Nachrichten & Meinung Mögliche Opel-Chefs
GM-Chef Fritz Henderson lässt außerhalb seines Konzern nach einem neuen Opel-Chef suchen. Er soll deutschsprachig sein, Abenteuerlust mitbringen, und eine Führungsperson sein, meinte Henderson.
Eine guter Kandidat wäre dafür Herbert Demel: 1984 verließ Demel seine Heimat Österreich, wurde zuerst Koordinator für die Entwicklung von Antiblockiersystemen bei Bosch in Stuttgart, danach Vorstandsmitglied Technische Entwicklung bei Audi. Seine Maßnahmen an der Kostenfront und bei der Neuorientierung der Modellpalette brachten ihm 1995 den Posten des Vorstandsvorsitzenden ein.
Im Januar 1997 wurde ihm zusätzlich der stellvertretende Vorstandsvorsitz der kriselnden VW do Brasil aufgedrückt. Im Juli verließ Demel Ingolstadt und übernahm den Chefposten in Sao Paulo. Auch hier konnte er rasche Erfolge vorweisen, ihm gelangen die Sanierung der dortigen VW-Aktivitäten und eine deutliche Steigerung des Umsatzes.
Im Oktober wechselte Demel als Präsident und CEO zum österreichischen Automobilzulieferer Magna Steyr, von wo er nach nur 15 Monaten von Fiat abgeworben, um dort die Sanierung zu übernehmen. Trotz einiger geglückter Umbaumaßnahmen und erhöhter Absatzzahlen, war Fiat-Chef Marchionne mit Demels Arbeit nicht zufrieden und so ging dieser im Juni 2005 wieder zurück zu Magna.
Nachdem er zunächst die Bereiche Gesamtfahrzeuge und Powertrain von Magna International leitete, wurde er im März 2007 erneut bei Magna Vorstandschef, Foto: N. Righetti für WirtschaftsWoche
Texte: Laura de la Motte, Wilfried Eckl-Dorna
Als weiterer heißer Kandidat für den Opel-Chefsessel gilt Wolfgang Bernhard. Der Bayer wurde als Wolfgang Ayerle in Böhen (Unterallgäu) geboren. Ende der 80er legte er seinen Familiennamen ab, weil international nicht auszusprechen war. „Bernhard“ ist der Mädchenname seiner Mutter.
Sein Studium zum Wirtschaftsingenieur finanzierte er sich als Straßenmusiker in der Münchner Fußgängerzone. Nach einem MBA und einer Promotion arbeitete er zunächst für die Unternehmensberatung McKinsey als Berater bei Mercedes, bevor er 1994 dort als Centerleiter Montage anfing. Der damals erst 33 Jahre alte Manager hatte im Werk in Sindelfingen die Verantwortung über 4200 Mitarbeiter und war für den Produktionsanlauf der neuen S-Klasse zuständig.
1999 stieg er zum Vorsitz der Geschäftsführung der hauseigenen Tuning-Tochter Mercedes-AMG auf, deren Umsatz und Gewinn er innerhalb eines guten Jahres verdoppelte. Konzernchef Jürgen Schrempp schickte Bernhard daraufhin 2000 zur US-Tochter Chrysler. Bernhard zog dort zusammen mit Dieter Zetsche einen harten Sanierungskurs durch.
Im Februar 2004 wurde Bernhard an die Spitze der Mercedes Car Group berufen. Kurz bevor er im Mai allerdings die Nachfolge von Jürgen Hubbert antreten konnte, entschied der Aufsichtsrat, ihm doch nicht die Führung zu übertragen. Bernhard verließ daraufhin das Unternehmen und heuerte im Oktober 2004 bei VW an. Im Mai 2005 übernahm er den Vorsitz der ertragsschwachen VW-Markengruppe, um diese zu sanieren.
