Atommüll Entschärfte Strahlung

Transmutation senkt die Risiken des Atommülls.

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Kennzeichen für Quelle: dpa

Die Übeltäter heißen Neptunium, Americium, Curium, Technetium, Jod und Cäsium. Diese radioaktiven Isotope entstehen bei der Spaltung von Uran in Kernkraftwerken, sind Teil des Atommülls – und wesentlich dafür verantwortlich, dass der Abfall Millionen Jahre lang gefährliche radioaktive Strahlen aussendet.

Die Zeit muss sich drastisch verkürzen lassen, sagte sich Ende der Achtzigerjahre des vergangenen Jahrhunderts der italienische Physiker und Nobelpreisträger Carlos Rubbia. Er schlug vor, den atomaren Müll mit energiereichen Neutronen zu beschießen, um die langlebigen Isotope zu spalten. Die Bruchstücke strahlen danach entweder gar nicht mehr oder nur noch für kurze Zeit.

Rubbia lag richtig. Dass diese sogenannte Transmutation dennoch nicht eingesetzt wurde, lag an den zu erwartenden Kosten. Die Kernenergie wäre so eine äußerst unwirtschaftliche Art der Stromerzeugung geworden. Das soll sich nun ändern.

Wissenschaftler aus neun Forschungszentren in aller Welt haben Megapie entwickelt, das „Megawatt-Pilot-Experiment“. Dahinter verbirgt sich ein Tank mit einer heißen und daher flüssigen Mischung aus Blei und Wismut. Wenn diese Mixtur mit energiereichen Protonen beschossen wird, bilden sich die Neutronen in hoher Stückzahl – 100 Billiarden pro Sekunde – und mit hoher Energie.

Megapie wurde beim Paul-Scherrer-Institut (PSI) in der Schweiz aufgebaut, dessen Forscher maßgeblich an der Entwicklung beteiligt waren. Die Protonen liefert ein Beschleuniger, der am PSI sonst für andere Experimente genutzt wird. Die Ergebnisse der Forschung sollen nun für die Entwicklung von Großanlagen genutzt werden, in denen Atommüll in großen Mengen unschädlich gemacht wird.

Abgesehen davon, dass noch viel Forschung notwendig ist, könnte die Transmutation auch daran scheitern, dass die gefährlichsten Bestandteile des Atommülls zunächst herausgelöst werden müssten, ehe sie zerstört werden können. Die Abtrenntechnik ist jedoch noch nirgends realisiert, die Wiederaufarbeitungsanlagen in Frankreich und Großbritannien isolieren nur Uran und Plutonium. Experten erwarten eine großtechnische Lösung frühestens in 15 bis 20 Jahren.

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