Autotest Tesla Modell S gegen Porsche Panamera Hybrid

Die Elektrolimousine Model S des US-Autobauers Tesla ist genauso groß, stark, schnell und teuer wie ein Porsche Panamera mit Hybridantrieb. Wie groß ist die Qual der Wahl?

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Prima fürs Klima? Der E-Tesla und Hybrid-Porsche bringen Ex-Formel-1-Rennfahrer Heinz-Harald Frentzen ins Grübeln.

Heinz-Harald Frentzen lässt die Elektromobilität nicht mehr los. Vor sieben Jahren läutete der ehemalige Formel-1-Star das Zeitalter des Hybridantriebs im Rennsport ein, als er beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring mit einem umgebauten Sportwagen des Typs Gumpert Apollo an den Start ging. Der 463 Kilowatt starke Exot mit Benzinmotor und Elektroantrieb kam nach einem Defekt zwar nur unter „ferner liefen“ ins Ziel. Trotzdem hat der 46-Jährige seither ein Faible für alternative Antriebe.

Gerade lässt er in der Garage seines neuen, mit Solarpanelen gedeckten Heims einen Starkstromanschluss zum Solarakku im Keller legen. An dem könnten E-Mobile wie Teslas Model S oder der Panamera E-Hybrid von Porsche rund um die Uhr Sonnenkraft laden. Elektroauto oder wiederaufladbares Hybridfahrzeug? Tesla oder Porsche? Wohl nie zuvor fiel die Wahl zwischen zwei Luxusautos so schwer.

Der neue Panamera S E-Hybrid
Porsche preist sein neues Hybridauto, den Panamera S E-Hybrid, als "neues Vorbild für Effizienz und Dynamik" an. Der Durchschnittsverbrauch liegt bei sparsamen 3,1 Litern. Quelle: Presse
Unter der Haube verbirgt sich ein 333 PS Benzinmotor, der von einem 95 PS-Elektromotor Unterstützung bekommt. Die 100 km/h Marke knackt der Hybrid nach 5,5 Sekunden. Die 9,4 Kilowattstunden Lithium-Ionen-Batterie ist nach vier Stunden Ladezeit wieder voll. Quelle: Porsche
Rein elektrisch fährt der Panamera Hybrid immerhin 50 Kilometer weit - für kurze Strecken in der Stadt ausreichend. Quelle: Porsche
Der Panamera Hybrid bringt eine Spitzengeschwindigkeit von 270 km/h - der sparsame Verbrauch von durchschnittlich drei Litern ist dann allerdings dahin. Rollt der Panamera lautlos bergab, dankt es die Verbrauchsanzeige des Bordcomputers mit vielen grünen Balken für das eingesparte Kohlendioxid. Quelle: Porsche
Mit Benzin- und Elektromotor plus Batterie kommt der Panamera trotz Leichtbauweise auf ein Leergewicht von 2095 Kilogramm. Der Hybridantrieb schlägt übrigens mit rund 10.000 Euro relativ heftig zu Buche: Das elektrische Fahrvergnügen beginnt bei 110.409 Euro. Quelle: Porsche
Gewohnt elegant und hochwertig präsentiert sich der Panamera im Innenraum. Die Fondsitzlehnen lassen sich noch flacher stellen als bisher. Der Fußraum wurde um zwölf Zentimeter vergrößert, das sorgt für mehr Beinfreiheit. Quelle: Porsche
Der Panamera S E-Hybrid bringt ein Achtgang-Automatikgetriebe mit Drehmomentwandler mit (Tiptronic S). Wer die Sporttaste (links im Bild) drückt und damit Elektro- und Verbrennungsmotor zur Verbesserung der Fahrdynamik und für einen Extra-Schub zusammenschaltet, muss mit Durchschnittsverbräuchen um die sieben Liter rechnen. Quelle: Porsche

Schein und sein

Beide sind fünf Meter lang, haben vier Türen und bieten reichlich Platz. Und beide bemühen sich nach Kräften, ihren innovativen Charakter unter einem zwar schicken, aber konventionellen Blechkleid zu verstecken: Der Tesla sieht aus wie eine Limousine von Jaguar, der Panamera E-Hybrid wie seine konventionell angetriebenen Schwestermodelle – mächtig, schnell, aber auch etwas pummelig.

