Heizkraftwerke Müll-Öfen geht der Brennstoff aus

Zunächst waren es überwiegend herkömmliche Kraftwerke und Zementfabriken, die neben Kohle, Erdgas und Heizöl auch Ersatzbrennstoffe aus Abfall verfeuerten. Wegen der steigenden Preise für konventionelle Energien bauen sich nun immer mehr Betriebe aus energieintensiven Branchen eigene solcher Kraftwerke. Doch der Nachschub wird langsam knapp.

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KÖLN. Die Sache mit den Holzpaletten war Hermann-Josef Schmitz schon lange ein Dorn im Auge. Rund 25 000 Stück sammeln sich im Jahr bei seiner Firma, der Druckerei WS Quack + Fischer im nordrhein-westfälischen Viersen an. Auf den Einwegpaletten kommen die Kartons an, die er anschließend in Pralinen- und Paniermehlverpackungen verwandelt. Lange Zeit landeten sie als Holzabfall im Müll. „Das war die pure Verschwendung“, sagt der Geschäftsführer. Weil gleichzeitig Jahr für Jahr die Heizkosten stiegen, ließ Schmitz im Jahr 2003 für rund 300 000 Euro eine Kleinkraftwerk auf seinem Betriebsgelände errichten. Seitdem verheizt das Unternehmen die Paletten und deckt damit 75 Prozent seines Wärmebedarfs. Statt der monatlichen Abschläge an den früheren Fernwärmelieferanten zahlt Schmitz heute nur noch eine Gebühr an die Stadtwerke Düsseldorf: Für die Wartung der vollautomatischen Anlage und die Raten für den Kredit. „Wir sparen 50 Prozent der Heizkosten“, sagt Schmidt. Wenn die Anlage im Jahr 2013 abbezahlt ist, werde sich die Ersparnis auf 70 bis 80 Prozent steigern. Mit seiner Idee, aus Müll Energie zu gewinnen, liegt Schmitz voll im Trend. Zunächst waren es überwiegend herkömmliche Kraftwerke und Zementfabriken, die neben Kohle, Erdgas und Heizöl auch Ersatzbrennstoffe (EBS) aus Abfall verfeuerten. Wegen der steigenden Preise für konventionelle Energien bauen sich nun immer mehr Betriebe aus energieintensiven Branchen wie Chemiewerke, Papierwerke und Lebensmittelproduzenten eigene EBS-Kraftwerke. Rund zwölf solcher Anlagen gibt es schon in Deutschland. „Heutzutage ist Abfall nicht einfach nur Müll, sondern Rohstoff und Energie“, sagt Mareike Hilling, Marketingleiterin der Nehlsen GmbH & Co. KG. Das Bremer Unternehmen betreibt seit Juli 2007 ein EBS-Kraftwerk für den Lebensmittelhersteller Pfanni in Stavenhagen, das Wärme und Strom produziert. Diese gekoppelte Erzeugung macht die EBS-Anlagen besonders energieeffizient. „Die Strom- und Dampfversorgung durch das Heizkraftwerk senkt die Energie- und Produktionskosten langfristig“, sagt Haike Bleich, Assistentin der Werksleitung in Stavenhagen. Sie rechnet mit einer Ersparnis von mindestens 50 Prozent. Zudem ist das Heizmaterial für die Unternehmen kein Kostenpunkt mehr, sondern bringt mitunter sogar Geld. Rund 70 bis 80 Euro können sie verlangen, wenn sie eine Tonne Müll vom EBS-Lieferanten abnehmen. Der sammelt Haus- und Gewerbemüll ein und bereitet ihn in so genannten mechanisch-biologischen Abfallbehandlungsanlagen (MBA) auf die Verbrennung in den Kraftwerken vor. Bevor Abfall zu Energie werden kann, muss er getrocknet, zerkleinert und von Schadstoffen wie Chlor befreit werden.

Lesen Sie weiter auf Seite 2: Die Konkurrenz durch herkömmliche Müllverbrennungsanlagen wird immer stärker.

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