Aber bleiben wir dennoch eine Weile beim "Elektro- Auto": Das bezieht seinen Strom aus der Steckdose, und der verursacht, in Deutschland, CO2- Emissionen von ca. 580 Gramm pro kWh. Die derzeit in Magazinen und auf Ausstellungen gezeigten (Mini-) E- Autos emittieren, bei Verbräuchen um die 20 kWh auf hundert Kilometern, real also etwa 100 bis 120 Gramm CO2/km. Ein elektrischer Golf käme auf hundert Kilometer kaum unter die 30 kWh-Marke, was knapp 180 Gramm CO2/km bedeutet- fast so viel wie ein Geländewagen.
Das ist eine ausgesprochen miserable Bilanz, und schlechter als heute bereits serienmäßig und vergleichsweise kostengünstig erhältliche Autos mit Verbrennungsmotor, die es -obwohl durchweg größer als die elektrischen "Stadtflitzer- auf Werte unter 90 Gramm bringen. Autos mit Verbrennungsmotor, die den bekannten elektrischen Kleinstwagen vergleichbar wären, hätten nicht das geringste Problem, sogar weit unter 70 Gramm zu kommen. Diese Rechnung ist in der Tat so einfach, dass es keines Experten bedarf, sie aufzumachen. Umso mehr verwundert, dass sich gerade manche Experten so schwer tun, sie zu akzeptieren. Vielleicht passt sie ihnen einfach nicht ins Konzept.
Das Problem mit dem "grünen" Strom
An dieser Stelle kommt natürlich der "grüne Strom" ins Spiel, mit dem E- Autos ja demnächst angeblich fahren. Ja, es ist zweifellos richtig, dass sich gerade etwas an unserem Strom-Mix ändert. Die Frage ist aber, ob durch ein E-Auto wirklich mehr "grüner Strom" ins Netz kommt oder ob hier nur ohnehin vorhandene "grüne" Strommengen anders zugerechnet werden – ein reiner Verschiebebahnhof, durch den per se keine einzige zusätzliche "grüne" Kilowattstunde entsteht. Oder, wie das Handelsblatt jüngst schrieb, "Rosstäuscherei". Ja, natürlich, Kunden von E-Autos wollen gern "sauber und modern, sprich mit grünem Strom, unterwegs sein".
Aber der grüne Image-Zugewinn ist auch so ziemlich das Einzige, was sie für sehr viel Geld bekommen. Sie fahren nämlich mit dem Strom aus dem allgemeinen Mix, sie tragen wenig bis gar nichts dazu bei, zusätzlichen grünen Strom ins Netz zu bringen. Zugegeben: wenn sie wegen ihres Elektroautos dann einen Vertrag mit einem "grünen" Stromanbieter abschließen, ist das natürlich ein prima Nebeneffekt, aber den wesentlichen Beitrag zur Begrünung des Stromnetzes bewirkt auch dann nicht das Auto, sondern der Wechsel des Stromanbieters.
Denn Treiber für die Wende hin zu grünem Strom sind der Wechsel des Stromanbieters und der forcierte Ausbau der regenerativen Energien, und der passiert nicht wegen der in den nächsten Jahren homöopathischen Mengen an E- Autos. Das "grüne" E-Auto bewegt nichts, der angeblich grüne Strom in E-Autos ist vor allem ein Marketingargument. Elektroautos werden – unabhängig vom Gerede über angeblich spezifisch "grünen" Autostrom – erst dann weniger CO2 ausstoßen als vergleichbare Verbrenner, wenn der Strom-Mix insgesamt grüner ist, und wenn etwa die Hälfte des Stroms aus "grünen" Quellen stammt.
Unbegründete Lobhudelei
Wer entscheidet übrigens darüber, welchen Strom wer zu welchen Konditionen und zu welchem Zeitpunkt tankt, und darüber, ob das "grüner" Strom ist? Diese sehr wesentliche Frage wird in den euphemistischen Lobgesängen auf den "grünen" Elektroantrieb fast immer unterschlagen. Denn bekanntlich steht grüner Strom nicht gleichmäßig rund um die Uhr zur Verfügung.
Ob "grün" getankt wird ist nämlich wesentlich eine Frage des Zeitpunktes, mithin des Lademanagements und seiner Kriterien. Wenn, wovon wohl auszugehen ist, das Lademanagement "preisoptimiert" erfolgt, liegen die daraus resultierenden CO2- Emissionen noch weit über dem durchschnittlichen Mix. Denn, simpel gesagt: geladen wird nachts, und da verkauft die Stromwirtschaft Grundlaststrom, zum Beispiel aus besonders dreckiger Braunkohle.