Die Flanke des Porsche ziert immerhin der Schriftzug Hybrid, beim Tesla fehlt jeder Hinweis auf den Elektroantrieb. Selbst der Anschluss für das Ladekabel ist in der linken Rückleuchte versteckt. Der radikale Bruch mit den Antriebskonventionen findet im Außendesign keine Entsprechung. Frentzen gefällt das: „Ich kaufe so ein Auto aus eigener Überzeugung, nicht um meinen Nachbarn zu missionieren.“

Porsche Panamera S E-Hybrid

Unterschiedliche Design-Philosophien zeigen sich dagegen in den Innenräumen: Der Porsche schwelgt im Techno-Look und beeindruckt den Fahrer mit einem Cockpit, das mit einer Vielzahl von Knöpfen, Tasten und Anzeigen an einen Kampfjet erinnert. Im Tesla hingegen fühlen sich die Insassen wie im Raumschiff Orion, mit scheinbar schwebenden Armlehnen – und einem Monster-Flachdisplay à la iPad als Kommandozentrale.

Alle Funktionen werden über den 17-Zoll-Touchscreen gesteuert, die Navigation, Schiebedach, Telefon oder der Zugang zum Internet. Audis MMI, BMWs i-Drive oder Daimlers Command: Diese Bedienkonzepte sehen nun sehr alt aus.

Autotest: Porsche Panamera E-Hybrid

Saus und Braus

Der Porsche kombiniert einen starken Benzinmotor mit einem kleinen Elektromotor, um lautlos und emissionsfrei durch die Stadt zu gleiten – oder Beschleunigungsvorgängen einen Extra-Wumms zu geben. Derlei Spielereien hat das Auto aus der neuen Welt nicht nötig: Lautlos arbeitet sein Motor von Natur aus. Und während Verbrennungsmotoren ihre Leistung langsam aufbauen, liegt beim Elektromotor vom Start weg das volle Drehmoment an.

Beim Ampelrennen hat der Panamera deshalb trotz der Kraft seiner zwei Herzen und obwohl er fast genau so viel wiegt wie das E-Mobil keine Chance gegen die Tesla-Rakete. Aber der Vorsprung reicht nicht, um den Porsche später auf der Autobahn abzuhängen: Der Amerikaner regelt zum Schutz seiner rund 8000 Lithium-Ionen-Zellen bei 209 km/h ab, während dem Konkurrenten aus Stuttgart erst die Luft ausgeht, wenn der Tacho 270 km/h anzeigt.

Tesla führt in Punkto Reichweite

Heinz-Harald Frentzen: Porsche Panamera E-Hybrid vs. Tesla Model S

Rein elektrisch betrieben wird allerdings auch der Porsche maximal 135 km/h schnell – mehr gibt sein Lithium-Ionen-Akku mit einer Speicherkapazität von knapp zehn Kilowattstunden nicht her. Der Tesla bunkert immerhin 85 Kilowattstunden. Damit lässt sich unter deutschen Verkehrsbedingungen und auch bei Reisen auf der Autobahn leicht über der Richtgeschwindigkeit über 300 Kilometer weit fahren. Bei defensiver Fahrweise und viel Stadtverkehr sind sogar Distanzen von fast 400 Kilometern ohne Ladepause drin.

Tesla Model S 85

Der Radius des Porsche im Elektromodus beträgt hingegen zwischen 30 und 50 Kilometer, je nachdem, wie feinfühlig das Fahrpedal gedrückt wird. Das sollte für die meisten Pendler für die Fahrt ins Büro locker reichen. Und wer längere Strecken plant: Nach Druck auf die E-Charge-Taste lädt der Benzinmotor die Batterie wieder auf. Mit einer Tankfüllung wären wir so insgesamt 750 Kilometer weit gekommen.

