Energie Die magische Bloombox

Ein mit 400 Millionen Dollar finanziertes Silicon Valley Startup entwickelt Mini-Kraftwerke aus Brennstoffzellen. Beim Debüt drängte sich die Prominenz.

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KR Sridhar, CEO von Bloom Quelle: AP

Könnte BloomEnergy das nächste Google sein? John Doerr, der Anschubfinanzierer von Internet-Größen wie Google und Amazon.com denkt nur kurz über die Frage des japanischen Reporters nach. „Ja, das hoffe ich schon“, sagt der blonde Mann mit der schwarzen Brille und grinst spitzbübisch.

Doerr hat blendende Laune an diesem Mittwochvormittag. Das liegt nicht nur am strahlenden Sonnenschein im Silicon Valley. Das von seiner Wagniskapitalfirma Kleiner Perkins und weiteren Investoren mit 400 Millionen Dollar finanzierte Startup Bloom Energy hat gerade ein glänzendes Debüt hingelegt. Es ist das erste Cleantech-Startup, in das Kleiner Perkins überhaupt investiert hat, damals in 2002.

Die Premiere ist perfekt inszeniert. Schließlich ist man im Silicon Valley nicht nur beim Einsammeln von Investorengeldern, sondern auch beim Vermarkten absolute  Weltspitze.

Es hagelt Hype

Die Euphorie ist groß. Arnold Schwarzenegger ist angereist, trotz gesunkender Popularitätswerte noch immer ein Aufmerksamkeitsgarant. „Ich fühle mich in Gesellschaft von KR immer so wohl. Dann bin ich nämlich nicht der einzige im Raum mit einem Akzent“, lacht Schwarzenegger schallend und spielt darauf an, dass Bloom Energy Gründer und Chef KR Sridhar gebürtiger Inder ist.

Dann wird der kalifornische Regierungschef wieder ernst: „Bloom Energy ist eine typische Einwanderer-Erfolgsstory und schafft uns dringend benötigte Arbeitsplätze im produzierenden Gewerbe“, lobt  der breitschultrige Schwarzenegger und umarmt den schmächtigen Inder. „Bloom Energy wird die Welt verändern“, behauptet Colin Powell. Der Ex-US-Außenminister und pensionierte 4 Sterne General sitzt für den Wagnisfinanzierer Kleiner Perkins im Aufsichtsrat des Startups.

Schließlich überbieten sich auch noch die ersten Kunden von Bloom Energy gegenseitig mit Lob – unter ihnen Ebay-Chef John Donahoe und Google-Gründer Larry Page. „Bloom hat uns schon in einem dreiviertel Jahr bereits hunderttausend Dollar an Kosten gespart“, prahlt Donahoe, der momentan die Ausgaben und Arbeitsplätze bei Ebay rigoros zusammenstreicht. „Ich dachte, das ist zu gut, um wahr zu sein“, sekundiert Walmart-Topmanager Bill Simon. „Dann bestätigten mir meine Leute – ja, das ist tatsächlich so gut.“

Was um Himmels Willen hat der ehemalige Raumfahrtprofessor KR Sridhar nur geschaffen, um so gefeiert zu werden? Es ist ein Mini-Kraftwerk aus Brennstoffzellen, das rund um die Uhr Strom erzeugt und speichert und dabei mit allen erdenklichen Energiequellen gespeist werden kann – von fossilen Brennstoffen bis hin zu Wind und Solar.

Modular aufgebaute Mini-Kraftwerke

Die sogenannten Bloomboxen – Sridhar bevorzugt den Begriff Bloom Energy Server – sind modular wie ein Rechenzentrum aufgebaut und können so flexibel auf den gewünschten Bedarf des Nutzers angepasst werden. Da sie vor Ort installiert werden, entfallen die typischen Leistungsverluste beim Übertragen von Strom.

Jede Brennstoffzelle ist in etwa so groß wie eine CD-Hülle und liefert rund 25 Watt Energie, genug um eine Glühbirne zu betreiben. Übereinander gestapelt kann eine Bloom-Box von der Größe eines Kühlschranks ein Haus versorgen. 100 Kilowatt-Systeme sind etwa so groß wie ein Kleinwagen. Bloom Energy behauptet, eine Methode gefunden zu haben, um die Brennstoffzellen  relativ günstig zu produzieren. Sie bestehen aus Keramik und sind mit einer Spezialtinte beschichtet, die als Katalysator fungiert.

Bei Unternehmen wie Ebay, Google, Fedex und Walmart sind die Boxen bereits im Testbetrieb. Ebay speist mit fünf von Biogas befeuerten 100 Kilowatt Bloom-Boxen rund die Hälfte des Energiebedarfs des Gebäudes, in dem die Verwaltung seines Online-Bezahldienstes Paypal untergebracht ist, inklusives eines Rechenzentrums. „Wir hätten mit einer größeren Anlage auch das ganze Gebäude versorgen können. Aber wir wollten es erstmal ausprobieren“, erklärt Ebay-Chef Donahoe.

Noch müssen die Boxen sich erst noch im Langzeittest beweisen. Bloom Energy gibt eine Laufzeit-Garantie von zehn Jahren und tauscht Zellen, die ihren Dienst versagen, in dieser Zeit kostenlos aus.

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