Auto-Industrie Chinas Benzindurst ist bald nicht mehr zu stillen

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Regulierung fördert Elektromobilität

Fahrräder auf dem Pekinger Tian'anmen-Platz Quelle: AP

„Der Hype der Regierung um die Elektromobilität hat sich ein bisschen gelegt“, stellt auch Porsches Chinachef Helmut Bröker fest. Trotzdem wird auch der schwäbische Sportwagenhersteller in den nächsten Jahren mit dem Porsche 918 Plug-in Hybrid auf den chinesischen Markt gehen. Denn die Fakten sprechen für alternative Antriebsarten. Würde China (58 Autos pro 1000 Einwohner) im Jahr 2020 die gleiche Quote wie die USA (840 Autos pro 1000 Einwohner) auf die Straßen bringen wollen, dann würde China mehr Öl benötigen als weltweit produziert wird. „Das ist nicht der richtige Weg, da müssen neue Konzepte her“, sagt Helmut Bröker. Die immense Luftverschmutzung in den chinesischen Großstädten wie Peking und Schanghai spricht ebenfalls für die Förderung von alternativen Fortbewegungsmitteln mit geringerem CO2-Ausstoß.

Die chinesische Regierung gibt Käufern von Elektroautos großzügige Zuschüsse. Wer im Jahr 2013 den neuen Denza kauft, dürfte in den Genuss von Zuschüssen in Höhe von mehr als einem Viertel des Kaufpreises kommen. Dieser wird allerdings nach Spekulationen chinesischer Medien mit 48 000 Euro weiterhin hoch ausfallen. Auch soll die chinesische Regierung ausländische Automobilkonzerne indirekt dazu zwingen, ein Elektroauto und eine eigene chinesische Marke auf den Markt zu bringen. Sonst drohen Probleme bei der Genehmigung neuer Fabriken. Daimler und VW lösen das Problem, indem die jeweils neue Marke als erstes ein Elektroauto auf den Markt bringt.

Tendenz zur E-Mobilität

Dass die Regularien der chinesischen Regierung die Elektromobilität vorantreiben können, zeigt das Beispiel der Elektrofahrräder und Elektroroller. Weil in den 90 größten chinesischen Städten Mopeds und Motorräder nur eingeschränkt benutzt werden dürfen, haben sich die Elektrofahrräder und vor allem E-Roller schnell durchgesetzt. Inzwischen gibt es in China 140 Millionen E-Mobilitätsnutzer auf zwei Rädern, die mit einer Batterieladung bis zu 60 Kilometer weit fahren können.

Dieses Beispiel zeige, dass die Elektroautos trotz der aktuellen Schwierigkeiten eine gute Chance haben, in China ins Rollen zu kommen, findet Ashvin Chotai. „Die Gesellschaft hier ist für Neuerungen offener als die westliche“, sagt der Unternehmensberater, „wenn es einmal losgeht, dann wird es eine schnelle Entwicklung geben.“

Die wachsende Tendenz in China zur E-Mobilität dürfte Umweltschützer trotzdem nicht zufrieden stellen. Denn die Fahrzeuge stoßen zwar kein CO2 aus, sind aber dennoch nur so umweltfreundlich wie der Strom, mit dem sie gespeist werden. Dieser wird in China zu 70 Prozent in Kohlekraftwerken produziert. Die ihrerseits CO2 in die Luft pusten. Und bis zum Jahr 2020, das sagt der aktuelle Fünfjahresplan, soll sich an diesem umweltunfreundlichen Anteil im chinesischen Energiemix auch nicht viel ändern.

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