut Koschyk, dem Guttenberg 2007 den Parteivorsitz im Bezirk Oberfranken entriss. Alles andere als Sympathie verbindet Guttenberg darüber hinaus mit dem bayrischen Umweltminister Markus Söder. Zwei Nachwuchshoffnungen der CSU, aber doch ganz verschieden: Hier der differenzierte, nachdenkliche „distinguished man“, wie Guttenberg sich auch schon mal selbst bezeichnet, dort der polternde Polemiker Söder.

Seine Stärken & Schwächen

Der neue Wirtschaftsminister tritt sachlich und höflich auf, gewinnt seine Gegner durch Argumente. Polemik ist ihm fremd. Auch Sozialdemokraten begegnen dem CSU-Politiker ohne Häme und wissen ihn zu schätzen. Guttenberg gilt als extrem fleißig. Seine juristische Doktorarbeit hat er mit summa cum laude abgeschlossen. Wohl auch darum traut Seehofer ihm das Amt des Wirtschaftsministers zu. Denn, und das dürfte seine Hauptschwäche im neuen Amt sein: Mit Wirtschaftspolitik hat Guttenberg sich bisher nicht befasst. Dass er Erfahrung als geschäftsführender Gesellschafter „im Familienunternehmen“ habe, wie zu Guttenberg nach seiner Ernennung mehrfach angab, ist etwas hoch gegriffen: Es handelt sich um ein Büro, von dem aus das Vermögen der Familie verwaltet wird. Zur Schwäche werden könnte ihm im Haifischbecken der Union auch seine unverbrauchte, manchmal fast idealistische Art – so sehr man sich solche Politiker auch wünschen mag.  

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