Elektroautos "Gefahr von Investitionsruinen"

Die deutsche Automobilindustrie gibt viel Geld für Forschung und Entwicklung aus – massentaugliche Elektroautos sind aber noch eine Randerscheinung.

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Wie schnell ist eine Schnecke? Die Geschwindigkeitsangaben variieren je nach Betrachtungsweise: Aus der Vogelperspektive sieht es langsam aus, auf Augenhöhe ziemlich schnell. So ähnlich geht es der deutschen Autoindustrie beim Thema Elektromobilität.

„Wir sind wirklich im Schneckentempo unterwegs in Deutschland“, sagt der Leiter des Center Automotive Research, Ferdinand Dudenhöffer, und ist sich darin einig mit den Umweltverbänden. Die Deutsche Umwelthilfe sprach kürzlich mit Blick auf die staatliche Förderung der Elektromobilität von einem „bemitleidenswerten Ergebnis“.

Anders der Autoverband VDA: „Deutschland hat China bei der Elektromobilität überholt“, teilte VDA-Präsident Matthias Wissmann mit.

Die deutsche Industrie sei auf einem guten Weg: „In den nächsten beiden Jahren bringen deutsche Automobilhersteller über 15 neue elektrifizierte Fahrzeugmodelle auf den Markt.“

Wo wenig ist, kann viel werden. Elektroautos spielen im täglichen Straßenverkehr bislang kaum eine Rolle – trotz der großen öffentlichen Aufmerksamkeit für das Thema. Nur 4541 Elektro-Pkw, das entspricht 0,1 Promille des gesamten deutschen Autobestandes, waren Anfang 2012 auf den Straßen zugelassen. Deutsche Fabrikate fanden sich bislang nicht darunter – stattdessen Modelle von Renault, Mitsubishi, Nissan und PSA Peugeot Citroën.

Große Pläne bei BMW und Daimler

Hierzulande wird derweil die Werbetrommel gerührt. So plakatiert BMW flächendeckend Motive des sportlichen i8, der frühestens 2014 auf den Markt kommen soll und dann ein Nischenprodukt für Besserverdienende werden dürfte. Für Ende 2013 ist der Start des kleineren i3 für weniger als 40.000 Euro vorgesehen – eine ebenfalls stolze Preisvorstellung für ein Modell in der Polo-Klasse. Immerhin: „Der Zeitplan für die Markteinführung steht“, sagt BMW-Chef Norbert Reithofer.

Früher als die Wettbewerber will Daimler mit der Elektroversion seines Kleinwagens Smart auf deutschen Straßen unterwegs sein. „Voll zufriedenstellend“ seien die Vorbestellungen, sagt ein Sprecher. „In diesem Sommer“ komme der Smart Electric Drive in den Handel. Mehr lässt sich der Konzern seit Monaten nicht entlocken – der Rest ist Marketing. In wenigen Tagen beginnen die Fahrveranstaltungen für die Presse in Berlin. Für 19.000 Euro (plus 70 Euro Monatsmiete für die Batterie) soll der Wagen zu haben sein.

Schwieriger Start bei Opel und Chevrolet

An einem PR-Desaster knapp vorbei geschrammt ist unterdessen Opel mit dem elektrischen Ampera für 42.900 Euro in der Basisausstattung. Er verpatzte die Premiere auf dem deutschen Markt Anfang des Jahres wegen technischer Probleme bei der Batterie. Die deutsche Version des Chevrolet Volt verkaufte sich nach einem anfänglichen Auslieferungsstopp schleppend. Inzwischen sind aber 650 Modelle abgesetzt, 700 Bestellungen hat Opel vorliegen. „2000 sollen es 2012 werden“, sagt ein Sprecher. Enttäuschend sind die Verkaufszahlen auf dem US- Markt; im April wurde die Produktion für drei Wochen angehalten.

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