Richard Rogers Der britische Stararchitekt wird 80

Grelle Farben und an Außenfassaden verlegte Fahrstühle, Rolltreppen sind das Markenzeichen von Richard Rogers. Doch der britische Star-Architekt sorgt sich auch um die Zukunft der nachhaltigen städtischen Entwicklung.

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Der britische Architekt Richard Rogers: Die Zukunft liegt in der „kompakten City“. Quelle: dpa

London Richard Rogers wird des Warnens nicht müde. Die Zukunft, so sagt er, liege in der „kompakten City“. Sollte es nicht gelingen, die Zentren großer Städte unter Kontrolle zu bringen, seien große soziale und Umweltprobleme programmiert. „Bedenken Sie, das Auto wird in den nächsten zwanzig Jahren aussterben, dann bewegen wir uns alle auf Rollschuhen“, sagte er der Nachrichtenagentur dpa. Für Rogers, der am 23. Juli seinen 80. Geburtstag feiert, gehören Architektur, gesellschaftliche Fairness und Demokratie zusammen. „Die Geschichte wird uns an der physischen und sozialen Qualität unserer Städte messen. Gebäude müssen wie Sonnenblumen sein, sie müssen sich dem Licht öffnen.“

Rogers, ein langjähriger Freund und Weggefährte von Norman Foster, dem Erschaffer der Reichstagskuppel in Berlin, gelangte in den 1970er Jahren schlagartig zu internationaler Bekanntheit: Gemeinsam mit dem italienischen Architekten Renzo Piano schuf er damals das Kulturzentrum Georges Pompidou in Paris. Nach dem Prinzip „Inside Out“ verlegten die Architekten in ihrer radikalen Konstruktion die Infrastruktur des Gebäudes, wie Fahrstühle, Rolltreppen, Heizungs- und Belüftungsrohre einfach nach außen - und definierten ihre Funktion durch grelle Bemalung. Sie schufen, in den Worten des Architekten, „Straßen in der Luft.“ Rogers war später auch Mit-Erbauer des Daimler-Chrysler-Komplexes am Potsdamer Platz.

„Flexibilität ist der Schlüssel“, sagte Rogers kürzlich bei der Eröffnung einer Ausstellung über sein Schaffen in der Royal Academy in London. Es gehe darum, Ideen den zukünftigen Bedürfnissen der Menschen und der neuen Technologien anzupassen. „Für mich ist die Architektur nicht so sehr wie eingefrorene Musik, sondern eher wie Jazz oder Poesie, in der die Improvisation eine Rolle spielt.“ Die Zukunft der nachhaltigen Stadtentwicklung und die Schließung der „schrecklichen Lücke“ zwischen Arm und Reich in der Welt sind sein Anliegen. „Jeder Mensch hat Anspruch auf Platz. Es sollte ein Gesetz geben, dass jeder Bürger aus seinem Fenster auf mindestens einen Baum schaut.“

Rogers, dessen Arbeit und Entwürfe ihn in Großbritannien auf einen direkten Kollisionskurs mit dem Modernismus-Kritiker Prinz Charles gebracht haben, führt seinen eher radikalen Ansatz auf seine Abstammung zurück. Seine Mutter, eine italienische Töpferin, habe ihm schon in frühen Jahren die „Scheu vor dem Neuen“ genommen. Vom Bauhaus erfuhr er schon in frühen Jahren. Rogers wurde 1933 in Florenz geboren und kam im Alter von sechs Jahren mit seinen anglo-italienischen Eltern nach England. Eine Reise nach New York in den 1960er Jahren habe ihn „schlicht umgehauen“ und das gemeinsame Studium mit Norman Foster an der US-Universität Yale habe ihm den „unglaublichen Optimismus der US-Kultur“ vor Augen geführt, sagte Rogers dem „Daily Telegraph“.

Auf den Pompidou-Bau folgten mehrere Prestigeprojekte, darunter das Gebäude des Versicherungsmarktes Lloyds in der Londoner City, der Millennium Dome, der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte und ein Abfertigungshalle des Madrider Flughafens Bajaras, wo grell bemalte Säulen Teil des Navigationssystems sind. „Ich liebe Farben. Alle Farben sind schön, je nachdem, wie man sie nutzt“, sagt Rogers.

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