Auto fahren ohne Ablenkung Wenn die Frontscheibe zum Display wird

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Der Blick wird weniger eingeschränkt

Head-Up-Display

Genau da macht sich das Garmin HUD nützlich. Denn die handliche Box koppelt sich per Bluetooth mit der Handy-App und zeigt genau die Fahrinfos deutlich im Blickfeld des Fahrers ein, die er auf dem Handbildschirm bestenfalls erahnt. Dazu kann der HUD-Nutzer entweder eine besondere Reflektionsfolie von innen an die Frontscheibe kleben, die wie ein Spiegel das von Leichtdioden im HUD erzeugte spiegelverkehrte Bild ins Blickfeld lenkt, sobald der die Box auf dem Armaturenbrett installiert. Oder der Fahrer montiert eine kleine Reflektorscheibe direkt am HUD und sieht dann dort wann und wo der nächste Abzweig ansteht.

Vorteil beider Optionen, da Folie oder Scheibe durchsichtig sind, wird der Blick viel weniger eingeschränkt als etwa durch klassisch Nachrüstnavis, die per Saugnapf an der Frontscheibe haften. Das HUD dagegen kommt ohne Saugnapf aus. Die flache Box liegt – dank eines weichen, haftenden Gummifußes – selbst in Kurven ziemlich unverrückbar auf dem Armaturenbrett und lässt sich dennoch rückstandsfrei wieder von der Oberfläche lösen.

Head-Up-Display

Ähnlich einfach sind auch Inbetriebnahme, Gebrauch und Art der angezeigten Informationen: Am Handy Bluetooth aktivieren, das HUD wie eine Freisprecheinrichtung koppeln und los geht’s. Einstellen lässt sich an der Box nämlich nichts. Die Programmierung der Route erfolgt (natürlich im Stillstand) per Garmin- oder Navigon-Handy-App –  mit Programmen anderer Hersteller arbeitet das HUD nicht zusammen. Und dann beschränkt sich die Anzeige auf eine schlichte Pfeildarstellung sowie die Angabe der voraussichtlichen Restfahrzeit bis zum Ziel, den für die Strecke gespeicherten Tempolimits sowie – falls der App-Nutzer die entsprechenden Zusatzdienste abonniert hat – der Warnung vor Blitzern. Und all das bleibt auch aktiv, wenn der Fahrer das Handy zum Telefonieren nutzt, oder der Beifahrer ein Video auf dem Telefondisplay anschaut.

Die Installation ist in 20 bis 30 Sekunden erledigt, dann ist die Technik einsatzbereit. Ähnlich schnell ist die Verbindung beim Losfahren hergestellt. Sobald die Zündung eingeschaltet wird und die Box über das Anschlusskabel vom Zigarettenanzünder Strom bekommt, beginnt die Suche nach dem gekoppelten Handy. Wenige Augenblicke später erscheinen die Fahrhinweise auf dem Gerät. Leider besitzt das HUD keinen eingebauten Akku, weshalb stets das Anschlusskabel quer über das Armaturenbrett hängt. Und weil der Stecker auch noch an der linken Seite steckt, fällt die Kabelage auf der Frontablage auch noch ziemlich störend aus. Pfiffig, immerhin: Der Stromanschluss für die den 12-Stecker besitzt auch einen zweiten USB-Anschluss über den sich während der Fahrt, parallel zum HUD, auch das Handy mit Strom versorgen lässt.

Im Alltagsbetrieb funktioniert das alles bemerkenswert gut. Auch die – gemessen an der inzwischen auf vielen Nachrüst-Navis oder Handy-Apps mit ihren 3-D-Routen- und Kartendarstellungen – kärgliche Pfeil-Optik ist viel weniger ein Mangel, als man beim ersten Blick darauf meint. Sie tut genau das, was sie soll: Nämlich den Weg weisen, nicht ablenken. Tatsächlich ist der Blick durchs Frontdisplay dann fast ein wenig wie der Blick nach vorne im Cockpit, und die Navigation hat fast etwas vom Fliegen.

Und insofern fällt das Fazit nach zwei Wochen Testfahrt mehrheitlich positiv aus: Garmins HUD ist zwar alles andere als Oberklasse-Technik zum Sparpreis, aber es ist ein perfekter Kompagnon für die Handy-Apps des Herstellers und in dem Szenario ein klarer Sicherheitsgewinn. Wirklich nützlich ist die exklusiv über Telekom-Shops verkaufte Box angesichts des doch recht hohen Preises von 149 Euro aber nur für Menschen, die sich regelmäßig vom Handy zum Ziel leiten lassen. Für Besitzer regulärer Nachrüst-Navis von Garmin oder Navigon ist sie genauso nutzlos, wie für Reisende, die Smartphone-Programme andere Anbieter einsetzen.

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