Auf diese Erfindung haben wohl viele lärmgeplagte Menschen gewartet: Das Start-up Nora hat eine Lösung entwickelt, die notorischen Schnarchern zum entspannten Atmen verhelfen soll. Ein Mikrofon auf dem Nachtisch überwacht den Schlaf. Misst es einen zu hohen Lärmpegel, funkt es ein Kissen an, das sich leicht aufbläst und so den Kopf des Schlafenden in eine andere Position legt. Läuft es so, wie das Unternehmen verspricht, sind die Atemwege wieder frei – zum Wohle aller Anwesenden.
Zu sehen ist dieser Schnarchstopper in dieser Woche auf der Elektronikmesse CES in Las Vegas. Die Lösung mag kurios erscheinen, doch sie steht für einen großen Trend in der Technologiebranche: Immer mehr Hersteller bauen Sensoren und Funkchips in ihre Produkten ein - vom Strampler fürs Neugeborene über Überwachungssysteme fürs Zuhause bis hin zum Auto, das eines Tages automatisch durch den Stau navigieren soll.
„Wir leben immer noch in einer analogen Welt, in der wir umgeben sind mit digitalen Produkten“, sagte Shawn DuBravac, Chefökonom des CES-Veranstalters CTA. Doch das ändere sich: Alles, was noch analog ist, werde in Zukunft digital und vernetzt. „Wir bewegen uns aus einer Welt, in der Sensoren nur für spezielle Anwendungen genutzt werden, in eine Welt der kontinuierlichen Messung“, ist DuBravac überzeugt. Auf der CES loten die Aussteller aus, was technisch möglich ist – und vielleicht auch kommerziell sinnvoll.
Billigere Sensoren aus Ausgangspunkt für den Trend
Der Trend hat einen Grund, der sich in Dollar und Cent messen lässt: Sensoren werden immer billiger. Ein Beschleunigungssensor, wie er 2007 im ersten iPhone zum Einsatz kam, habe damals sieben Dollar gekostet, heute sei er für weniger als 50 Cent zu haben, sagte DuBravac. „Man kann sie jetzt überall einbauen.“
Die Trends der CES 2016
Das vernetzte Zuhause ist noch nicht breit im Alltag angekommen - aber in Las Vegas werden wieder Hunderte Geräte zu sehen sein, die sich miteinander und mit dem Internet verbinden lassen. So will Samsung einen Kühlschrank mit einem riesigen Display vorstellen, wie vom Blog „The Verge“ aufgespürte Werbebanner zeigen. Ein Problem bleibt oft die Kommunikation zwischen Technik verschiedener Anbieter - einheitliche Standards wie in anderen Elektro-Bereichen gibt es nicht. Das Problem soll gelöst werden durch die direkte Kooperation der Hersteller, offene Schnittstellen sowie Onlinedienste, die im „Internet der Dinge“ als eine Art Vermittler auftreten.
Für die Nutzer oft unsichtbar, werten Computer in der Cloud eine Vielzahl von Daten aus, um sich besser an ihre Bedürfnisse anzupassen. Das Ergebnis sollen zum Beispiel schlaue Messenger-Dienste sein, die Fragen beantworten oder kleine Aufgaben wie eine Restaurant-Reservierung erfüllen können. Facebook experimentiert damit in dem Dienst „M“ in seinem Messenger, Google soll auch daran arbeiten. Einige Geräte auf der CES werden auf Amazons Sprach-Assistenten Alexa zurückgreifen.
Vor einem Jahr sorgte Intel-Chef Brian Krzanich für Aufsehen auf der CES mit kleinen Fluggeräten, die auch beweglichen Hindernissen ausweichen können. Inzwischen können das immer mehr Drohnen. Das chinesische Branchen-Schwergewicht DJI testet ein Geofencing-System, dass die Drohnen automatisch von für sie verbotenen Zonen zum Beispiel um Flughäfen fernhalten soll.
Hartnäckig halten sich Gerüchte, Apple könnte beim nächsten iPhone ganz auf einen klassischen Ohrhörer-Stecker verzichten und dafür auf seinen digitalen Lightning-Anschluss setzen. Außerdem breitet sich in immer mehr Geräten der neue USB-C-Anschluss aus, über den Daten und auch Ladestrom übertragen werden können.
Erst damit wird beispielsweise ein Strampelanzug denkbar, der anhand der Bewegungen misst, ob das Baby noch atmet. Und erst damit wird ein Fitness-Tracker, der Schritte oder den Pulsschlag misst, zu einem Gerät für die breite Masse. Auch autonome Autos könnten durch diese Entwicklung in den nächsten Jahren erschwinglich werden.
Die Sensoren werden aber nicht nur billiger, sondern auch leistungsfähiger. So stellte Samsung kurz vor der CES einen Chip vor, der Hauttemperatur, Körperfett und Herzfrequenz messen und gleich verarbeiten kann. Für Hersteller von Fitness-Armbändern und Laufuhren ist das ein gefundenes Fressen, erste Geräte dürften bereits in der ersten Jahreshälfte auf den Markt kommen. Durchaus denkbar sind auch Smartphones mit Thermometer und Luftdrucksensor. Wenn denn jemand dafür zahlen will.