Internet Der Fluch von Sex.com

Die geplante Versteigerung der Domain Sex.com wurde in letzter Minute abgesagt. Die krimihafte Saga um die einst teuerste Internetadresse der Welt geht weiter.

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Sex.com

Der selbst ernannte Domain-König Rick Schwartz hat es geahnt. Die Internetadresse Sex.com sei wohl verflucht, unkte Schwartz, der durch den Verkauf verschiedener Netzpräsenzen viel Geld verdient hat, am Dienstag noch in seinem Blog. In der Tat ist die Saga um die bislang teuerste Domain um eine Wendung reicher.

Denn eigentlich sollte die Adresse heute versteigert werden, für die 2006 bereits 14 Millionen Dollar gezahlt wurden. Doch in letzter Minute wurde die Auktion auf einen unbestimmten Zeitpunkt verschoben. Grund: Beim Insolvenzgericht in Kalifornien gingen drei Beschwerden gegen den Besitzer Escom LLC ein. Die Unternehmen fordern insgesamt mehr als 10 Millionen Dollar.  

Aufsichtsratsvorsitzender der Kläger ist Michael Mann, der einst einen großen Domainhandel gegründet hatte, und früher in Sex.com investiert hatte. Nach seiner Einschätzung sei die Adresse bis zu 25 Millionen Dollar wert.

Dabei gibt es dort derzeit kaum etwas zu sehen: Statt nackter Haut erwartet Besucher eine kahle Seite mit Links zu anderen, expliziten Angeboten.  

Krimireifer Streit um Sex.com

Sex.com ist nicht nur eine der prägnantesten und teuersten Adressen des Internets, sie hat auch eine Filmreife Geschichte.

Im Frühjahr 1994 hatte sie der Amerikaner Gary Kremen registriert, doch nach einem Jahr gelang es dem Hochstapler Stephen Cohen, die Domain an sich zu reißen. Fünf Jahre lieferten sich beide einen Rechtsstreit, in der Zwischenzeit soll Cohen etwa 100 Millionen US-Dollar mit der Seite verdient haben.

Gerichte verurteilten ihn zu Schadenersatzzahlungen von 65 Millionen Dollar, doch davon hat Kremen bislang keinen Cent gesehen. Der Betrüger Cohen saß zwischenzeitlich im Gefängnis, später soll er sich nach Mexiko abgesetzt haben.

Im Jahr 2006 kaufte dann Escom LLC die Seite für 14 Millionen Dollar – neben den 16 Millionen Dollar für Insure.com ist es der höchste je bekannt gewordene Betrag, der für eine Internetseite bezahlt wurde. Doch Escom konnte seine Schulden nicht begleichen und Sex.com sollte heute zwangsversteigert werden.  

Einen beglaubigten Scheck über eine Million Dollar sollten die Bieter vorlegen, hatte das New Yorker Auktionshaus David R. Maltz verlangt.

Was die Seite wirklich noch wert ist, darüber streiten die Experten. Für Domain-König Schwartz beziffert den Wert auf nur noch fünf bis sechs Millionen Dollar. Ein Fünftel dessen, was Mann nannte.

Denn auch wenn Sex weiter zu den meist gesuchten Begriffen im Internet gehört, läuft das Geschäft damit längst nicht mehr wie früher. Auch die Pornoindustrie leidet stark unter kostenlosen Angeboten im Netz. Für die künftigen Besitzer von Sex.com könnte sich der Fluch der Seite als durchaus fortsetzen.   

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