Qualitätsoffensive Heilsame Daten à la carte

Wie sich mit Informationstechnik im Gesundheitswesen Milliarden sparen, die Kassenbeiträge senken und die medizinische Versorgung verbessern lassen.

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Der Aufenthalt in einem bundesdeutschen Krankenhaus kann lebensgefährlich sein. Ärzte ohne Fachkompetenz behandeln falsch und weigern sich, an kundige Kollegen zu überweisen; nach Verwechslungen, Schlamperei oder Kommunikationspannen bei der Schichtübergabe werden gesunde Lungenlappen entfernt, aus Unkenntnis falsche Bypässe gesetzt; Fortbildungen sind unzureichend, automatische Fehlermelde- und Kontrollsysteme fehlen. Professor Matthias Rothmund, Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie, ist überzeugt: „Fehler in Krankenhäusern gehören zu den zehn häufigsten Todesursachen – noch vor Brustkrebs, Aids und Verkehrsunfällen.“ Der Pfusch ist nicht auf die Krankenhäuser beschränkt. Und er kostet eine Menge Geld. Damit soll bald Schluss sein, dem deutschen Gesundheitswesen steht eine Qualitätsoffensive bevor, wie sie zuletzt die Automobilindustrie vor 20 Jahren erlebt hat. Mit der Einführung der elektronischen Gesundheitskarte soll das digitale Zeitalter beginnen, von dem sich alle Experten mehr Transparenz und Effizienz versprechen – zum Wohle der Patienten. Mithilfe der Informationstechnologie (IT) und der Vernetzung der Daten von Versicherten, Ärzten, Apotheken und Krankenkassen soll erstmals die Qualität medizinischer Leistungen kontrollierbar und quantifizierbar werden. Wenn außerdem eines Tages behandlungsrelevante Daten wie Krankheitsgeschichte, Röntgenbilder, Allergien, Blutgruppe oder die derzeit geschluckten Medikamente in Form einer elektronischen Patientenakte verfügbar sind, sollen Fehlbehandlungen, Doppeluntersuchungen oder tödliche Medikamentenkombinationen der Vergangenheit angehören. Die Vernetzung der heilsamen Daten verspricht noch mehr Vorteile für die Patienten, von der häuslichen Betreuung chronisch Kranker per Datenleitung bis zur Teleoperation. Obwohl die Qualität der Behandlung steigen wird, sind die Einsparpotenziale dank der Digitalisierung gewaltig. Der Kölner Gesundheitsökonom Karl Lauterbach rechnet vor: „Mit Transparenz, Effizienz, Wettbewerb und der Vermeidung von Über-, Unter- und Fehlversorgung lassen sich 25 Prozent der Ausgaben im Gesundheitswesen einsparen.“

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