86. Concorso D´ Eléganza Villa D´Este 2015 Glanz und Gloria am Comer See

Der Geist der 70er Jahre und 90 Jahre Rolls-Royce Phantom, das waren die beiden dominierenden Themen beim wahrscheinlich prestigeträchtigsten Oldtimer-Teffen der Welt. Und natürlich gab es Preise und Auktionen.

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Den begehrten Publikumspreis im Rahmen der „Coppa d'Oro“ gewinnt ein Ferrari 166 MM Barchetta Touring von 1950 Quelle: BMW

Cernobbio Das Grand Hotel Villa D´ Este am Comer See, eine Top-Adresse, die seit Jahrzehnten vom Mailänder Geldadel als adäquate Unterkunft zur Sommerfrische genutzt wird, dient seit nunmehr 86 Jahren auch als Bühne für den renomiertesten Event für exklusive Classic Cars aus aller Welt. In diesem Jahr zelebrierte man den Spirit der Seventies und 90 Jahre Rolls-Royce Phantom.

Im Grunde sind der Park und die wunderbare Aussicht auf den Comer See und das Hotel selbst die Highlights deretwegen man nach Cernobbio in Norditalien, rund 40 Kilometer südlich von Mailand reist. Einmal im Jahr, immer Ende Mai, jedoch richten sich die Augen zahlreicher Besucher voll und ganz auf Blech und Chrom, der Concorso D´Eléganza Villa D´Este lädt zum Catwalk der schönsten Automobile und Motorräder.

Vor allem Klassiker zwischen 1900 und 1980 sorgen für glänzende Augen und im Akkord arbeitende Kameras. Es gilt aus einer Auswahl an besonderen Oldtimern die schönsten und beeindruckensten Exemplare auszuwählen. Dabei hat eine 9-köpfige Jury aus Profis der Auto-und Medien-Welt ebenso die Wahl wie die Besucher, deren Publikumspreis bei den Teilnehmern besonders begehrt ist.

In diesem Jahr setzte sich bei der Jury ein Ferrari 166 MM aus dem Jahr 1950 gegen so berühmte Konkurrenten wie den extravaganten Ferrai 250 Spider California oder den mondänen BMW 507 durch, der übrigens am Comer See vorgestellte Roadster von BMW fuhr beim berühmtesten Strassenrennen, der Mille Miglia, mit. Die Startnummer 525 hatte der rote Bayer übergroß auf beiden Türen mitgebracht.

Der Ferrari, ein bildschöner Zweisitzer dürfte dank seiner Auszeichnung beim Concorso beträchtlich an Wert gewonnen haben.

Wer einen Klassiker mit den Weihen des Concorso am Comer Comer schücken kann, kann sich über einen der renomiertesten Preise im Oldtimer-Geschäft freuen.
In diesem Jahr wurde der Publikums-Preis an einem eindrucksvollen Alfa Romeo 8C 2300 aus dem Jahr 1932 vergeben. Der rote Rennwagen siegte dreimal in Le Mans und bei der Targa Florio auf Sizilien.

Die Oldtimer-Party am Comer See, weit mehr als nur eine sachlich-professionelle Bewertung von Zustand und Historie, gilt seit jeher auch als gesellschaftlich hoch relevanter Event.

Die Damen präsentieren sich gern in elegant-sommerlicher Robe, die Herren zeigen sich in edelstem Sommer-Zwirn mit rahmengenähten Schuhen und oft auch mit dem obligatorischen Sommerhut, die Sonne Ende Mai kann die Blässe des Winter am Ufer des Lago di Como recht schnell in eine Vor-Bräune verwandeln, deren farbliche Orientierung oft als Röte interpretiert wird.

Zurück zu den Autos und den Motorrädern. Rolls-Royce, BMW-Tochter und seit der ersten Stunde fester Bestandteil des Concorso, feiert in diesem Jahr 90 Jahr Phantom, jene Baureihe, die man seit ihrem ersten Auftritt 1925 als die Krönung des Rolls-Royce Sortiments bezeichnen kann und muss. Insgesamt sechs verschiedene Phantom-Modelle wurden bis zum aktuellen Goodwood-Phantom vorgestellt.


Wenn der Lancia Stratos brüllt

Jedes einzelne Phantom galt und gilt als herausragendes und repräsentativstes Modell des Hauses Rolls-Royce. Der Star aller Phantoms, der Phantom IV, darf sich in der Reihe zurecht auf ein etwas höheres Podest stellen. Nur 18 Exemplare wurden gebaut, jedes einzelne wurde an ein Königshaus oder ein Statsoberhaupt ausgeliefert. Wer ohne Krone, Zepter oder Präsidenten-Urkunde ordern wollte, wurde höflich und sehr diskret um Verständnis gebeten.

Und nun stehen die sechs am Comer See, in Reih und Glied. Der Phantom V, im Besitz von Bernd Pischetsrieder, wurde 1962 gebaut und wurde einst von Ivana Trump bewohnt.

Zwei Fahrzeuge verdienen eine besondere Erwähnung. Da wäre der Panther 6, ein Dreiachser, dessen Motor auch im Cadillac Eldorado seinen Dienst verrichtet und der heute mit 600 PS eine recht stattliche Leistung auf die Hinterräder transportiert. Der markante Zweisitzer schaffte es zwar nicht zu einem Hauptpreis, aber seine recht skurile Erscheinung und sein störrischer Motor sorgten beim Publikum für stürmischen Applaus.

Ein Lancia Stratos, Baujahr 1976, sorgte am Comer See immer wieder für besondere Aufmaerksamkeit. Während die Rolls-Royce Phantom ihre Lebensgeister mit erhabener Stimme unter das begeisterte Publikum mischten, schrie der Lancia den gesamten Park plus Villa zusammen und sorgte vor allem bei Motorsport-Fans für helle Begeisterung.

Der ehemalige Rallye-Star, exakt dieser Stratos wurde von Sandro Munari beim Sieg in Monte Carlo pilotiert. Das deutsche Rallye-Dreamteam Röhrl/Geistdörfer war ebenfalls in dem kleinen, flachen und unverschämt lauten Italiener untwerwegs.

Zwei Tage Concorso D´Eleganza am Comer See, traumhaftes Wetter, tausende, begeisterte Zuschauer und wie gewohnt erstklassige, teils ungemein exkluisve Oldtimer verwandelten ein stattliches und sehr feines Refugium am Comer See in eine Oase der autombilen Hochkultur.

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