Nachdem Pischetsrieder bei VW ausgeschieden war und der Nachfolger Martin Winterkorn einen Konzernumbau mit Auflösung der Markengruppe initiierte, ging auch Bernhard im Januar 2007 und arbeitete als Berater für den US-Finanzinvestor Ceberus Capital Management. Vor kurzem holte ihn Daimler zurück in den Konzern, wo Bernhard nun die Nutzfahrzeugsparte leitet. Doch so richtig glücklich dürfte der machtbewusste Bernhard damit nicht sein, Foto: dpa
Der amtierende Chef von Ford Deutschland, Bernhard Mattes, kann sich ebenfalls Hoffnungen auf den Opel-Chefsessel machen.
Ford konnte seinen Marktanteil von Januar bis September dieses Jahres um 0,7 Prozent steigern - mitten in der Autokrise eine veritable Leistung. Mattes sieht Ford nicht als Krisengewinner, doch das Unternehmen hat seine Hausaufgaben früher als andere gemacht.
Mattes fing 1999 als Marketing- und Vertriebsvorstand in Deutschlands Ford-Zentrale in Köln an. 2002 schlitterte Ford in Europa in die Krise. Mattes steuerte mit einem harten Kostensenkungsprogramm gegen. Dabei konnte er wohl auch seine menschlichen Erfahrungen brauchen, die er zuvor in 17 Jahren bei BMW erworben hatte: Mattes arbeitete sich vom Verkaufsleiter im Außendienst zum Leiter der werkseigenen BMW-Niederlassungen hoch und blieb dabei ein allseits hoch geschätzter Vorgesetzter. Doch bei Ford kam er zuletzt nicht so recht voran. Er war bereits im europäischen Ford-Vorstand, wurde aber auf den Posten des Deutschlands-Chefs und des Verantwortlichen für Ersatzteilbeschaffung zurückgestutzt.
Gut möglich, dass Mattes bei einem guten Angebot von GM Richtung Rüsselsheim wechseln würde, Foto: AP
Der stellvertretende Mercedes-Chef Rainer Schmückle gilt ebenfalls als heißer Kandidat für den Opel-Chefsessel. Seit Monaten halten sich Gerüchte, dass Daimler-Chef Dieter Zetsche seinen "Sparkommissar" wie Schmückle intern genannt wird, ablösen könnte.
Der 49-jährige hatte Daimlers Automobilsparte im März dieses Jahres ein drastisches Sparprogramm verpasst - das gilt als Spezialität des Daimler-Managers: In Porträts wurde er schon mal als Daimlers ADAC-Helfer beschrieben. Wo immer sich ein Milliardenloch in der Automobilbranche auftat, wurde Schmückle darauf angesetzt. Die frühere Bahn-Tochter Adtranz sanierte er ebenso wie den amerikanischen Lastwagenbauer Freightliner. Auch Mercedes holte er aus den roten Zahlen.
Nur bei Chrysler, dass er 2006 auch noch nebenbei sanieren sollte, war Schmückle zu spät dran: Den Notverkauf des kränksten der US-Autobauer konnte Schmückle auch nicht mehr verhindern, Foto: dpa.
Weniger chancenreich beim Ringen um den Opel-Chefposten ist Bernd Pischetsrieder: Der Münchner begann seine berufliche Laufbahn bei BMW. 1993 wurde er überraschend Nachfolger von Eberhard von Kuehnheim als Vorstandsvorsitzender. Er übernahm ein wohlbestelltes Haus, dessen Kerngeschäft er zunächst kontinuierlich verbesserte.
Die von ihm initiierte Übernahme von Rover entwickelte sich dann allerdings zum Problemfall. Der hohe Kurs des britischens Pfunds, Billigimporte, ein gravierender Produktivitätsrückstand und eine schwache Wettbewerbsposition der Marke Rover führten 1998 zu Verlusten von 1,9 Milliarden DM und zwangen Pischetsrieder im Februar 1999 zum Rücktritt.
