Damit das iCar Erfolg hat, sind zwei Dinge entscheidend, findet Wolfgang Bernhart. Konnektivität: Das Auto ist mit dem Nutzer und der Cloud, also dem Internet, verbunden und stellt so alle nötigen Dienste zur Verfügung.
Es soll zudem verstehen, was der Fahrer als nächstes brauche, sei es die Tanksäule, das Café oder die Bushaltestelle, von der aus die Reise weitergehen könne. Mit diesen Fähigkeiten, Bernhart nennt das Kontextintelligenz, würde es sich erheblich von den Modellen unterscheiden, die Autohersteller heute anbieten könnten.
Er glaubt, dass Apple ein Auto nach demselben Prinzip bauen werde, das sich auch bei iPod, iPad & Co. ausgezahlt habe. Er erwartet in attraktives, minimalistisches Design und eine intuitive Bedienoberfläche, mit der sich Inhalte komfortabel von einem Endgerät auf das andere spielen ließen.
iCar 2019: erst einmal nicht selbstfahrend
Dass Apple schon 2019 mit einem vollautomatisierten Fahrzeug aufwartet, gilt vielen Fachleuten aber für ausgeschlossen. Es werde noch zehn bis fünfzehn Jahre dauern, ehe Autos vereinzelt in Regionen wie Kalifornien selbstständig von Haustür zu Haustür tingelten.
Sollte das iCar tatsächlich in vier Jahren erscheinen, dann vermutlich als wertiges Multimedia-Elektroauto mit Assistenzfunktionen. Die werde man möglicherweise in Richtung Autopilot updaten können, meint Ferdinand Dudenhöffer, Professor für Automobilwirtschaft an der Universität Duisburg-Essen.
Denn noch wirft die Technologie zu viele Fragen auf. Angefangen beim Haftungsrecht – etwa ob der Fahrzeughalter oder der Hersteller verantwortlich ist, wenn ein Roboauto einen Unfall baut. Oder ob ein selbstfahrendes Auto dem Kind auf der Straße ausweichen soll, auch wenn es dann in eine Menschenmenge fährt.
Bis in Deutschland Roboautos auf den Straßen fahren, dürfte noch viel Zeit vergehen. „So wie wir aufgestellt sind, wird Deutschland einer der langsamsten Staaten der Welt sein“, sagt Autoexperte Dudenhöffer.
Das iCar ist nicht disruptiv – oder doch?
Wie üblich, macht Apple ein großes Geheimnis um viel Offensichtliches. Dennoch bleibt unklar, ob IT-Firmen wie Apple oder Google mit einem eigenen Auto eine disruptive, also marktverändernde Kraft, entfalten könnten. Deutsche Fahrzeug-Premiumhersteller müssen sich nicht fürchten, meint der Roland Berger Partner Wolfgang Bernhart, jedenfalls nicht in Bezug auf das iCar. Er verortet den Stromer von Apple eher in einer Nische als im Massenmarkt.
Zwischen 50.000 und 70.000 Euro könnte das iCar kosten. Konkurrenten dürften die Hersteller kleiner Premiumfahrzeuge, etwa des Mini (BMW-Gruppe) oder des GLA, einem kompakten SUV von Mercedes, sein. Auch den Elektroautopionier Tesla zählt er zu den Marken, bei denen Apple wildern könnte. Anlass zu großer Sorge für die breite Fahrzeugpalette etablierter Marken bestehe derzeit nicht. Apple dürfte allerdings eine aufrüttelnde Wirkung auf so manchen Hersteller entfalten.
Das passt zu dem, was BMW offiziell verlautbaren lässt. Das Unternehmen sieht sich „aufgrund seiner Innovationsstärke gut aufgestellt“. Es begrüßt sogar neue Wettbewerber auf dem Markt für Elektromobilität, meldet die Pressestelle. Ähnliches antwortet Daimler auf Anfrage der WirtschaftsWoche. Das Traditionsunternehmen mit Sitz in Stuttgart arbeitet in einigen Bereichen schon mit Apple zusammen, etwa bei der Integration von Apple Carplay, das Daimler vor wenigen Wochen für die neue A-Klasse vorgestellt hat.
Mit Apple Carplay oder auch Android Auto von Google können Nutzer ihre Smartphones an das Infotainmentsystem ihrer Fahrzeuge anbinden. Die Programme und Inhalte ihrer Endgeräte flimmern dann über die Auto-Bildschirme.
Bei Unterhaltungssystemen und Navigation kämpfen die Premiumhersteller schon jetzt gegen die IT-Konzerne. Nutzer fragten sich, weshalb sie etwa für das BMW-Infotainment 3.000 Euro ausgeben sollten, wenn der Autobildschirm verbunden mit dem iPhone vielleicht sogar eine bessere Navigation biete, meint Altran-Fachmann Fintl.