Los Angeles Auto Show US-Autobauer setzen bei Automesse auf leise Töne

Auf der Los Angeles Motorshow zeigt sich deutlich: Die Ära der Pickup-Trucks und Muscle-Cars neigt sich dem Ende entgegen. Wer die Aufmerksamkeit der Besucher auf sich ziehen will, der muss klein, fein und am besten elektrisch vorfahren.

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Der Chevrolet Volt gehört zu Quelle: REUTERS

Wahrscheinlich ist in diesem Teil der Halle lediglich die Beleuchtung ausgefallen, aber irgendwie passt es zur Atmosphäre, dass der 425 PS starke Dodge Challenger an diesem Morgen auf der Los Angeles Autoshow sprichwörtlich im Dunkeln steht. Gerade mal zwei Besucher streichen um das orange lackierte Achtzylinder-Geschoss im Retrolook, das die an die guten alten Siebziger erinnern soll, als Fahrzeuge wie der Challenger, der Chevrolet Camaro oder der Ford Mustang durchaus weltweit als Ikonen amerikanischer Automobilbaukunst galten. Heute sieht es sprichwörtlich finster aus für die Big Three Chrysler, Ford und GM. Weder Ford-Chef Alan Mulally noch GM-Boss Rick Wagoner und Chrysler-CEO Robert Nardelli lassen sich an diesem Morgen auf der Messe blicken. Sie haben Wichtigeres zu tun, versuchen gerade die US-Kongressabgeordneten zu überzeugen, dass der Staat den US-Autobauern mit Milliardenhilfen unter die Arme greifen muss, um die einst so stolzen Riesen vor dem endgültigen Exitus zu bewahren. Schon Ende des Jahres könnte General Motors das Geld ausgehen.

Entsprechend bedrückt ist auch die Stimmung am GM-Stand. Es gibt vergleichsweise wenige Besucher. Nur ein Fahrzeug ist regelrecht belagert von Journalisten und Fernsehteams: Der Chevrolet Volt, das erste massentaugliche Elektroauto von General Motors, von dem viele hier hoffen, dass es der erhoffte Heilsbringer für den Konzern wird. Tony Posawatz, der Baureihenverantwortliche für den Volt, brennt für sein Baby, das merkt man ihm deutlich an. "Je länger wir an diesem Auto forschen, desto sicherer sind wir: Das ist die Zukunft", sagt Posawatz. Auf die Frage, ob er sich angesichts der wirtschaftlichen Situation von GM Sorgen mache, hält er kurz inne, schaut ernst: "Manchmal schon. Aber dann ist wieder so viel Arbeit da. Dann muss es einfach weitergehen." Dass der Volt die Probleme von GM im Handstreich lösen kann, ist jedoch unwahrscheinlich. Das Auto kommt erst im November 2010 auf den Markt, und dann zunächst auch nur in Stückzahlen von "einigen Zehntausend Einheiten." Später, so kündigt Posawatz im Gespräch mit der WirtschaftsWoche an, soll es auch einmal eine richtige Volt-Modellfamilie geben, zum Beispiel mit einem Familienvan. Doch bis dahin, das weiß auch Posawatz, werden weitere Jahre ins Land gehen, von denen im Augenblick niemand weiß, ob sie GM noch bleiben.

Nebenan, am BMW-Stand, stellen derweil BMW-Chef Norbert Reithofer und Entwicklungsvorstand Klaus Dräger den Mini E vor. Mehrere Hundert Journalisten applaudieren für den 204 PS starken Mini mit Elektromotor. Der hier und in New York in Kürze in einer Auflage von jeweils 250 Einheiten in den Testbetrieb gehen wird. Ausgewählte Kunden können das Auto zunächst für ein Jahr leasen. Und schon jetzt haben sich mehr als Zehntausend beworben. Die Hoffnung auf eine baldige Serienfertigung zerstreut BMW-Strategievorstand Friedrich Eichiner jedoch sogleich. "Wir müssen mit diesem Auto erst einmal eine Reihe von Erfahrungen sammeln, ehe wir den nächsten Schritt gehen." Wann der kommen wird, will bei BMW noch niemand verraten. Doch eines ist für BMW-Chef Norbert Reithofer schon jetzt klar: "Der Mini E gehört auf die Strasse."

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