80-jähriges Jubiläum Mythos Autobahn

Nicht Adolf Hitler eröffnete 1932 die erste „Nur-Autostraße“ Deutschlands, sondern Konrad Adenauer. Noch mehr Legenden kreisen um das Kulturgut Autobahn. Einige (Un-)Wahrheiten.

„Straße der Zukunft“: Nicht Adolf Hitler, sondern Konrad Adenauer war es, der vor genau 80 Jahren, am 6. August 1932, als Kölner Oberbürgermeister die erste „echte“ Autobahn Deutschlands in Betrieb nahm – die heutige A555. Keine Fußgänger, Radler oder Viehtransporter sollten auf den rund 25 Kilometern „Nur-Autostraße“ zwischen Köln und Bonn verkehren. Die Nationalsozialisten stuften die Strecke später zur „Landstraße“ herab – und machten sich so die Idee der Autobahn zu Eigen. Das Bild zeigt die erste Autobahnanschlussstelle Europas in Wesseling vor der Eröffnung (Archivfoto von 1932). Quelle: dpa
Historiker haben belegt, dass generell am Autobahnmythos der Nationalsozialisten („Straßen des Führers“) kaum etwas dran ist. Zwar wurden zwischen 1933 und 1942 rund 3860 Kilometer Autobahnen medienwirksam eröffnet. Die Planungen stammten aber bereits aus den 1920er Jahren. Die Nazis hätten es auch nicht geschafft, die versprochenen 600.000 Arbeitsplätze im Autobahnbau zu schaffen, schreiben Forscher. Mehr als 250.000 Menschen seien zu keinem Zeitpunkt beschäftigt gewesen. Das Archivbild des Landschaftsverbandes Rheinland zeigt die Feier zur Eröffnung von Europas erster Autobahn in Köln im August 1932. Quelle: dpa
Die älteste deutsche Autobahnmaut: Die Berliner Avus (Automobil-Verkehrs- und Übungs-Straße) gilt vielen als erste Autobahn, war mit ihren nur 10 Kilometern aber eher ein Autobahn-Prototyp und wurde als Rennstrecke genutzt. Erbaut wurde sie zwischen 1913 und 1921. Sie war aber die erste deutsche Maut-Autobahn: 10 Mark musste berappen, wer 1921 die holprige Strecke zurücklegen wollte. Eigentlich sollte die AVUS das Aushängeschild der deutschen Automobilindustrie werden. Doch kamen 1926 beim Großen Preis von Deutschland vier Rennfahrer ums Leben. Das Archivbild zeigt den Start der Formel-III-Fahrzeuge am 01.07.1951 - zum ersten Mal nach 13 Jahren fand wieder ein Rennen auf der Berliner Avus statt. Quelle: dpa
Bella Italia: Auch die Italiener wollten früh vorne mitfahren. Höchstpersönlich durchtrennte König Viktor Emanuel II. am 21. September 1921 das Band, das die einspurige Strecke zwischen Mailand und Varese für die wenigen Vehikel freigab. Eine Mautstelle nach heutigem Vorbild gab es noch nicht – die Gebühr wurde an einer Raststation am Straßenrand erhoben. Quelle: dpa
Spanier fahren länger: Das längste Autobahnnetz Europas hat im Jahr 2012 nicht etwa Deutschland. Mit 14.262 im Vergleich zu 12.819 Kilometern hängen die Spanier die Deutschen deutlich ab. Und das, obwohl Spaniens erste autopista, die auf rund 32 Kilometern an der katalonischen Küste von Barcelona nach Mataró führt, erst 1969 gebaut wurde. International hält Australien den Weltrekord. Rund 14.500 Kilometer misst der „National Highway“, der den gesamten Kontinent umrundet. Quelle: dpa
Schneller geht’s immer: Für viele Autofans in ganz Europa ist Deutschland das Paradies des schnellen Fahrens – auf Autobahnen gilt oft nur Richtgeschwindigkeit, kein offizielles Tempolimit. Doch sind die Deutschen nicht allein: Auch in Afghanistan, Bhutan, Burundi, Haiti, Libanon, Mauretanien, Myanmar, Nepal, Nordkorea, Somalia, dem indischen Bundesstaat Uttar Pradesh und auf der Südseeinsel Vanuatu darf gerast werden. Quelle: dpa
Kulturgut Autobahn: Ein heiteres Denkmal setzte die Düsseldorfer Elektronik-Band „Kraftwerk“ den Autobahnen 1974. Auf dem Album „Autobahn“ machte der Titelsong Furore - gekürzt sogar bis in die US-Hitparade. Der Refrain „Wir fahr'n fahr'n fahr'n auf der Autobahn“ hatte nicht nur Blödel-Potenzial. Er drückte auch das aus, was sich bei langen Autobahnfahrten einstellen kann: Langeweile und Monotonie.
Um das enorme Straßennetz der Bundesrepublik intakt zu halten, sind Baustellen ein notwendiges Übel. Ärgerlich aber, wenn die Autobahn komplett gesperrt ist: Derzeit zählt die Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung 112 Vollsperrungen. Quelle: dpa
Autodeutschland in Zahlen: Die Abwrackprämie zeigte Wirkung. Im Jahr 2009 haben die Deutschen fast drei Millionen PKW neu zugelassen – etwa 800.000 mehr als Franzosen oder Italiener. Fast jeder zweite Deutsche hat statistisch gerechnet ein Auto: Im Jahr 2011 waren 41.951.043 Fahrzeuge registriert. Quelle: dpa
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