Bei Hardware hat Microsoft zu kämpfen

Die Zeichen stehen auf Konsolidierung. Zu ihrem 20-jährigen Jubiläum steht die Hardware-Division von Microsoft an einem Wendepunkt. Während auf der einen Seite mit der Spielekonsole X-Box ein Milliardengeschäft losgetreten wurde, schrumpft der restliche Hardwarebereich zusehends und die Verluste steigen.

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SEATTLE. Und das, obwohl Microsoft-Top-Manager Tom Gibbons die Sparte als wichtig für den Riesen aus Redmond bezeichnet. Er sucht und braucht den Weg in die Wohnzimmer der Kunden.

Alle Hoffnungen ruhen jetzt auf neuen Produkten im Bereich Tastaturen und Mäuse, die letzte Woche in Redmond präsentiert wurden, und vor allem im boomenden Sektor Wireless-Netzwerke für Privatkunden. Doch da fehlen Angebote im schnellen Standard 802.11 g, den die Konkurrenz in USA und Europa bereits kräftig vermarktet. Microsoft hat bislang nur Router und PC-Hardware nach dem langsameren 802.11 b-Modus im Vertrieb und auch nur in den USA. Eine geplante Markteinführung in Europa wurde zunächst verschoben und dann ganz abgeblasen, war am Rande der Microsoft-Veranstaltung in Redmond zu erfahren.

Im Bereich Home und Entertainment sind bei Microsoft Spielehard- und -software, die TV-Plattform Unterhaltungs- und Lernsoftware und PC-Hardware generell zusammengefasst. Im Finanzjahr 2003 konnte der Gesamtbereich zwar ein Umsatzplus von 2,41 auf 2,78 Mrd. $ verzeichnen, aber das beruhte fast ausschließlich auf der im Finanzjahr 2002 neu eingeführten Konsole X-Box. Gleichzeitig stieg der operative Verlust der Sparte von 866 auf 940 Mill. $, was an Wall Street argwöhnisch beobachtet wird. Die Sparte Consumer Hard- und Software alleine (Software wie Encarta oder Picture It, PC-Mäuse, Desktops) musste einen Umsatzrückgang von 14 Mill. $ oder 1 % hinnehmen.

Zeichen für einen Strategiewandel weg von der Eigenproduktion könnte der jüngste Rückzug aus dem Bereich der Spiele-Controller (Joysticks, Lenkräder) sein, was für Marktbeobachter angesichts hoher Marktanteile – in Deutschland lag Microsoft laut GfK-Zahlen im Mai mit 22 % fast gleichauf mit Marktführer Logitech – überraschend kam. Microsoft selber begründet das mit „seit Jahren rückläufigen Gesamtverkaufszahlen im PC-Game-Controller-Segment“. Das frei werdende Geld solle in andere Hardware-Innovationen gesteckt werden, heißt es.

Gregor Bieler, Geschäftsführer der Logitech GmbH, sieht das anders: „Wir werden den Bereich weiter fokussieren.“ Genau wie Soundsysteme bis hin zur Home-Cinemaanlage, wo Logitech mittlerweile laut GfK 7 % Marktanteil hat. Microsoft hatte den Bereich nach einem erfolglosen Anlauf mit USB-Lautsprechern Ende der Neunziger wieder eingestellt, genauso wie einen Ausflug in den Bau von PC-kompatiblen Telefonen.

Neben massiver Konkurrenz durch große und kleine Wettbewerber waren es aber auch hausgemachte Pleiten, Pech und Pannen, die den Bereich unter Druck setzten. Ein innovatives kabelloses Desktop mit Bluetooth-Schnittstelle etwa kam dieses Jahr unausgereift auf den Markt und sorgte für Verärgerung und hohe Retourenraten im Handel. Eilig wurde zumindest die Software nachgebessert.

Angstgegner Logitech, der im vergangenen Finanzjahr 1,05 Mrd. $ (+23 %) mit PC- und Konsolenperipherie umgesetzt hat, hat laut GfK mittlerweile mit aggressiven Marketingaktionen 69 % des Marktes für kabellose Desktops (wertmäßig) erobert. Microsoft hält noch 15 %.

Den dringend benötigten Wachstumsschub könnte die Sparte wohl nur aus dem Bereich Wireless-Netzwerke erlangen. Einfache und konsumentenfreundliche Lösungen liegen im Trend, wie die Markterfolge der ersten Router von Microsoft gezeigt haben. Jetzt heißt es halt abwarten.

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