Audi A8 TFSI quattro Das Chauffeurauto, das man gerne selbst fährt

Wer es ganz nach oben geschafft hat, erhält einen Dienstwagen der Oberklasse und einen Chauffeur. Im Audi A8 4.0 stellt sich aber die Frage, ob man den Chauffeur nicht besser nach hinten verfrachtet.

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Wer sich einen Audi A8 als Dienstwagen – und nur als solcher wird hierzulande ein Auto der Oberklasse bestellt – leisten darf, muss sich sicherlich nicht mit Preisgrenzen beschäftigen Quelle: Audi

Die Oberklasse hat es selbst hierzulande, im Heimatland der Luxuslimousinen, zunehmend schwer. Zum einen leiden die großen Karossen unter von CO2-Erwägungen getriebenen Selbstbeschränkungen der Firmen sowie unter gewissen Imageproblemen, gerne mit dem Stichwort: Sozialneid beschrieben. Zum anderen gibt es zur ganz großen Limousine mittlerweile ja Alternativen.

So kann man statt einer Mercedes S-Klasse auch einen CLS oder eine E-Klasse fahren, ohne gleich ins automobile Mittelfeld zu abzurutschen. Auch unser Testwagen, der Audi A8 mit Achtzylinder-Benziner unter der Haube und Allradantrieb, hat es nicht einfach, ist doch ein A6 kein schlechtes und zudem das deutlich günstigere Auto. Gut für das klassische Oberhaus, dass es noch Märkte wie die USA, China oder Russland gibt.

Innerhalb dieses Segments versucht der A8 sich durch eine ganz leicht unterschiedliche Positionierung von seinen wichtigsten Wettwerbern abzuheben. Der große Audi versteht sich von seiner gesamten Auslegung her als Fahrerauto, während S-Klasse, BMW 7er oder Lexus LS eher klassische Chauffeurlimousinen sind. Andererseits ist der A8 auch nicht allein mit seinem eher aktiven Image. Der Jaguar XJ und vor allem der Porsche Panamera sind ähnlich aufgestellt.

Wer sich einen Audi A8 als Dienstwagen – und nur als solcher wird hierzulande ein Auto der Oberklasse bestellt – leisten darf, muss sich sicherlich nicht mit Preisgrenzen beschäftigen. Eher schon, dass der Arbeitgeber aus Imagegründen beim CO2-Ausstoß genauer hinschaut.

Dann wäre unser 4.0 TFSI Quattro vielleicht nicht die erste Wahl, kommt er doch auf 213 Gramm je Kilometer, was einen Verbrauch von 9,1 Liter Benzin je 100 Kilometer bedeutet. Und auch die Einstufung in Effizienzklasse D ist natürlich kein Vorzeigewert. Wer im Luxus sparen muss, der wäre mit dem V6-Diesel dann besser bedient.

Dessen Werte: 258 PS, 155 Gramm CO“ und eine Einstufung in die Effizienzklasse B – immerhin.

Jenseits solcher etwas kleinlich anmutenden Rechenspiele ist der 4.0 TFSI aber die eindeutig bessere Wahl. Und wer hier den moralischen Umweltzeigefinger erhebt, dem kann der Fahrer entgegenschleudern, dass er ja immerhin auf den S8 Quattro verzichtet hat, der aus gleichem Motor statt 435 sogar 520 PS quetscht. Mit entsprechenden Auswirkungen auf Verbrauch und Öko-Bilanz.

Nein, auch wir beschieden uns mit der „schwächeren“ Variante des V8, der natürlich auch ohne „S“ vor der „8“ ein toller Motor ist. Denn gerade hier geht das Konzept des großen Audi auf wie in sonst keiner Version: Der V8 kann sowohl gemütlich gleiten, dann sitzt man allerdings tatsächlich am besten hinten rechts, als auch den wilden Stier geben. Dann ist natürlich der Platz hinter dem Volant die beste Möglichkeit, die Kraft und Herrlichkeit des Aggregats zu genießen. Dass wir dann mit Verbräuchen jenseits der 20-Liter-Marke zu leben haben, wen könnte das überraschen oder gar stören?

Wir kamen im Durchschnitt nach zwei Wochen Test auf einen Wert von knapp über 14 Liter. Absolut gesehen ein Wahnsinn, im Vergleich zur Leistung und zur Größe des Fahrzeugs noch okay. Und letztlich ist diese Art Fahrzeug viel zu selten, als dass deren Verbräuche einen relevanten Einfluss auf den Gesamt-CO2-Ausstoß haben könnten.

Zurück zum A8: Als 4.0 TFSI schafft er also den Spagat zwischen Chauffeurlimousine und Fahrerauto ziemlich gut. Allerdings muss man konstatieren, dass der Ingolstädter trotz seines ja noch gar nicht so fortgeschrittenen Alters, Marktstart war vor knapp viereinhalb Jahren, nicht mehr in jeder Beziehung ganz taufrisch wirkt.

So ist das Cockpit zwar sehr fahrerfreundlich aufgebaut und die Verarbeitung wie immer bestens, im Vergleich etwa zur neuen S-Klasse wirkt es jedoch schon ein ganz klein wenig angestaubt. Außerdem finden groß Gewachsene im A8 deutlich schlechter eine ideale Sitzposition als im Mercedes oder auch im 7er BMW. Und nicht zuletzt ist der Audi zwar leise, aber eben nicht so leise wie die Premium-Wettbewerber. Aber dies mag ja noch ganz gut zu einem Fahrerauto passen.

Punkten wird der A8 vielleicht bei manchen Interessenten ob seines zurückhaltenden, fast schon an Unauffälligkeit grenzenden Designs. Die klaren, horizontal ausgerichteten Linien wirken ruhig, nur der große Kühlergrill vermittelt Status. Nicht wenige Menschen, die uns auf das Auto ansprachen, gingen von einem „neuen Audi A6“ aus. Was uns allerdings angesichts einer Gesamtlänge von 5,14 Metern dann doch etwas übertrieben erschien.

Technische Daten

Viertürige, fünfsitzige Limousine der Oberklasse; Länge: 5,14 Meter, Breite: 1,95 Meter, Höhe: 1,46 Meter, Radstand: 2,99 Meter, Kofferraumvolumen: 520 Liter

4,0-Liter-V8-Benziner, Allradantrieb, 320 kW/435 PS, maximales Drehmoment: 600 Nm bei 1.500 – 5.000 U/min, Beschleunigung: 0 - 100 km/h: 4,1 Sek., Vmax: 250 km/h (abgeregelt), Durchschnittsverbrauch: 9,1 Liter, CO2-Ausstoß: 213 g/km, Effizienzklasse: D, Testverbrauch: 14,2 Liter; Preis: ab 96.900 Euro

Kurzcharakteristik:

Alternative zu: BMW 750i, Mercedes S500, Lexus LS 460, Porsche Panamera GTS

Passt zu: Vorständen, die noch gerne selbst das Steuer in die Hand nehmen

Sieht gut aus: geparkt vor dem Haupteingang der Konzernzentrale

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