Denn der Prozess als solcher birgt viele Fehlerquellen: Ein Roboter holt die Nockenwellen zu der Maschine, dazu kommen die Versteller, die auf der Nockenwelle angebracht werden müssen. Danach übergibt der Roboter das Teil an die Schweißmaschine. Nach dem Schweißen nimmt der Roboter das Teil und bringt sie zum Bürsten und Ölen. Greift beispielsweise der Roboter einmal ins Leere, weil eine Nockenwelle falsch liegt, stockt die Produktion.
Den Software-Spezialisten gelang es am Rechner viele "Was passiert wenn-Situationen" im 3-D-Modell so realitätsnah durchzuspielen und viele Fehler schon am Rechner zu erkennen. Die Korrektur am Rechner spart hohe Kosten. Ende des vergangenen Jahres lief die Anlage: Die gesamte Entwicklungszeit war etwa 15 Prozent kürzer, das sind immerhin sechs Wochen.
Ein weiterer Vorteil der Digitalisierung: Mit dem 3-D-Modell lässt sich die Anlage problemlos erweitern oder ändern. Das war für Audi wichtig, da die Anlage für eine Produktionsstätte in China gedacht ist.
Hersteller wollen die ganze Produktion digitalisieren
Im Produktprozess spielt die Simulation eine immer größere Rolle. Sie trägt entscheidend zur Kostenreduktion, zur Verkürzung der Produktentstehungszeiten sowie zur Steigerung der Produktqualität bei. Die Automobilindustrie setzt daher verstärkt auf Methoden und Technologien der virtuellen Produktentstehung.
Die Herausforderung: Die Simulation schafft zigtausende von Daten, die von einem Produktionsschritt zum nächsten sicher und vollständig weitergeleitet werden müssen: Roboter setzen beispielsweise 6000 Schweißpunkte an einer Autokarosse mit einer Genauigkeit von 0,2 Millimeter. Sie merken sich dabei 150 verschiedene Modellvarianten. Während der Produktion eines Autos nehmen Sensoren zudem Daten wie Schweißpunktgenauigkeit, Energieverbrauch, Drehmomente und Drehwinkel auf und geben jederzeit Auskunft über den Zustand der Fertigung und der Qualität.
Das Ziel der Hersteller ist klar: Die komplette Digitalisierung des Produktionsprozesses. Denn dann könnte Wirklichkeit werden, was Christopher Steiner, Autor des Fachbuchs "Automate This" glaubt: "Wir sind nicht mehr weit davon entfernt, dass man für ein neues Automodell nur noch ein Programm starten muss – und kurz danach laufen die Fließbänder an, weil vom Design über die Konstruktion bis hin zu Maschinenbefehlen alles direkt am Computer kommt."