Die S-Klasse unter den Stromern
Bekannt wurde Elon Musks kalifornische Elektroautoschmiede durch den Sportwagen Tesla Roadster, der auf der Lotus Elise basierte. Das neue Modell, das schlicht "S" heißt, ist eine Eigenentwicklung mit einigen Superlativen. So sorgen die Batterien des viertürigen und 2,1 Tonnen schweren Luxus-Sportcoupes theoretisch für maximal 480 Kilometer Reichweite, verspricht der Hersteller. So weit fährt mit einer Batterieladung derzeit kein anderes Serien-Elektroauto. Allerdings zeigen langfristige Tests auch immer wieder, dass diese Angaben in der Realität kaum zu schaffen sind. Quelle: PR
Diesmal soll es - anders als beim Roadster - keine Kleinserie werden, sagt der Hersteller. Und schon jetzt liegen angeblich 13.000 Vorbestellungen vor. Für Europa sind davon 3.000 bestimmt. Eine gewisse Exklusivität ist also garantiert. Dabei nennt Tesla bisher noch nicht einmal einen offiziellen Preis für den deutschen Markt, allerdings sollen sich die Kurse an den amerikanischen Listen orientieren. Quelle: PR
Die Motorleistung der Grundversion steht noch nicht fest, dafür stellt Tesla derzeit seine Spitzenversion ganz in den Vordergrund. Die kostet 97.000 Dollar (rund 75.000 Euro) und wartet mit einem 85 Kilowattstunden-Akku auf. Der bringt 310 kW bzw. 421 PS Power und 600 Newtonmeter Drehmoment an die Hinterachse. Quelle: PR
Dass bei einem so futuristischen Auto wie dem Tesla S keine Kontrolle mehr analog funktioniert, versteht sich fast von selbst. Quelle: PR
Das gigantisch große 17-Zoll-Touchscreen dominiert den Innenraum. Quelle: PR
Beeindruckend gestalten sich die Fahrleistungen des 421 PS starken Topmodells. Quelle: PR
Das Staufach unter der Fronthaube fasst 150 Liter. Quelle: PR

Schalten und walten

Der Tesla fährt sich so leicht wie ein Autoscooter, nur ohne Stromabnehmer: Reinsetzen, den Ganghebel am Lenkrad (der wie einige andere Schalter von Mercedes stammt) auf „D“ gedrückt – und ab geht die Post. Obwohl Newcomer im Automobilbau, haben die Amerikaner bereits ein erstaunlich hohes Qualitätsniveau erreicht.

Auch Fahrtkomfort und Handling des luftgefederten Model S beeindrucken. Auch in schnellen Kurven liegt der Tesla dank seines tiefen Schwerpunkts sicher auf der Straße. Sobald der Fahrer den Fuß vom Fahrpedal nimmt, wechselt der Generator in den sogenannten Rekuperationsmodus. Der lädt mit der Bewegungsenergie die Batterie – und wirkt wie eine Motorbremse.

Der Porsche braucht sich aber nicht zu verstecken. In puncto Verarbeitung, Fahrdynamik, Komfort und Bremsverhalten ist er dem Tesla überlegen. Zudem verfügt der Panamera über Assistenzsysteme, an die man bei Tesla noch gar nicht gedacht hat.

Geld und Kapital

Frentzen ist nach Abschluss des Tests hin- und hergerissen. „Im Panamera arbeitet der beste Hybridantrieb, der derzeit zu kriegen ist.“ Er biete eine Menge Fahrspaß und sorge für einen vergleichsweise niedrigen Kraftstoffverbrauch (siehe Kasten oben). „Aber der Tesla ist das coolere Auto.“ Wer – wie Frenzen – Strom selbst produziert, fährt damit beinahe kostenlos. Aber auch wer Strom aus dem Netz zieht, hat niedrigere Betriebskosten als der Porsche-Fahrer. Demgegenüber steht ein Wertverlust, der nach Prognosen von Experten nach drei Jahren 30 Prozent höher sein dürfte als beim Porsche. Frentzen: „Die Rechnung muss jeder selbst lösen.“

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