Standort Schweiz Starker Franken gefährdet Zehntausende Stellen

Der Kurswechsel der Schweizer Währungshüter könnte die Verlagerung Zehntausender Stellen von der Schweiz ins Ausland nach sich ziehen. Davon gehen nach einer Umfrage viele Konzern- und Verwaltungsratschefs aus.

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Die Schweizerische Nationalbank hat den mehr als drei Jahre geltenden Euro-Mindestkurs von 1,20 Franken Mitte Januar aufgegeben. Quelle: dpa

Zürich Nach der Abkehr vom Euro-Mindestkurs droht der Schweiz Top-Managern zufolge der Verlust Zehntausender Stellen. Abwicklung, Administration und unterstützende Funktionen dürften Firmen ins nahe europäische Ausland auslagern, etwa nach Süddeutschland, sagte Philippe Hertig vom Headhunter Egon Zehnder am Montag auf einer Medienkonferenz. Neue Stellen würden daher in der Schweiz kaum noch entstehen.

Egon Zehnder befragte 34 Konzern- und Verwaltungsratschefs dazu, wie sich die Entscheidung der Schweizerischen Nationalbank kurz- und mittelfristig auf ihre Unternehmen auswirken wird. In der Schweiz waren Ende vergangenen Jahres 4,2 Millionen Personen beschäftigt.

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hatte den mehr als drei Jahre geltenden Euro-Mindestkurs von 1,20 Franken Mitte Januar aufgegeben. Der radikale Kurswechsel der Währungshüter hatte an den Finanzmärkten heftige Turbulenzen ausgelöst und zu einem sprunghaften Anstieg des Frankens geführt. Aktuell werden für einen Euro 1,06 Franken bezahlt.

Auf die zu erwartenden negativen Folgen für Geschäft und Rentabilität reagierten die Spitzenmanager mit Rekrutierungsstopp, der Verlängerung von Arbeitszeiten und der Verlagerung von Arbeitsplätzen ins benachbarte europäische Ausland. Bei Großkonzernen steige der Rechtfertigungsdruck für einen Geschäftssitz oder eine Niederlassung in der Schweiz, erklärte Hertig. Das Lohnniveau in der Schweiz werde stark unter Druck kommen.

Grundsätzlich bleibe die Schweiz für Unternehmen weiterhin attraktiv. Doch die Konkurrenz durch Plätze wie London, Luxemburg und Singapur nehme zu, sagte Hertig.

Weit wichtiger als die Frankenstärke seien für die Standortattraktivität allerdings die politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen. Unternehmen legten Wert auf Planbarkeit und langfristige Sicherheit. Diese Faktoren hätten in den letzten Jahren unter Maßnahmen gelitten, die Zuwanderung und die Managersaläre zu begrenzen.

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