Rohstoffe Warum Palladium besser als Gold ist

Wer in Rohstoffe investiert, sollte sich 2016 Palladium genauer ansehen. Das zumindest raten Analysten. Eine Ursache sehen sie ausgerechnet in China, dessen Börsen Anfang des Jahres verrückt spielten.

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Analysten glauben, dass der Preis für Palladium in diesem Jahr stärker steigen wird als der für Gold. Quelle: obs

London Auch wenn Palladium einen der schlechtesten Jahresstarts seit Jahrzehnten hinter sich hat – es wird in den kommenden Monaten zulegen. Gleichzeitig dürften sich die jüngsten Gewinne bei Gold in Luft auflösen. Diese Ansicht vertreten einige der besten Analysten für Edelmetalle.

Nachdem Gold sich drei Jahre in Folge verbilligt hatte, ist es im Januar bislang so stark angestiegen wie kein anderes Metall. Angesichts der weltweiten Unruhe an den Finanzmärkten und der Auseinandersetzungen im Nahen Osten war es als sicherer Hafen gefragt. Gleichzeitig ging der Preis für Palladium, das vor allem für Katalysatoren in Autos genutzt wird, zurück. Für Januar steht derzeit ein Minus von fast 13 Prozent zu Buche.

„Der Goldmarkt profitiert von der geopolitischen Nachrichtenlage und der Unsicherheit auf dem chinesischen Aktienmarkt. Doch diese Faktoren werden wahrscheinlich nicht von Dauer sein“, sagt Bernard Dahdah von der Investmentbank Natixis. Er hatte im vergangenen Jahr die genaueste Prognose zur Entwicklung des Goldpreises in einer Umfrage unter 31 Analysten durch die London Bullion Market Association (LBMA) abgegeben. „Basierend auf den Fundamentaldaten sieht Palladium viel attraktiver aus. Es wird angesichts einer anziehenden Nachfrage nach Autos in China eine Rally verzeichnen.“

Hohe Zinsen in den USA und ein stärkerer Dollar in diesem Jahr werden den Druck auf Gold wieder erhöhen, sagt Dahdah. Er erwartet, dass Gold 2016 im Durchschnitt 970 Dollar je Unze kosten wird, was rund ein Zehntel unter dem derzeitigen Preis liegen würde. Bei Palladium sieht er hingegen einen Anstieg von 24 Prozent auf durchschnittlich 610 Dollar je Unze.

Mit seiner Meinung steht er nicht allein da. Rene Hochreiter von Noah Capital Markets, dessen Silber- Prognose im vergangenen Jahr laut LBMA die genaueste war, erwartet einen durchschnittlichen Preis von 1050 Dollar je Unze bei Gold und 500 Dollar je Unze bei Palladium für 2016. Palladium ist derzeit am Tagesmarkt für 489,89 Dollar je Unze zu haben, Gold zu 1089,89 Dollar.

Die LBMA wird ihre Prognose für 2016, die erneut auf Umfragen unter Analysten basiert, später in diesem Monat veröffentlichen.


Mehr Autos in China treiben Palladium-Nachfrage

Laut einer Studie von ABN Amro vom 12. Januar gibt es bei Palladium wohl kaum Spielraum für ein weiteres Absinken der Preise. Die Sorgen zur chinesischen Wirtschaft seien übertrieben, die Importe des Landes würden wieder an Schwung gewinnen und das globale Wachstum dürfte anziehen, heißt es in dem Papier.

Die China Association of Automobile Manufacturers erklärte in der vergangenen Woche, die Fahrzeug-Auslieferungen würden in diesem Jahr wahrscheinlich um sechs Prozent zulegen. 2015 hatte sich das Wachstum auf 4,7 Prozent verlangsamt und damit ein Drei-Jahres-Tief erreicht. Die meisten Autos, die in China verkauft werden, verfügen über einen Benzinmotor. Diese brauchen Katalysatoren, die vor allem Palladium nutzen, um die Umweltverschmutzung auszubremsen.

Hochreiter zufolge dürfte auch ein begrenztes Angebot an Palladium die Preise unterstützen. Die weltgrößten Bergbauer, darunter Anglo American Platinum und Lonmin, haben ihre Produktion bereits zurückgefahren oder aber einen solchen Schritt in Aussicht gestellt.

„Wir werden einen langsamen, aber kontinuierlichen Anstieg der Zinsen in den USA erleben. Und das wird jedes Potenzial für einen höheren Goldpreis begrenzen“, sagt Hochreiter in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Bloomberg. „Sofern es keine Krise gibt, wird sich Gold vom derzeitigen Niveau aus nach unten bewegen.“

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