Privatbanken warnen Griechenland-Krise kann Geschäfte gefährden

Krise in Griechenland: Die deutschen Privatbanken warnen vor möglichen Störungen beim In- und Export wegen der Bankenschließungen in Griechenland. Dennoch gebe es „ein genaues Drehbuch für die Situation“.

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huGO-BildID: 45523908 Die Bankentürme stehen am 05.06.2015 in Frankfurt am Main im letzten Abendlicht. Der Wischeffekt entstand durch absichtliche, vertikale Bewegung der Kamera nach etwa der Hälfte der dreisekündigen Langzeitbelichtung. Foto: Frank Rumpenhorst/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++ Quelle: dpa

Frankfurt Wegen der Bankenschließungen haben in die deutschen Privatbanken vor möglichen Störungen beim In- und Export in Griechenland gewarnt. „Klar ist: Die mit Kapitalverkehrskontrollen einhergehenden Beschränkungen im grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr können den Handel mit Griechenland kurzfristig beeinträchtigen“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes deutscher Banken, Michael Kemmer, am Montag der Nachrichtenagentur Reuters.

Die griechischen Bankschalter bleiben wegen der Eskalation der Schuldenkrise für einige Tage geschlossen, Abhebungen sind für griechische Kunden auf 60 Euro beschränkt. „Die zu Beginn der Staatsschuldenkrise möglichen Ansteckungseffekte auf andere Euro-Staaten sind heute nicht mehr zu befürchten“, sagte Kemmer.

Viele deutsche Banken haben alle Zahlungen über griechische Institute am Montag vorerst gestoppt oder versuchen sie über andere Institute umzuleiten, wie mehrere hochrangige Manager Reuters erklärten. „Die Kunden sind da recht verständnisvoll“, sagte ein Bankvorstand. Überweisungen im Zahlungsverkehr, die normalerweise automatisiert abliefen, würden in dieser Situation „auf Handbetrieb umgestellt“, müssten also in jedem Einzelfall überprüft werden. Der Ernstfall einer Staats- oder Bankenpleite wird in Großbanken regelmäßig in Trockenübungen durchgespielt. „Wir haben ein genaues Drehbuch für diese Situation“, sagte ein führender Risikomanager einer deutschen Großbank zu Reuters.

Auf diese Weise wollen die Banken eine Panne vermeiden, wie sie der Staatsbank KfW in der Finanzkrise 2008 passiert war. Sie hatte noch 300 Millionen Euro an die US-Investmentbank Lehman Brothers überwiesen, nachdem diese zusammengebrochen war. Dafür war sie in Medien als „dümmste Bank Deutschlands“ gescholten worden.

Kemmer sagte, die deutschen Banken seien gut auf die Lage in Griechenland vorbereitet, nicht zuletzt aufgrund der Erfahrungen in Zypern, wo 2013 Kapitalverkehrskontrollen eingeführt worden waren. Auch beim Ausstieg aus den Maßnahmen könne Griechenland von Zypern lernen. „Zypern hat mit einer behutsamen Rücknahme von Kapitalverkehrskontrollen im Rahmen eines fein abgestuften Prozesses gute Erfahrungen gemacht.“

Vor einer Lockerung brauche Griechenland aber eine handlungsfähige und handlungsbereite Regierung, forderte Kemmer. "Denn nur sie kann die politischen Unsicherheiten zurückdrängen und nur sie kann realistische Perspektiven aufzeigen, wie sich das Land in Zukunft entwickeln soll.

Die deutschen Banken selbst sind nach Bundesbank-Daten kaum noch von den Turbulenzen in Griechenland betroffen. Unter dem Strich liegt ihr Engagement unter vier Milliarden Euro, davon entfallen nur 201 Millionen Euro auf griechische Geldhäuser. Dazu kommen auf dem Papier 15,2 Milliarden Euro, die in den Büchern der KfW sehen.

Dieser Teil des zweiten Griechenland-Rettungspakets ist aber komplett durch eine Staatsgarantie abgesichert. Die Förderbank selbst ist noch mit 900 Millionen Euro in Griechenland engagiert. Die Hälfte davon entfällt auf Schiffsfinanzierungen, der Rest auf Kredite für Energie- und Infrastruktur-Projekte, die aber erst zu einem Bruchteil ausgezahlt sind.

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