Im Juni 2000 wurde er in den Vorstand von VW berufen und löste im April 2002 den in den Aufsichtsrat wechselnden Ferdinand Piech an der Konzernspitze ab. Ab 2003 geriet VW in beträchtliche finanzielle Schwierigkeiten, dem Pischetsrieder ein massives Sparprogramm „ForMotion“ entgegensetze. Zur wirtschaftlichen Krise kam ab Mai 2005 die sogenannte „VW-Affäire“. In dem Skandal um Veruntreuung, Tarnfirmen, Schmiergeldzahlungen und gesponserte „Lustreisen“ für Betriebsräte ging Pischetsrieder zunehmend auf Distanz zu Piech.
Im Dezember 2006 erzwang Piech den Rücktritt von Pischetsrieder. Sein noch bis 2012 laufender Vertrag wurde nach seiner Entmachtung nicht aufgelöst. Zunächst wurde er zum Sonderbeauftragten für die geplante LKW-Allianz zwischen Man und Scania sowie der brasilianischen VW-Kkw-Sparte. Diese Aufgabe fand schon nach wenigen Monaten ein Ende.
Pischetrieders Büro in der VW-Zentrale und sein Millionen-Vorstandsgehalt blieben. Foto: AP
Vorstellbar, aber wenig wahrscheinlich ist es, dass der ehemalige Porsche-Chef Wendelin Wiedeking den Opel-Thron erklimmt.
Der gebürtige Ahlener begann nach der Promotion 1983 als Vorstandsassistent bei Porsche. Im August 1993 wurde er Vorstandsvorsitzende und leitete eine Sanierung und Neuausrichtung des schwer angeschlagenen Porschekonzerns. Es gelang ihm, Porsche zum weltweit profitabelsten Autohersteller zu entwickeln, handelte stark flexibilisierte Arbeitszeiten aus und vollzog einen Imagewandel der Marke von einem Statussymbol der Reichen hin zu einem akzeptierten innovativen Technologieprodukt mit den neuen Modellen „Boxster“ und „Cayenne“.
2002 baute Porsche ein neues Werk in Leipzig und verzichtete dabei medienwirksam auf eigentlich zustehende Subventionen. Wiedeking sprach sich mehrfach für den Standort Deutschland aus und kritisierte Mitbewerber für ihr Kurzfristdenken, reine Profitorientierung und die Tatsache Aktienoptionen an Führungskräfte auszugeben. Seine allgemeinpolitischen und nonchalant-schnodderigen Stellungsnahmen brachten ihm eine große Popularität.
Für Überraschung sorgte der 2005 von Wiedeking mit den Eigentümerfamilien eingefädelte Einstige von Porsche bei VW. Der Versuch, VW komplett zu übernehmen scheitert jedoch an finanziellen Problemen. Im Juli 2009 wurde Wiedeking von seinem Posten entlassen. Er erhielt eine Abfindung von 50 Millionen, von der er die Hälfte spenden will. Foto: dpa
Auch der Mann aus Twistringen (Niedersachsen) wäre ein guter Kandidat für Opel gewesen. Er begann seine berufliche Karriere nach der Promotion 1985 bei Motorola – zunächst in der Entwicklungsabteilung, dann als Leiter des strategischen Marketings. 1999 der Wechsel zu VW. Hier leitete Neumann zunächst die Elektronikentwicklung und wurde dann zum Leiter der konzernweiten Elektronikstrategie.
Im Jahr 2004 übernahm Neumann den Vorstandsposten Automotive Systems beim Reifenhersteller Continental. Mitte 2008 gab Schaeffler ein Übernahmeangebot für Continental von 75 Euro pro Aktien ab. In Folge der weltweiten Finanzkrise fiel der Aktienkurs von Continental auf 20 Euro und Schaeffeler geriet aufgrund der Verpflichtungen aus dem Übernahmeangebot in große finanzielle Schwierigkeiten.
Im August 2008 trat Conti-Chef Manfred Wennemer zurück und übergab die Führung an Neumann. Genau ein Jahr später erklärte auch dieser seinen Rücktritt - nachdem er das Vertrauen von Schaeffler verloren hatte. Ihn beerbte Elmar Degenhart.
Statt des Opel-Chefsessels übernimmt Neumann jetzt einen Job bei VW. Dort wird er Beauftragter für Elektroautos. Foto: AP
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